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Die Merowinger - Zorn der Götter

Die Merowinger - Zorn der Götter

Titel: Die Merowinger - Zorn der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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sehe schon, meine Töchter … ich sehe, dass ihr bereit seid! Ich hoffe, ihr habt alles verstanden …«
    Ein helles Gelächter antwortete dem gelehrten Bischof. Albilas hatte während seines Sermons dezent vermieden, die Täuflinge anzusehen, die ihre Kleider ablegten. Nun waren auch die Hemden gefallen, und die Schwestern standen am Beckenrand, bereit und entschlossen, nackt vor das Antlitz Gottes zu treten und sich ihrer Sünden zu entledigen, deren sie manche zu bereuen hatten. Lanthild steckte schon mal eine Zehe ins Wasser. Audo beugte sich vor, um an ihrem Spiegelbild im Becken festzustellen, ob sie für Gottes strenges Auge auch schön genug sei.
    Der junge Bischof errötete heftig. Erschrocken stellte er fest, dass der plötzliche Anblick der unverhüllten Brüste, Schenkel, Bäuche und Liebesgärtchen unter seiner Stola eine unfromme Regung verursachte. Diese Regung wurde so stark, dass er fürchten musste, sie könnte bemerkt werden. So beeilte er sich mit der heiligen Handlung. Er bat die Schwestern, die Stufen hinabzusteigen, und sprach ihnen das Taufgelöbnis vor.
    Dreimal tauchten sie unter und wieder auf, und er betupfte ihre Stirnen mit Salböl. In aller Unschuld waren sie wiedergeboren. Der Bischof verzog sich nun rasch in die Sakristei. Zum Glück fand er einen Bottich mit Weihwasser vor. Dort hinein steckte er den frechen Teufel und kühlte ihn ab, so dass er schrumpfte und sich geschlagen gab.
    Die gute Sache hatte für diesmal gesiegt, wenn auch knapp.

Kapitel 5
    Wie Lanthild befürchtet hatte, ließ die Königin Chlotilde ihrer Umgebung keine Zeit, sich allmählich an sie zu gewöhnen. Vom Tage ihrer Hochzeit an konnte niemand mehr darüber im Zweifel sein, wer nun die Erste an Chlodwigs Hof war. Die schmale, zarte Burgunderin mit den dunklen Augen, die mal freundlich und mild, mal beseligt und schwärmerisch, aber dann auch wieder streng und durchdringend blicken konnten, flößte bald nicht nur der Dienerschaft Respekt ein.
    Ihr Tagesablauf folgte einem wohlüberlegten Plan, von dem sie kaum jemals abwich. Er sah Arbeit, Muße und Unterhaltung vor, und viel Zeit widmete sie ihren Pflichten als Christin. Wer mit ihr zu tun hatte, musste sich dem irgendwie anpassen, mit Ausnahme des Königs natürlich. Doch selbst Chlodwig gewöhnte sich daran, gewisse Rücksichten zu nehmen.
    Wenn er früher Lust auf einen Ausritt oder eine Bootsfahrt hatte, war es ihm nie in den Sinn gekommen, jemanden, der ihn dabei begleiten sollte, nach seinem Einverständnis zu fragen. Jetzt schickte er zur Königin und ließ fragen, ob ihr dies oder jenes genehm sei. Wenn er mit üblichem Gepolter in ihre Gemächer trat und fand sie in der Ecke vor ihrem Betpult kniend, ging er auf Zehenspitzen wieder hinaus, setzte sich im Vorzimmer zu den Mägden und wartete geduldig, bis sie Zeit für ihn hatte. Solche Vorfälle waren sofort Palastgespräch, und da das Verhalten des Königs in jeder Beziehung Maßstab war, gingen nun alle auf Zehenspitzen, wenn Frau Königin Andacht hielt.
    Sie hatte sich einen kleinen Hofstaat aus Genf mitgebracht, der ständig um sie war. Dazu gehörten einige fromme Aristokratinnen gesetzten Alters, der schon früher erwähnte Musiklehrer und Vorleser, und mehrere Geistliche, darunter der Diakon Chundo. Diese Leute begleiteten sie bei der Umsetzung ihres Tagesplans und erinnerten sie auch manchmal daran, dass nichts vergessen wurde.
    Alle hielten morgens und abends mit ihr die Andacht, die Frauen standen vormittags während der Arbeitsstunden am Webstuhl oder saßen neben ihr am Stickrahmen, der Musiklehrer begleitete nachmittags ihren Gesang auf der Leier und las anschließend vor, gewöhnlich aus dem Origenes, dem Chrysostomos oder dem Augustinus, doch manchmal auch aus dem Homer oder dem Vergil. Zu dem Kreis um die Königin gesellte sich fast immer auch Albofleda, die ihre neue Schwägerin bewunderte und die sogar manchmal heimlich (denn Chlodwig durfte es nicht wissen) an den Gottesdiensten teilnahm. 
    Gleich nach der Hochzeit schrieb Chlotilde ihrem Onkel, dem König Godegisel, er möge ihr für eine gewisse Zeit seinen Hofarchitekten Philippus schicken, für den sie große und schöne Aufgaben habe. Der traf auch umgehend ein und wurde schnell zu einem der Wichtigsten im Hofstaat der Königin.
    Chlotilde wünschte große Umbauten an dem alten, weiträumigen, unbequemen Palast. Es sollten Wände eingezogen werden, um kleinere, gemütliche Räume zu schaffen. Sie wollte eine Dachterrasse

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