Die Messermacher (German Edition)
und als er hier zu Besuch war, ist er auch mal zum Einkaufen damit ins Dorf gefahren. Das kleine Ding musste noch irgendwo in der Garage stehen. Ich ging also nach draußen und schloss hinter mir die Wohnungstüre ab. Zu meinem Glück fand ich das Fahrrädchen auch gleich und schwang mich noch in der dämmrigen Garage darauf, um nun endlich loszufahren, doch daraus wurde nichts, denn das blöde Ding hatte nicht nur einen Platten, sondern sogar zwei! Was für ein Scheißtag war das heute nur? Hatte ich überhaupt eine Luftpumpe? Da ich nicht sofort eine finden konnte, beschloss ich wütend, doch meinen Wagen zu nehmen, etwas außerhalb zu parken und den Rest dann zu Fuß zu laufen. Entgegen meinen sonstigen Gewohnheiten steckte der Autoschlüssel diesmal nicht im Zündschloss und ich stapfte wütend zurück zum Haus – total vergessend, dass hier ja ein alter Hund friedlich schlief, das heißt - geschlafen hatte, denn nach meinem stürmischen Eindringen ins Haus lief er mir knurrend entgegen! Oh nein! Der musste jetzt ja denken, dass ich ein Eindringling und nicht etwa der Hausherr war! Er hatte mich ja noch gar nicht gesehen! Bevor Moritz mir zu nahe kommen konnte, hastete ich wieder nach draußen und schlug die Türe hinter mir zu. Verdammter Mist! Was sollte ich jetzt tun? Musste ich etwa doch die ganze Strecke zu Fuß zurücklegen und nachher hoffen, dass ich das Tier mit einem guten Futter besänftigen konnte? Was war das alles nur für ein Albtraum!
Und wenn ich nun einfach abhauen und den Köter seinem Schicksal überlassen würde?
Aber nein! Das ging ja auch nicht. Irgendjemand würde hier sicher mal vorbeilaufen und den Hund dann bellen hören und sich vielleicht wundern, warum ich alter Hundehasser nun doch auf den Hund gekommen war. Natürlich konnte es auch jemand sein, der mich nicht kannte und sich über das Bellen gar nicht wundern würde. Aber da war ja auch noch das Problem mit der frischen Leiche. Die musste ich doch auf jeden Fall noch entsorgen, ich konnte sie ja schlecht einfach so hier liegen lassen. Oder würde der Hund anfangen, seinen Herrn zu fressen, wenn er nichts anderes bekam? Oh Gott! Welch ekliger Gedanke! Und das in meinem Haus! Nein! Ich musste eine andere Lösung finden und deshalb machte ich mich trotz meiner immer mehr schmerzenden Muskeln auf den Weg ins Dorf. Ich wählte den Weg durch den Wald, um möglichst wenig Menschen zu begegnen. Jetzt in der Dunkelheit waren sowieso nur noch ein paar Jogger unterwegs und die hörte ich meistens schon von weitem und konnte mich rechtzeitig in die Büsche schlagen. In meinem Aufzug würde mich zwar niemand erkennen, aber sicher war besser. So kam ich unbehelligt ins Dorf, doch vor dem kleinen Supermarkt schnallte ich erst, dass es ja schon nach 20 Uhr war und der natürlich schon seit zwei Stunden geschlossen hatte! Was war nur mit mir los? Konnte ich gar nicht mehr richtig denken? Was jetzt? Vielleicht in den nächsten größeren Ort trampen und bei einer Tankstelle einkaufen? Hatten die überhaupt Hundefutter? Während ich darüber nachgrübelte, ob mich jemand mit dieser unmöglichen Frisur überhaupt mitnehmen würde, hörte ich neben mir in einem Garten eine weibliche Stimme rufen:
„Du verwöhntes Hundetier! Wenn du das nicht fressen willst, hast du auch keinen Hunger. Jetzt komm rein!“ Dann hörte ich noch eine Türe schlagen und danach war Ruhe. Das Grundstück wurde nur spärlich von der Straßenlaterne beleuchtet, doch ich hatte erkennen können, dass die Frau den Hundenapf nicht mit hinein genommen hatte.
Das war meine Chance!
Ich musste nur diesen Napf klauen und schon hatte ich was für Moritz, um ihn zu bestechen und somit hoffentlich wieder in mein Haus zu kommen. Ich wartete noch ein Weilchen ab, ob sich hier noch irgendetwas tat und schlich um den Zaun herum, um einen Hintereingang zu finden oder vielleicht sogar ein Loch, durch das ich hindurch kriechen konnte. Doch dann fiel mir ein, dass ein Grundstück, auf dem ein Hund war, sicher keine Lücke im Zaun hatte. Also doch durch irgendein Tor rein, den Napf geschnappt und schnell wieder raus.
Gesagt, getan und ich fand sogar noch einen Knochen und einen Ball, an dem eine Schnur befestigt war. Ich nahm das alles als Bestechungsutensilien mit und ging dann beschwingt und guten Mutes zurück nach Hause. Ich konnte nur hoffen, dass mich niemand beobachtet hatte – gesehen hatte ich zwar niemanden, aber konnte man wissen, ob nicht doch jemand durchs
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