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Die Messerknigin

Titel: Die Messerknigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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ehrlich sagen, dass einige Punkte Ihres Treatments nicht ganz unproblematisch sind. Diese Manson-Sache … na ja, wir haben Zweifel, ob das ankommt. Könnten wir ihn rausnehmen?«
    »Aber nur um ihn geht es doch. Ich meine, der Roman heißt Menschensöhne . Manson – Menschensohn. Er handelt von ihm und seinen Kindern. Wenn Sie ihn rausnehmen, bleibt nicht viel übrig, oder? Ich meine, das ist das Buch, das Sie gekauft haben.« Ich hielt es hoch, damit sie es sehen konnte. Meinen Talisman. »Manson rauszuschmeißen wäre wie … ich weiß nicht. Als würde man eine Pizza bestellen und sich dann beschweren, weil sie flach und rund ist und Tomaten und Käse drauf sind.«
    Sie gab keinerlei Anzeichen, dass sie auch nur ein Wort gehört hatte, sondern fragte: »Was halten Sie von When We Were Badd als Titel? Mit zwei Ds in Badd.«
    »Keine Ahnung. Für diesen Film?«
    »Wir wollen nicht, dass die Leute denken, es sei irgendwas Religiöses. Menschensöhne . Es klingt, als wäre es irgendwie antichristlich.«
    »Na ja, ich habe schon irgendwie angedeutet, dass die Macht, von der die Manson-Kinder besessen sind, eine Art Dämon ist.«
    »Wirklich? Das haben Sie gesagt?«
    »Im Roman.«
    Sie bedachte mich mit einem mitleidigen Blick von der Sorte, die nur Leute zustandebringen, die wissen, dass Romane – wenn überhaupt – nur eine einzige Daseinsberechtigung haben: als unverbindliche Filmvorlagen.
    »Tja, ich fürchte, das Studio würde das als unpassend empfinden.«
    »Wissen Sie, wer June Lincoln war?«, fragte ich sie.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »David Gambol? Jacob Klein?«
    Sie schüttelte wieder den Kopf, ein bisschen ungeduldig. Dann gab sie mir eine getippte Liste von Details, die ihrer Ansicht nach der Nachbesserung bedurften, was auf so ziemlich alles hinauslief. Die Liste war an : mich und eine Reihe weitere Leute, deren Namen mir nichts sagten, und von : Donna Leary.
    Ich sagte, danke schön, Donna, und fuhr dann zurück ins Hotel.

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    Den Rest des Tages war ich düsterer Stimmung. Dann kam mir eine Idee, wie ich das Treatment umarbeiten konnte, sodass Donnas Beanstandungen samt und sonders behoben würden.
    Ein weiterer Tag Denkarbeit, ein paar Tage Schreibarbeit und schließlich faxte ich das dritte Treatment ans Studio.
    Pious Dundas brachte mir sein Sammelalbum, als er zu dem Schluss gekommen war, dass ich mich wirklich für June Lincoln interessierte – benannt, wie ich herausfand, nach dem Monat und dem Präsidenten und 1903 mit dem bürgerlichen Namen Ruth Baumgarten geboren. Es war ein in Leder gebundenes, altes Sammelalbum und hatte die Größe und das Gewicht einer Familienbibel.
    Sie war vierundzwanzig gewesen, als sie starb.
    »Ich wünschte, Sie hätten sie sehen können«, sagte Pious Dundas. »Ich wünschte, ein paar ihrer Filme hätten überlebt. Sie war so großartig. Sie war der größte Star von allen.«
    »War sie eine gute Schauspielerin?«
    Er schüttelte entschieden den Kopf. »Nein.«
    »War sie eine besondere Schönheit? Wenn ja, kann ich es jedenfalls nicht sehen.«
    Er schüttelte wieder den Kopf. »Die Kamera liebte sie, das steht fest. Aber das war es nicht. In jedem Film gab es ein Dutzend Komparsen, die hübscher waren als sie.«
    »Was war es dann?«
    »Sie war ein Star.« Er hob die Schultern. »Sie hatte das, was es ausmacht, ein Star zu sein.«
    Ich blätterte weiter: Zeitungsausschnitte, Besprechungen von Filmen, die mir völlig unbekannt waren, Filme, die mitsamt den Negativen vor langer Zeit verloren gegangen waren, verlegt oder von der Feuerwehr vernichtet, weil Nitratnegative eine so berüchtigte Feuergefahr darstellten. Dann Ausschnitte aus Filmzeitschriften: June Lincoln in Aktion, June Lincoln in der Drehpause, June Lincoln am Set zu Das Hemd des Pfandleihers , June Lincoln in einem riesigen Pelzmantel – der das Foto irgendwie deutlicher datierte als der seltsame Pagenkopf oder die unvermeidliche Zigarette.
    »Haben Sie sie geliebt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht wie man eine Frau lieben würde …«, sagte er.
    Es war einen Moment still. Dann streckte er die Hand aus und blätterte die nächste Seite um.
    »Und meine Frau hätte mich umgebracht, wenn sie mich das hätte sagen hören …«
    Wieder ein kurzes Schweigen.
    »Doch. Magere, tote, weiße Frau. Ich schätze, ich habe sie geliebt.«
    »Aber für Sie ist sie nicht tot, oder?«
    Er schüttelte den Kopf. Dann ging er. Aber er ließ mir das Album da.
    Das Geheimnis hinter dem »Traum des

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