Die Messermacher (German Edition)
aufzumachen. Vor mir stand ein ziemlich abgewrackter Typ und bevor ich irgendwas sagen konnte, drängte er schon herein und zischte:
„Ist Mike hier?“
„Welcher Mike?“, fragte ich und stellte mich extra blöd. Was hatten nur heute alle mit diesem Mike?
„Stell dich nicht so an!“, keifte der ungebetene Besucher und drängte mich weiter in den Flur hinein. „Du weißt doch ganz genau, wen ich meine. Ich weiß, dass es zwischen dir und Mike eine Verbindung gibt und ich will endlich wissen, wo Mike abgeblieben ist – der schuldet mir noch Geld und außerdem ist er mein bester Freund!“
Drohend kam er auf mich zu und ich wich schnell nach hinten zur Treppe aus. Weit kam ich aber nicht, denn der Typ war schnell und hechtete auf mich zu. In meiner Panik griff ich an meinen Gürtel und riss mein Jagdmesser, das ich fast immer bei mir trug, aus der Scheide und warf es in seine Richtung. Ich hatte keine Zeit zum Zielen und traf ihn an der Schulter, wo es einfach stecken blieb. Sein spitzer Schmerzensschrei mischte sich mit einem zweiten Schrei, der direkt von der Terrassentüre her kam. Ohne zu überlegen hastete ich hinaus und rannte eine total entsetzt dreinblickende junge Frau fast über den Haufen. Ohne Gegenwehr ließ die sich mit ins Haus zerren. Wir blickten beide auf die große Blutlache und den wimmernden Mann, der am Fuße der Treppe kauerte, während der Schäferhund ihm das Gesicht abschleckte. Welch ein Anblick!
„Moritz!“, rief da das Mädchen und stürzte auf den Hund zu. Erst da erkannte ich sie – das war die Enkelin von Reno – Nora! Was machte die denn jetzt auch noch hier? So langsam geriet ich noch mehr in Panik – ich musste so schnell wie möglich weg hier! Während Nora mit Moritz beschäftigt war, griff ich in meine Kommode und holte meine Softair-Waffe heraus. Drohend hielt ich diese dann meinen zwei Besuchern hin und schrie:
„Los! Sofort aufstehen! Alle beide!“
Nora gehorchte sofort und hielt ihren Hund am Halsband fest. Als sie sah, dass der Verletzte nicht alleine hoch kam, half sie ihm auf die Beine und stützte ihn. Dabei zischte sie:
„Sehen Sie nicht, dass er schwer verletzt ist? Er braucht schnellstens einen Arzt!“
„Später!“, knurrte ich zurück. „Ihr kommt jetzt erst mal in den Keller und dann sehen wir weiter. Los jetzt! Hier lang, aber dalli!“
Ich musste mich beherrschen, um nicht zu zittern und deshalb nahm ich die Pistole in beide Hände. Die durften nicht mitkriegen, dass ich nahe dran war, komplett den Verstand zu verlieren. Viel zu langsam schlurfte der Typ, gestützt von Nora, die Treppen hinunter. Ich ging zitternd hinterher und dann vorsichtig um sie herum, um die Kellertüre aufzuschließen. Unsanft schubste ich die beiden samt Hund hinein und schloss die Türe sorgfältig ab, begleitet von einem spitzen Schrei Noras. Sie hatte wohl gerade ihre Tante erkannt. Es war mir inzwischen egal, ob sie ihr den Knebel entfernten, denn ich wollte nur noch weg. Als ich oben eine Türe schlagen hörte, war ich nicht mal mehr fähig nachzusehen, ob es der Wind oder ob noch jemand gekommen war. Ohne irgendetwas einzupacken, rannte ich zur Kellertüre hinaus in den Garten und ab in den Wald. Mir war klar, dass ich so schnell nicht wieder zurück konnte in meine alte Welt … vielleicht konnte ich sogar nie mehr zurück?!
31
Das durfte Joska wirklich niemandem erzählen! Als er Noras Schrei gehört hatte, hatte er sämtliche Vorsicht und alles, was er in der Polizeischule gelernt hatte, über Bord geworfen und war auf das Grundstück zu gerannt. Erst kurz vor der Terrasse hatte er gebremst und gerade noch gesehen, wie ein Mann mit langem Zopf seine Nora gepackt und ins Haus geschleift hatte. Warum hatte sie sich nicht gewehrt? Was hatte sie in eine solche Schreckensstarre versetzt? Die Antwort hatte er dann gleich erhalten, als er vorsichtig ins Haus geschaut hatte. Ein anderer Mann lag blutend am Boden und noch bevor der junge Polizist wusste, was er nun tun sollte, hatte der Langhaarige auch noch eine Waffe in der Hand. Irgendwie kam der Mann ihm bekannt vor, doch ihm wollte einfach nicht einfallen, wo er diesen Typen schon einmal gesehen hatte.
Nun konnte er unmöglich eingreifen, das Risiko war einfach zu groß. Er brauchte dringend Verstärkung, doch wie sollte er das seinen Kollegen klar machen? Er war ohne Auftrag hier und außerdem war er hier überhaupt nicht in seinem Zuständigkeitsbereich!
Was sollte er
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