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Die Messermacher (German Edition)

Die Messermacher (German Edition)

Titel: Die Messermacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mehnert
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ich will auch nicht lange stören. Ich wollte eigentlich nur kurz mit ihrem Großvater sprechen und da er nicht in der Werkstatt war, dachte ich, dass nach so einer Beerdigung die Familie bestimmt zusammen ist.“ 
    „Im Grundsatz ist das richtig, lieber Herr Kiss, doch mein Großvater hat es vorgezogen, heute doch lieber alleine zu sein“, schnappte Nora mit einem Gesicht, in dem Joska eine maßlose Enttäuschung lesen konnte. Instinktiv griff der junge Mann nach Noras Arm und sagte eindringlich: 
    „Das tut mir wirklich leid, Fräulein Angerer. Ich weiß inzwischen, wie viel Ihnen Ihr Opa bedeutet, aber in der Trauer machen die Menschen manchmal seltsame Sachen.“ Erst jetzt hatte er bemerkt, wie sein Gegenüber etwas pikiert auf seine Hand starrte und er ließ die junge Frau augenblicklich wieder los.  
    „Tut mir leid“, stammelte Joska Kiss, „ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.“ 
    „Schon gut …“, murmelte Nora, „Sie haben ja recht. Seit Oma tot ist, ist mein Großvater nicht mehr der Selbe. Er macht komische Dinge und benimmt sich seltsam. Aber da müssen wir wohl durch und hoffen, dass das bald wieder besser wird, nicht wahr?“ 
    „Ja … wie sagt man so schön: Die Zeit heilt alle Wunden …“, brachte Joska mühsam hervor, denn er hatte nun eigentlich keinen Grund mehr, noch länger hier zu bleiben, aber gehen wollte er auch noch nicht. Umso erfreuter war er, als die Rothaarige ihn plötzlich aufforderte: 
    „Kommen Sie doch endlich rein, Herr Kiss. Oder wollen Sie hier Wurzeln schlagen?“ 
    Verdutzt schaute Joska Nora an, als könne er nicht glauben, was er da gerade gehört hatte. Warum wollte sie, dass er blieb, wo doch sein gewünschter Gesprächspartner nicht da war. Doch die junge Dame packte ihn kurzerhand am Arm und zog ihn in die Wohnung und mit dem Fuß stieß sie die schwere Holztüre hinter ihm zu.  
    „Aber …“, stammelte der Kripo-Beamte, der nicht wusste, was er jetzt noch sagen sollte. Doch diese hübsche Nora hatte sich wohl in den Kopf gesetzt, ihn auszufragen, denn sie sprudelte gleich los, als sie im Wohnzimmer alleine beisammen saßen.  
    „Was wollten Sie denn von meinem Großvater?“, fragte sie rundheraus. Ihrer Familie hatte sie gesagt, sie wolle Herrn Kiss über seine Arbeit als Kriminalbeamter ausfragen, wenn sie nun schon mal einen im Haus hätte – als Krimi-Fan musste sie doch diese einmalige Gelegenheit wahrnehmen. Ihre Familie hatte das geglaubt und ließ sie nun mit ihrem Besuch alleine. Nur Marianne hatte etwas seltsam dreingeschaut, als sie vom Besuch dieses Kripo-Beamten gehört hatte.  
     
    Der junge Herr Kiss indessen wand sich wie ein Aal, weil er nicht wusste, ob er Nora von seinem Verdacht erzählen sollte, oder nicht. Immerhin zählte sie als Familienangehörige ja auch irgendwie zum Kreis der Verdächtigen, sollte sich herausstellen, dass an dem Fall doch etwas dran war und er womöglich wieder aufgerollt wurde. Andererseits war es bestimmt von Vorteil, wenn sich die Familie weiterhin in Sicherheit wiegte und von seinen heimlichen Ermittlungen nichts mitbekam. Nicht einmal seine Chefin wusste, dass er immer noch hier herumschnüffelte. Deshalb überwand er sich, sein interessiert dreinblickendes Gegenüber doch anzulügen: 
    „Ich wollte Ihren Großvater fragen, ob er mir das Imkern beibringen könnte. Uns hat der Honig so gut geschmeckt, dass meine Familie und ich uns überlegt haben, selbst das Imkern anzufangen.“  
    Wie kann man nur so schamlos lügen, ohne dabei rot zu werden? fragte sich Joska und Nora dachte das Gleiche, denn sie spürte instinktiv, dass das nicht der wahre Grund war, warum Herr Kiss zu ihnen gekommen war. Doch sie säuselte honigsüß: 
    „Dazu brauchen wir meinen Opa gar nicht, das kann ich Ihnen auch zeigen. Ich weiß alles über die Bienen und die Honigherstellung. Wenn Sie wollen, können wir gleich hinters Haus gehen, denn da stehen die Kästen momentan.“  
    Dass ihr Besuch mit dieser Antwort nicht gerechnet hatte, konnte man ihm im Gesicht ablesen, doch Joska versuchte, es geschickt durch seine zur Schau gestellte Begeisterung zu kaschieren: 
    „Wunderbar! Damit hätte ich nun nicht gerechnet, dass ich von so einer hübschen jungen Dame das Imkern gezeigt bekomme! Heute muss mein Glückstag sein!“  
    „Sieht so aus … also … wollen wir?“, fragte Nora und war nun doch ein bisschen aufgeregt, denn das letzte Mal, als sie ihrem Opa über die Schulter geschaut hatte, war schon

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