Die Messermacher (German Edition)
heikler Fall zu werden. Das arme Mädchen! Doch leider musste sie die junge Frau enttäuschen.
„Tut mir leid, Fräulein …?“
„Angerer. Nora Angerer und der Vermisste heißt Reno Angerer“, antwortete Nora ungefragt.
„Also gut, Fräulein Angerer. Ich werde mir den … Fundort – denn ich bezweifle stark, dass es auch der Tatort ist – gleich ansehen, aber weiter ausgraben werde ich nichts. Dafür sind meine Kollegen zuständig und vor morgen früh geschieht da gar nichts. Ich werde eine Wache aufstellen lassen …“.
„Die müsste sowieso gleich kommen. Ich frage mich, warum die so lange brauchen“, schimpfte Joska, dem gerade erst aufgefallen war, dass der angekündigte Wachposten immer noch nicht da war. Doch in diesem Moment kam ein Wagen mit quietschenden Reifen auf den Hof geschossen und ein junger Polizist stieg aus. Als er das Auto seiner Kollegin hier stehen sah, bekam er große Augen und fragte sich, was die Kripo denn hier zu suchen hatte. War dieser Herr Haupt womöglich schon wieder zurückgekommen und hatte jemanden umgebracht? Scheiße! Warum hatte er seiner Mutter auch nachgegeben und sie noch zum Bahnhof gefahren, anstatt gleich hierher zu kommen und seinen Wachposten einzunehmen? Das würde sicher üble Konsequenzen haben! Laut rief er dann nach seiner Kollegin und trottete nach ihrem Ruf mit hängendem Kopf seiner zu erwartenden Schelte entgegen. Wie erstaunt war er dann, als er freundlich empfangen wurde.
„Wie gut, dass sie schon da sind. Ich weiß zwar noch nicht, warum Sie hier postiert werden sollten, aber ich brauche Sie jetzt hier, um den Fundort einer Leiche abzusperren und bis morgen früh zu bewachen. Und Sie beide kommen mit aufs Revier. Dort will ich einen ausführlichen Bericht: Weshalb Sie hier sind, warum hier eine Wache postiert werden sollte und wer wohnt hier eigentlich und wo ist der Hauseigentümer? Also vorwärts – wir fahren zusammen mit meinem Wagen und falls … ich sage, falls ich Sie heute noch gehen lasse, bringe ich Sie wieder hierher zu Ihren Wagen zurück.“
Das duldete natürlich keinen Widerspruch und Nora fragte nur, ob sie ihren Hund auch mit auf die Wache nehmen durfte. Frau Hüftgold bejahte dies, freute sich aber überhaupt nicht über die Hundehaare in ihrem Wagen und dass der Hund vom Buddeln total verdreckt war, gefiel ihr auch nicht. Aber sie hatte ja keine andere Wahl und so gab sie murrend ihr Einverständnis. Nora war nur genervt, dass ihre liebe Tante hatte abhauen können und sie jetzt alleine in dieser misslichen Lage steckte. Marianne war doch wesentlich verdächtiger als sie und Nora wusste einfach nicht, wie viel sie von ihren Nachforschungen preisgeben sollte. Sollte sie die Verbindungen ihrer Tante zur Schwulenszene und somit zu Rüdiger Haupt und Renos Doppelgänger verraten? Hatte sie überhaupt eine Chance, ihre Tante da rauszuhalten ohne sich in irgendwelche Widersprüche zu verstricken? Resigniert schüttelte Nora auf der Rückbank sitzend den Kopf. Sie kraulte gedankenverloren Moritz` Hals, während Joska sich angeregt mit seiner Kollegin über irgendwelche kriminaltechnischen Dinge unterhielt. Selbst für eifersüchtige Gedanken war in Noras Kopf momentan kein Platz mehr und sie grübelte und grübelte, was sie nun gleich beim Verhör sagen sollte. Sie kam jedoch auf keinen grünen Zweig und wollte nun einfach auf die Fragen warten, die man ihr stellen würde.
Doch Fragen gab es auf dem Revier zunächst keine, denn Joska hatte sofort angefangen, seiner Kollegin alles zu erzählen, was sich in den letzten Stunden zugetragen hatte. Von einigen „aha`s“ unterbrochen ließ Frau Hüftgold sich von den Ereignissen berichten. Doch sie verstand die Zusammenhänge nicht, denn ihr junger Berichterstatter schien selbst nicht genau zu wissen, um was es hier ging. Deshalb schaute sie ihn am Ende seines Berichtes kopfschüttelnd an.
„Ich glaube, wir müssen gemeinsam nochmal ganz von vorne anfangen, denn irgendwie habe ich das Gefühl, dass Ihr Fall des vermissten Herrn Angerer Senior und der Fall des verschwundenen Herrn Haupt, zusammen mit dem Leichenfund einen einzigen Fall ergeben. Das heißt wahrscheinlich, dass wir von nun an zusammenarbeiten müssen. Sehen Sie das auch so, Herr Kiss?“
„Ja, sieht wohl so aus. Ich würde vorschlagen, dass wir die Zeugen von nun an gemeinsam befragen“, entschied Joska, was Nora die Schweißperlen auf die Stirn trieb. Jetzt wurde es für sie noch
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