Die Messermacher (German Edition)
schwieriger, denn es gab ja so einiges, was ihr junger Freund auch von ihr noch nicht wusste. Nora rutschte immer nervöser auf ihrem Stuhl hin und her. Als sie dann auch noch hörte, dass Frau Hüftgold vorschlug, gleich mit ihr anzufangen, bevor sie ins Krankenhaus zu dem Verletzten fahren wollten, war Nora fast schon einer Ohnmacht nahe. Was sollte sie nur tun?
33
Marianne war unterdessen, einer inneren Unruhe zufolge, nicht sofort nach Hause gefahren, sondern hatte sich zu dem Krankenhaus begeben, in das dieser Sven gebracht worden war. Sie hatte seinen Namen und das angestrebte Krankenhaus zufällig von einem der Notärzte aufgeschnappt. Ihr Gefühl sagte ihr, dass dieser Typ irgendetwas mit dem Verschwinden von Mike zu tun hatte. Sie würde schon rausbekommen, was er bei Rüdiger gewollt hatte und vor allem, was Rüdiger dazu gebracht hatte, mit dem Messer nach ihm zu werfen!
Nachdem Marianne ihren Porsche in einer Seitenstraße abgestellt hatte, beobachtete sie, durch welchen Eingang die Angestellten gingen. Sie mischte sich wie selbstverständlich unter die geschäftigen Leute und huschte mit ihnen unbeachtet ins Haus. Marianne war inzwischen eiskalt und völlig unerschrocken, einzig beseelt von dem Gedanken, endlich ihren „Fall“ abzuschließen und endlich wieder in Ruhe und Frieden leben zu können. Der Gedanke an die immer höher werdende Summe auf ihrem Schuldenkonto trieb sie weiter an und ließ sie in eine Abstellkammer nach der anderen blicken, bis sie endlich einen herrenlosen Klinikkittel gefunden hatte. Schnell streifte sie sich diesen über und suchte dann nach der Notaufnahme. Geschäftig ging sie auf den Empfangsbereich zu und fuhr eine junge Krankenschwester an:
„Ist der Mann mit der Stichverletzung jetzt endlich versorgt worden?“
Die verdutzte Schwester blickte erschrocken auf und tippte dann hastig auf ihrer Tastatur herum. Sie kam gar nicht auf die Idee, ihr Gegenüber in Frage zu stellen und antwortete dann unterwürfig:
„Wir haben ihn doch fast umgehend in den OP 2 gebracht. Wir mussten nur noch auf Dr. Weiß warten, der hatte ein dringendes Gespräch mit der Klinikleitung. Bitte entschuldigen Sie nochmals die kleine Verzögerung, Frau … äh?“
„Maier. Ist ja schon gut. War doch nicht Ihre Schuld, Frau Schuster“, sagte Marianne schnell nach einem Blick auf deren Namensschild. Dabei fiel ihr auf, dass sie keines trug. „Oh … mein Namensschild steckt ja gar nicht mehr dran. Ich werde mir nachher gleich ein neues holen. Dabei werde ich mit der Klinikleitung mal ein ernstes Wörtchen reden. Es kann doch nicht sein, dass der leitende Notfallarzt am Telefon festgehalten wird, wenn ein Verletzter dringend seine Hilfe braucht. Also so was …“, grummelte Marianne und verschwand ohne Abschied aus dem Sichtfeld der immer noch verdatterten Schwester. Anscheinend wieder mal eine neue Ärztin, die sich gleich wichtigmachen musste. War doch immer das Gleiche!
Mit dieser Masche erfuhr Marianne dann auch noch, dass der Mann mit dem Messer in der Schulter bereits erfolgreich operiert worden war und nun in Zimmer 459 lag. Er war wohl schon kurz wach gewesen, schlief aber jetzt ruhig, bekam sie zur Auskunft. In einem unbeobachteten Moment huschte sie in dieses Zimmer und hatte Glück, dass Sven alleine hier untergebracht war. Ohne große Umschweife rüttelte sie ihn wach und zischte ihm ins Ohr:
„Keinen Laut, Sven. Ich will nur wissen, wo Mike ist!“
Doch Sven war zu schwach, um sich zu wehren. Er antwortete nur wahrheitsgemäß und so leise, dass Marianne ganz nah heran kommen musste:
„Weiß ich nicht. Ich such ihn ja selbst.“
„Warum?“, fragte Marianne eindringlich.
„Weil er mein Freund ist und weil er mir noch Geld schuldet.“
„Warum?“, wollte sie wissen und hatte gleichzeitig Angst vor der Wahrheit. Ihr dämmerte, dass Sven etwas von ihrem Auftrag an Mike wusste und das gefiel ihr gar nicht.
„Weil ich für ihn die Drecksarbeit machen musste. Der war doch zu feige, eine alte, kranke Frau umzubr … ach Scheiße!“, rief er dann so laut, dass Marianne ihm den Mund zuhalten musste. Wie kam er nur dazu, dieser Fremden das zu erzählen? War er denn total verrückt geworden oder war sein Verstand von den Medikamenten noch komplett vernebelt? Doch Marianne hatte sofort begriffen, stellte aber zur Sicherheit noch ihre wichtigste Frage:
„Kennst du die Auftraggeberin?“
„Nein, aber der Wirt hat gesehen, wie
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