Die Merowinger - Zorn der Götter
ergeben könnten. Doch mit dem Hinweis auf die Strenggläubigkeit und Romtreue ihrer neuen Verwandten, der Königin, goss er nur Öl ins Feuer ihrer Begeisterung. Lanthild verlangte, sofort getauft zu werden.
Dieser Gedanke gefiel auch Audo – sie wollte gemeinsam mit ihrer geliebten Schwester ins Taufbad. Der Bischof machte auch dazu anfangs Einwendungen, denn es war ja nicht üblich, ohne gründliche Vorbereitung einen so wichtigen, das Leben verändernden Schritt zu tun.
Doch die Schwestern beharrten auf ihrer Idee und bedrängten ihn so, dass dabei sogar der Wagen ins Schwanken geriet. Schließlich gab Albilas nach. Es handelte sich um Königstöchter, die nun einmal ihren eigenen Willen hatten. Der Herr im Himmel würde die Ausnahme billigen.
Das arianische Glaubensbekenntnis hatte in diesem letzten Jahrzehnt des fünften Jahrhunderts auch im Frankenreich noch viele Anhänger. Syagrius hatte es sogar gefördert, um den arianischen Goten und Burgundern keinen Anlass zu geben, etwa bedrängten Glaubensbrüdern »zu Hilfe« zu kommen.
Seit Chlodwigs Sieg waren die Christen beider Richtungen sich selbst überlassen, weil dem König ihre Religion und erst recht ihr Gezänk um die gültige Lehrmeinung gleichgültig war. Da die Franken auch keine Anstalten machten, die Bevölkerung des eroberten Landes zu ihrem eigenen, aus Germanien mitgebrachten Götterglauben zu bekehren, war gemeinsamer Widerstand nicht nötig, und so widmeten sich die »Christianer« weiterhin ungehemmt ihren Streitigkeiten. Die römisch-katholische Richtung gewann jetzt allerdings stark an Boden, weil sie vor allem in den Städten ihre Stützpunkte und mit dem weithin bekannten Remigius einen begnadeten Agitator hatte. Doch die Arianer behaupteten sich und hatten auf dem Lande und in der gallorömischen Aristokratie noch eine beträchtliche Anhängerschaft.
Die Gemeinde, die Albilas mit den Schwestern besuchte, genoss die Förderung eines sehr reichen Gutsherrn. Natürlich war der Priester hocherfreut, als er hörte, dass die Schwestern des Königs in seiner Kirche getauft werden wollten. Für die Arianer im Frankenreich gab ja Chlodwigs Heirat mit einer römisch-katholischen Christin viel Anlass zur Besorgnis. Dies war nun sicher ein Hoffnungszeichen.
Die kleine Kirche besaß sogar ein Baptisterium mit einem Taufbrunnen. Das Wasser kam von einer nahen Quelle. So konnte das Ritual nach dem älteren Brauch vollzogen werden, durch Untertauchen und nicht nur durch Besprengen.
Albilas führte die Schwestern hinein. Und während sie schon mal an Fibeln und Spangen nestelten und sich zu entkleiden begannen, gab er ihnen noch schnell eine Unterweisung. Sie enthielt freilich nur das Allernotwendigste.
»Ihr müsst wissen und bekennen, meine Töchter, dass Gott der Allmächtige ewig und kein anderer ihm gleich ist. Gott allein ist ungezeugt und hat das Sein aus sich selbst. Auch der Sohn, unser geliebter Herr Jesus, ist ihm dem Wesen nach ungleich. Er ist nicht wahrer Gott und nicht ewig wie der Vater, denn es gab eine Zeit, da er noch nicht war. Er ist auch nur ein Geschöpf, freilich das erste und vollkommenste und selber Prinzip der Weltordnung, aber doch gleich allen anderen Geschöpfen durch den Willen Gottes aus nichts hervorgegangen. Sofern er den Vater nicht vollkommen erkennt, ist er sogar beschränkt und dies auch in sittlicher Beziehung, denn er ist von Natur des Bösen fähig und nur durch die freie Entscheidung seines Willens unwandelbar gut.
Aufgrund seiner sittlichen Beharrlichkeit erweist ihm Gott aber immer reichere Gnaden und lässt ihn an seiner Vernunft und Weisheit teilhaben. So kann er Sohn Gottes und Verkünder seines Wortes genannt werden.
Dies, meine Töchter, lehrte uns Arius, den die sogenannten Homoeusiasten auf dem Konzil zu Nicaea verdammten, indem sie die Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater behaupten. Doch wurde bald darauf auf der Synode zu Antiochia von den Homoeusiasten nur noch die Wesensähnlichkeit behauptet, was einen ersten Sieg der arianischen Lehre bedeutete. Die strengen Arianer gingen bald aber noch weiter und erklärten sich zu Anomoeusiasten, das heißt Anhänger der Wesensunähnlichkeit, wobei sie von den Heteroeusiasten, den Vertretern der Andersartigkeit, unterstützt wurden. Zwischen Anomoeusiasten und Homoeusiasten, die man später auch Semiarianer nannte, kam es bald zu heftigen Kämpfen, was schließlich auf der Synode von Sirmium … oder war es auf der Synode zu Ariminum … Aber ich
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