Die Messermacher (German Edition)
der Tod meiner Mutter unseren Vater so aus dem Konzept gebracht hat, dass er ein paar Tage bei Herrn Haupt untergekommen sein könnte. Doch Herr Haupt hat gesagt, dass er Reno das letzte Mal auf der Beerdigung gesehen hat.“
Nun ging auch Joska ein Licht auf und ihm fiel wieder ein, wo er Herrn Haupt zum ersten Mal begegnet war. Er kramte noch weiter in seinen Erinnerungen und biss sich auf die Lippen – hatte Nora ihm nicht auf seine Frage hin erklärt, dass dieser Rüdiger Haupt ein säumiger Kunde sei? Dieser Aussage musste er unbedingt nochmals nachgehen, doch das wollte er zu Hause in seinem Zuständigkeitsbereich tun. Irgendetwas stimmte in dem Fall Angerer ganz und gar nicht und er würde schon noch herausfinden, um was es hier eigentlich ging. Er konnte nur hoffen, dass sich Nora nichts hatte zu Schulden kommen lassen, denn er wollte nicht derjenige sein, der sie hinter Gitter brachte. Auch Marianne hatte sich mit ihrer Aktion bei der Beerdigung verdächtig gemacht und auch hier musste er noch weiter nachforschen. Wichtig war jetzt nur, diese beiden Beamten zufriedenzustellen, sodass sie schnellstens wieder nach Hause fahren konnten. So sagte Herr Kiss freundlich:
„Ich glaube, Sie sollten die Damen nun gehen lassen und sich eher mit dem Verletzten unterhalten. So wie es aussieht, sind Herr Haupt und dieser Sven in Streit geraten und die beiden Frauen sind da irgendwie dazwischen geraten. Aber das werden Sie sicher noch herausbekommen. Wenn wir uns für weitere Befragungen zur Verfügung stellen und ich für die Damen bürge, dürfen wir dann nach Hause fahren?“
„Da wir hier ja sowieso nicht weiter kommen, stimme ich Ihrem Vorschlag zu. Halten Sie sich aber bitte jederzeit zur Verfügung und verlassen Sie das Land nicht. Geben Sie bitte noch Ihre Personalien meiner Kollegin – dann können Sie gehen“, entschied Herr Wagner und fragte noch, ob sie mit allen drei Autos zurück fahren wollten. Doch Nora entgegnete sofort:
„Ich bin zu aufgewühlt. Ich kann nicht fahren. Darf ich bei dir mitfahren, Joska?“, fragte sie und Marianne sah sie mit amüsiertem Blick an.
„Seit wann seid ihr denn per Du?“
„Seit der Fall Angerer abgeschlossen wurde“, antwortete Joska an Noras Stelle, auch um die beiden in Sicherheit zu wiegen und sie glauben zu lassen, dass er in ihrer Sache nicht weiter ermitteln würde.
„Soso“, machte Marianne nur und zwinkerte ihrer Nichte verschwörerisch zu. „Dann brauche ich dich ja gar nicht zu fragen, ob du bei mir mitfahren möchtest, oder Schätzchen?“
„Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gerne mit Joska fahren“, antwortete Nora kühl und ärgerte sich über den glückseeligen Ausdruck in Joskas Augen. Sie konnte ihm doch nicht sagen, dass sie nur deshalb bei ihm mitfahren wollte, weil sie unmöglich mit Marianne allein sein konnte. Solange sie nicht wusste, welches Spiel Marianne hier trieb und in wie weit sie in die ganze Sache verwickelt war, wollte und konnte die junge Frau ihrer Tante nicht mehr vertrauen. Auch wusste sie nicht, ob ihre Tante sie nicht doch verdächtigte, ihr nachspioniert zu haben. Dass Joska ihr heimlich gefolgt war, zeugte in ihren Augen davon, dass er sie für verdächtig hielt und das machte Nora sehr zu schaffen.
„Nun denn … lasst uns endlich aufbrechen! Es ist sowieso fraglich, ob wir es heute noch bis nach Hause schaffen. Es ist immerhin schon 21 Uhr und wir haben noch eine fast sechsstündige Fahrt vor uns. Schaffen Sie das überhaupt, Frau Angerer oder sollen wir Ihren Wagen auch stehen lassen und wir wechseln uns beim Fahren mit meinem Wagen ab?“, fragte Joska aus reiner Höflichkeit. Natürlich hoffte er inständig, dass Marianne selbst fahren wollte und er mit Nora allein sein konnte.
„Sie könnten doch auch hier übernachten“, schlug Frau Donderer vor. „Es wird sowieso eine Wache hier aufgestellt werden, denn immerhin ist Herr Haupt als Messerwerfer ein Täter, den wir fassen müssen. Irgendwann muss er doch nach Hause zurückkehren.“
„Nein!“, schrie Nora beinahe schon hysterisch. „Da hätte ich trotz Polizeischutz viel zu viel Angst, dass der unbemerkt zurück kommt und könnte sowieso nicht schlafen. Ich will nach Hause!“
„Ich fahre selbst und falls ich doch zu müde werden sollte, kann ich unterwegs irgendwo übernachten. Macht euch also um mich keine Sorgen und Ihnen, Herr Kiss, würde ich auch empfehlen, nicht den Helden zu spielen und Pause zu machen oder
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