Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Messermacher (German Edition)

Die Messermacher (German Edition)

Titel: Die Messermacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mehnert
Vom Netzwerk:
mehr losgekommen. Fast jedes Wochenende tauchte sie dort auf, obwohl sie sehr selten gewann. Ihr sauer verdientes Geld wurde immer weniger und der Wunsch nach mehr Selbständigkeit in der Firma wurde immer stärker. Wenn ihre Eltern doch endlich die Firmenführung in ihre Hände gelegt hätten oder zumindest mit ihren Brüdern zu gleichen Teilen, dann hätten sie sich den Gewinn teilen können und sie hätte auf jeden Fall mehr Geld zur Verfügung gehabt. Da sich die Firmenübergabe aber trotz Adeles Krankheit nicht abzeichnete, wurde Marianne immer unruhiger, denn sie hatte bereits begonnen, Schulden aufzunehmen. Die Spielsucht war inzwischen stärker als jede Vernunft. In ihrer Verzweiflung hatte sie wieder diese Schwulenkneipe aufgesucht. Warum, wusste sie auch nicht genau. Vielleicht wollte sie nur einen Schuldigen suchen, der für das Verhalten ihres Vaters verantwortlich war. Das war natürlich völliger Unsinn, doch das Schicksal hatte ihr Mike, einen Doppelgänger ihres Vaters, in die Hände gespielt und sie hatte nicht lange gebraucht, um einen Plan zu entwerfen, wie sie ihren Vater von seinem Freund trennen und ihre Mutter loswerden konnte. Eine Sache hatte ja funktioniert, doch warum war Mike nochmals in der Werkstatt gewesen? Nur um ihr diesen Zettel hinzulegen? Und wo war ihr Vater abgeblieben? Womöglich hatte Mike es doch nicht geschafft, das Verhältnis aufzulösen und der echte Reno war nun wieder bei Rüdiger? Sie musste sich schnellstens Gewissheit verschaffen und zu Rüdiger fahren. Noch während der Rückfahrt Richtung Stuttgart gab sie ihr neues Reiseziel im Osten in ihr Navi ein. Sie war noch früh genug dran, um es bis abends wieder nach Hause zu schaffen, doch daraus wurde nichts.  

26 
     
    Nora hatte sich die Zeit bis zur Öffnung der Kneipe mit Bummeln vertrieben. Eingekauft hatte sie allerdings nichts, da sie sich nicht mit zusätzlichem Gepäck belasten wollte. Sie hatte sich in einem bayerischen Biergarten ein paar Weißwürste mit einer großen Brezel gegönnt und hätte zu gerne ein großes Radler dazu getrunken, aber sie wollte einen klaren Kopf behalten. Wer wusste schon, was heute Abend noch alles passieren würde?  
     
    Endlich um 17 Uhr schloss der Wirt die Türe auf, doch es dauerte noch bis weit nach 21 Uhr, bis die Kneipe so voll war, dass Nora sich rein traute. Vorher hätte es auch wenig Sinn gemacht, denn sie wollte nicht auffallen und eventuell auch einige Leute befragen können. Obwohl der Wirt alle Hände voll zu tun hatte, sah er sich das Foto, das Nora ihm hinhielt, genau an und bestätigte, dass diese Frau heute bei ihm gewesen war und nach Mike gefragt hatte.  
    „Wer ist denn dieser Mike?“, wollte Nora wissen und Herr Nonnenmacher, so hieß der Wirt, zeigte ihr ein Bild von ihm, worauf Nora kreidebleich wurde und sich auf den nächsten Barhocker setzen musste. Dieser Typ sah genauso aus wie ihr Großvater! Das konnte doch nicht sein oder hatte sich ihr Opa hier als Mike vorgestellt?  
    „Was ist los, Mädchen? Geht’s dir nicht gut?“, fragte der Wirt fürsorglich und stellte ihr ungefragt eine Cola hin. Dankbar nahm Nora das pappsüße Getränk und die eiskalte Flüssigkeit half ihr ein bisschen, wieder klar denken zu können.  
    „Was wollte die Frau denn von ihm?“ 
    „Keine Ahnung … aber was geht es dich eigentlich an?“, fragte Herr Nonnenmacher nun doch etwas vorsichtiger. Immerhin kam es nicht oft vor, dass junge Frauen und noch dazu so hübsche, hier in seine Kneipe kamen. Nora suchte fieberhaft nach einer Antwort, doch sie bekam eine kleine Atempause, als jemand eine ganze Runde für einen großen Tisch bestellte. Ihr musste unbedingt etwas Plausibles einfallen – sie musste herausfinden, was es mit diesem Mike auf sich hatte.  
    Als der Wirt sich endlich wieder ihr zuwandte und sie mit misstrauischem Blick ansah, wusste Nora endlich, was sie antworten sollte: 
    „Die Frau, die heute da war, ist meine Tante und sie sucht ihren Vater … also meinen Opa. Der ist nämlich seit ein paar Tagen verschwunden. Wissen Sie vielleicht, in welchem Hotel er immer geschlafen hat, wenn er geschäftlich hier in München war?“ 
    Der Wirt bekam bei ihren Worten einen Lachanfall und konnte sich gar nicht mehr beruhigen. Verständnislos starrte Nora ihn an. Was war an ihrer Frage denn so komisch gewesen?  
    „Entschuldige, Kleine! Ich hab mir nur gerade unseren lieben Mike in einem Nobelhotel vorgestellt! Aber du kannst ja nicht wissen, dass Mike

Weitere Kostenlose Bücher