Die Messermacher (German Edition)
Fenster geschaut und sich gefragt hatte, was dieser Afrotyp da im Garten der Machmuths gemacht hatte? Ich kannte die Familie, denn ihnen gehörte der kleine Blumenladen, in dem ich öfter mal einen frischen Blumenstrauß gekauft hatte, wenn Reno zu Besuch kam. Schlagartig war meine gute Laune dahin und ich dachte wehmütig daran zurück. Mit hängendem Kopf schlurfte ich nun zurück zu meinem toten Freund und dessen Hund, der inzwischen ganz sicher am Verhungern war. In welch groteske Situation ich mich doch gebracht hatte! Wie würde es weitergehen und konnte ich es tatsächlich schaffen, ungestraft davonzukommen und ganz normal weiterzuleben?
Mit letzter Kraft schleppte ich mich auf mein Grundstück, nur um dann mit Napf, Knochen und Spielball unschlüssig vor meinem eigenen Haus zu stehen. Was sollte ich nun tun? Einfach reingehen und warten, was passiert? Momentan war es ruhig im Haus. Wahrscheinlich schlief Moritz schon wieder, was hätte er auch sonst tun sollen? Außerdem war er schwerhörig, das wusste ich auch von Reno und somit hatte er mich wahrscheinlich noch gar nicht gehört. Ich könnte mich auch durch den Kellereingang hochschleichen, ihm den Napf hinstellen und mich dann erst mal wieder verkrümeln. Wenn er satt war, war er vielleicht umgänglicher, aber andererseits sollte er schon sehen, dass ich es war, der ihm da was zum Fressen hingestellt hatte, oder? Das war doch eigentlich der Sinn der Sache. Also reinschleichen, sich bemerkbar machen und dann für den Hund sichtbar den Napf hinstellen? Oh Mann, wenn ich mich nur mit Hunden auskennen würde! Aber wahrscheinlich nützte es einem in so einer Ausnahmesituation auch nichts, wenn man ein Hundekenner war und so musste ich mich einfach auf meinen Instinkt verlassen und hoffen, das Richtige zu tun!
Wenn ich nur die Möglichkeit gehabt hätte, in Renos Auto zu schauen. Vielleicht hatte er ein paar gebrauchte Klamotten drin liegen. Die hätte ich mir dann anziehen können, eventuell hätte das den Hund besänftigt. Aber ich kam ja nicht an den Autoschlüssel ran … außer der Hund lag gar nicht mehr auf seinem Herrchen? Aber um das herauszufinden musste ich ins Haus! Es half ja alles nichts – ich musste meinen ganzen Mut zusammennehmen, mir meine Angst nicht anmerken lassen und einfach da rein gehen! Das war immerhin mein Haus! Doch zur Sicherheit holte ich aus der Garage noch einen alten Besenstil und ich war wild entschlossen, diesen auch als Waffe zu benutzen, sollte das erforderlich werden. So gerüstet schlich ich dann aufs Haus zu, bevor mir bewusst wurde, dass der Hund erstens taub war und es zweitens auch in Hundeaugen sehr merkwürdig wäre, wenn ich nicht ganz normal das Haus betrat. Also atmete ich nochmals tief durch und drückte dann entschlossen die Klinke herunter. Vorsichtig schob ich die Türe auf und schaute hinein in den dunklen Flur. Sehen konnte ich nichts, dazu war es zu finster, aber hören konnte ich auch nichts. Ob ich einfach das Licht einschalten sollte oder würde das den Moritz zu sehr erschrecken? Andererseits war es doch normal, dass Menschen des Nachts Licht anmachten … also los, ermahnte ich mich. Mach endlich das Licht an und schau nach, wo der Hund steckt. Ich knipste also das Flurlicht an und augenblicklich kam der Moritz aus der Besenkammer gestürmt und rannte direkt auf mich zu. In Panik riss ich den Besenstil nach oben und ich hätte mich damit verteidigt, doch das war wohl nicht nötig. Denn Moritz blieb in gebührendem Abstand plötzlich stehen und blickte mich mit fragenden Augen, aber schwanzwedelnd an. Schwanzwedeln! Das bedeutete doch, dass er mir freundlich gesinnt war, soviel wusste ich und so ließ ich den Besenstil langsam wieder sinken.
„Braver Hund“, murmelte ich zunächst unsicher, doch als Moritz immer noch wedelte und den Kopf etwas schief hielt, wurde ich mutiger und stellte ihm den Fressnapf vor die Nase. Dabei redete ich weiter freundlich auf ihn ein, doch leider fasste er nicht so viel Vertrauen, dass er zu fressen anfangen wollte. Er kam auch nicht näher und als ich einen Schritt auf ihn zumachte, ging er rückwärts. So einfach würde das also nicht werden und so beschloss ich, ihn einfach zu ignorieren und ins Bett zu gehen. Mal sehen, ob der Napf morgen wirklich noch voll war. Als ich jedoch zu Reno gehen wollte, um ihn aus der sitzenden Position zu befreien und ihn hinzulegen, damit er besser in die Grube passte, ließ mich Moritz nicht zu ihm. Schöner Mist!
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