Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Merowinger - Zorn der Götter

Die Merowinger - Zorn der Götter

Titel: Die Merowinger - Zorn der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
Vom Netzwerk:
er sagte: ›Das ist eine alte Geschichte. Sein Vater, der König Childerich, hat meine Schwestern geschändet und ermordet. Er kam davon. Doch ich schwor, die Blutrache nachzuholen, die mein Vater aus Feigheit unterließ. Und sie an Childerichs Sohn zu vollziehen.‹«
    »Ich wusste es«, murmelte Chlodwig. »Erst ahnte ich es. Dann war es mir klar.«
    »Er sagte, er hätte es schon als Knabe versucht. Doch es gelang nicht, und er verlor dabei sogar das Auge. Dann versuchte er, dich in der Waldburg bei Tournai zu töten.«
    »Ich überwand ihn. Und ließ mich dann von ihm täuschen.«
    »Er meinte, noch öfter hätte er es tun können. ›Aber ich schob es auf‹, sagte er, ›weil Chlodwig mich zu seinem Feldherrn machte und weil ich noch eine andere Untat vergelten musste. Dazu war im Krieg gute Gelegenheit. Diese Arbeit ist noch nicht ganz getan, aber ich werde jetzt ungeduldig. Mit seinem Auftrag, die Merowinger zu töten, bekomme ich für das erste Verbrechen Genugtuung. Soll aber ausgerechnet er verschont werden?‹«
    »Ich glaubte tatsächlich, die vielen anderen würden genügen!«, sagte Chlodwig, höhnisch auflachend.
    »Ich flehte ihn an, dich am Leben zu lassen, und darauf sagte er: ›Das tat ich ja schon, indem ich heute Nacht den Dolch wieder einsteckte. Ich schlich ihm nach, weil ich dachte, wenn du erst Merowingerköpfe gesammelt hast, ist Childerichs Verbrechen gesühnt. Dann wirst du träge, und am Ende kommt er davon. Deshalb wollte ich es gleich tun. Aber als ich hinter der Tür stand und lauschte, kam mir ein anderer Gedanke.‹ Er hatte nämlich gehört, wie du mir sagtest … wie du mir immer wieder …«
    »Ich weiß. Daran glaubte ich auch in dem Augenblick.«
    »›Wenn er dich liebt‹, sagte er zu mir, ›umso besser! Dann werde ich seine geliebte Gemahlin schänden! Das ist ebenso viel wert wie ihn umbringen. Und hat den Vorteil, dass man es immer wieder tun kann!‹ Seine Worte waren …«
    »Nun? Wie? Was waren seine Worte?«
    »Er sagte: ›Wenn ich diesen Speer in dich hineinstoße, werde ich jedes Mal denken, dass ich sein Herz treffe!‹«
    »Das hat er gut gesagt!«, rief Chlodwig mit widerwilliger Anerkennung. »Und weiter? Weiter?«
    »Und damit fiel er mich an und rang mich nieder. Ich wehrte mich, so gut ich konnte. Aber während wir kämpften, drohte er: ›Wenn du nicht nachgibst, muss ich doch noch sein Blut vergießen!‹ Da gab ich meinen Widerstand auf. Und hinterher sagte er: ›Wage nicht, es ihm zu gestehen, wenn er herkommen sollte! Ich werde dann auf jeden Fall schneller sein. Und dann werdet ihr beide sterben!‹«
    »Ist das nun alles?«
    »Er kam immer wieder, über ein Jahr lang. Und jedes Mal, wenn er ging, stieß er dieselbe Drohung aus. Erst als ich schwanger wurde, blieb er fort. Das Kind war kräftig, aber nun ist es tot. Die kleinen Kinder sterben schnell, doch ich glaube, sie haben es umgebracht. Ich versuchte gestern Nacht, wach zu bleiben, weil ich es ahnte. Doch dann schlief ich kurz ein. In dieser Zeit muss es eine der Frauen erstickt haben. Ich glaube aber, sie ist nicht schuldig. Er hat wohl auch sie mit dem Tode bedroht.«
    Chlodwig schwieg lange, während Sunna leise weinte und nur ab und zu aufschluchzte.
    »Die Götter strafen uns«, sagte er schließlich gedankenverloren. »Dich … und auch mich. Wir haben sie erzürnt, und so bringen sie um, was wir gezeugt und geboren haben.«
    Er sah sie an und blickte an ihr hinunter. Behutsam legte er eine Hand auf ihren Busen, der das einfache, enge Wollkleid zum Zerreißen spannte.
    »Nun hast du da drinnen Nahrung im Überfluss. Und was machst du damit?«
    »Es gibt arme Frauen«, sagte sie, »die wenig Milch haben. Sie können sich keine Amme leisten, und ihre Kinder sterben an Unterernährung. Ich könnte eines retten.«
    »Jaja«, sagte er, »als Amme könntest du eines retten.« Auf einmal hob er den Kopf und rief: »Ja! Vielleicht könntest du das! Vielleicht ist es noch nicht zu spät, und es ist noch am Leben!«
    »Was meinst du? Ein Kind …«
    »Mein Sohn! Mein Sohn Chlodomer! Als ich abfuhr, lag er im Sterben. Er fieberte, hustete. Seine Mutter ist schwach. Sie nährte ihn schlecht, betete nur noch zu ihrem Gott, der nicht helfen kann. Aber vielleicht … vielleicht ist noch Hoffnung! Die Götter könnten versöhnt werden, wenn du es nährst … das Kind deines rechtmäßigen Gemahls!«
    Chlodwig redete weiter. Er begeisterte sich an seinem Einfall. Schließlich war er felsenfest

Weitere Kostenlose Bücher