Die Messermacher (German Edition)
nur tun?
Ohne seinen Beobachtungsposten auf der Terrasse zu verlassen sah er, dass der Hauseigentümer (er nahm zumindest an, dass der Langhaarige hier wohnte) seine Gefangenen eine Treppe hinunter drängte und Nora auch den Hund, der wie ihr Moritz aussah, mit nach unten nahm. Das war gut so, denn nun traute sich Joska weiter ins Haus. Er schlich mit vorgehaltener Pistole und immer wieder Schutz suchend bis zur Treppe, doch hinunter traute er sich nicht. Plötzlich knallte die Terrassentüre zu und Joska fuhr entsetzt herum. Kam da noch jemand? Schnell huschte er in eine Besenkammer und lauschte angestrengt nach draußen. Aber außer einem heulenden Wind konnte er nichts weiter hören und so schlich er wieder in den Flur zurück. Wieder am Treppenabsatz stehend hörte er gerade noch sich schnell entfernende Schritte und dann unten im Keller eine Türe zufallen. Dann war es wieder still.
Wo war der Hausherr und wo waren die Gefangenen?
Konnte er es wagen, ohne Verstärkung hinunter in den Keller zu gehen? Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, als er Noras verzweifelte Stimme hörte:
„Hilfe! Wir brauchen einen Arzt! Sie können ihn doch hier nicht so liegen lassen! Hilfe!“
Der junge Herr Kiss war hin und her gerissen – konnte er einfach nach unten gehen und nach den Gefangenen und Verletzten schauen oder lief er dann Gefahr, angeschossen zu werden? Wie lange sollte er warten, bis er etwas unternahm? War der Langhaarige überhaupt noch im Haus oder waren das seine Schritte gewesen, die er gerade gehört hatte? Eine Türe hatte er unten auch gehört – vielleicht war der Typ abgehauen? Aber der Flüchtige konnte doch nicht wissen, dass noch jemand im Haus war. Der konnte ihn auf gar keinen Fall bemerkt haben.
Was war hier los?
Doch endlich siegte Joskas Neugier und die Angst um Nora und er schlich langsam die Kellertreppe hinunter. Vorsichtig lugte er um die Ecke, konnte aber niemanden entdecken. Nur leise Stimmen waren aus einem Raum zu hören. Beim Näherkommen erkannte Joska eine weitere Stimme, die ihm irgendwie bekannt vorkam. In Zusammenhang mit dem Porsche vor der Türe wurde ihm plötzlich klar, dass auch die Tante von Nora hier eingesperrt sein musste. Dieser Langhaarige war ja richtig fleißig gewesen! Kein Wunder, dass ihm das alles langsam zu viel wurde und er das Weite gesucht hatte. Aber warum waren die drei dort drin überhaupt hier her gekommen und was hatten sie mit dem Hausherrn zu tun?
Um endlich Antworten auf seine vielen Fragen zu bekommen, entschloss sich Joska, seine Deckung aufzugeben und sich der Kellertüre zu nähern. Irgendwie war er sich sicher, dass der Langhaarige nicht mehr im Haus war.
„Nora!“, rief Joska eindringlich. „Ich bin`s, Joska. Wie geht es dem Verletzten?“
„Joska!“, kreischte Nora verwundert. „Was tust du denn hier?“
„Das tut jetzt nichts zur Sache. Ist deine Tante auch da drin?“, fragte er, obwohl er die Antwort bereits kannte.
„Ja. Marianne ist auch hier und sie ist unverletzt. Aber der Mann hier … wie heißen Sie eigentlich?“, fragte Nora dazwischen.
„Sven“, nuschelte der Angesprochene leise und man merkte, dass er langsam das Bewusstsein verlor.
„Dem Sven geht es sehr schlecht. Er hat viel Blut verloren und er kippt uns gleich um. Mach was, Joska!“, rief Nora in Panik, als der Kopf des Mannes zur Seite kippte. Marianne war immer noch gefesselt und wies nun Nora an, ihn irgendwie wach zu halten.
Joska blieb nichts anderes übrig, als den Notruf zu alarmieren, alleine kam er hier nicht weiter. Er forderte auch gleich noch jemanden an, der die Türe aufbrechen konnte und redete während der Wartezeit beruhigend auf die Gefangenen ein. Nach schier endlosen Minuten kamen endlich der Notarzt und die zuständige Polizei in Form von einem älteren Beamten und seiner jüngeren Kollegin. Joska erklärte nur kurz die Lage und versprach eine baldige nähere Erklärung, nur müsse jetzt vorrangig der Verletzte versorgt werden. Der Polizist öffnete die Türe im Handumdrehen mit einem Dietrich und die Notärzte versorgten Sven, bevor sie auch die zwei Frauen untersuchten. Da beiden augenscheinlich nichts fehlte, wurde nur Sven im Krankenwagen mitgenommen, und Herr Wagner, wie der Polizist hieß, ordnete eine Befragung oben im Wohnzimmer des Hauses an.
„Nun mal schön der Reihe nach. Was haben Sie alle hier zu suchen? Fangen wir doch mit dem jungen Fräulein hier an.“
„Ich suche
Weitere Kostenlose Bücher