Die Messermacher (German Edition)
auskannte! So konnte ich das Gewitter und die Nacht überstehen und mir dabei Gedanken machen, wie es weitergehen sollte.
35
Auf die Frage hin, was sie nun mit dieser Sache zu tun hatte, wand sich Nora immer noch wie ein Aal. Erst als Joska einen Arm um sie legte und ihr seine volle Unterstützung anbot, gab sie sich einen Ruck und beschloss, ihm alles zu erzählen. Doch zunächst nur ihm und das verlangte sie dann auch. Joska sah seine Kollegin fragend. Es lag so viel Dringlichkeit in seinem Blick, dass Frau Hüftgold etwas widerstrebend einwilligte. Sie stand auf und ließ Joska und Nora alleine. Aufatmend schauten sich die beiden an, denn sie hatten beide nicht damit gerechnet, dass Noras Wunsch so kommentarlos entsprochen wurde.
„Na, dann mal los, Nora. Sag mir endlich, was hier gespielt wird!“, forderte Joska Nora etwas zu heftig auf, sodass diese sich sofort wieder in sich zurückzog. War sie hier etwa eine Verdächtige? Wie konnte er so mit ihr umspringen? Doch Joska entschuldigte sich sofort und gurrte:
„Ich weiß doch, dass du auf eigene Faust ermittelt hast. Das liegt dir im Blut und ich denke, dass du sogar recht gut darin bist, Sachen aufzudecken, hab ich Recht?“
„Ja, leider“, seufzte Nora und dachte dabei an ihre augenscheinlich kriminelle Tante.
„Warum, leider? Es ist doch gut, wenn man bei seinen Ermittlungen auch vorankommt“, meinte Joska, doch Nora winkte ab.
„Wenn man dabei aber herauskriegt, dass ein Familienmitglied Dreck am Stecken hat, ist das nicht so toll.“
„Wer?“, fragte Joska, obwohl er bereits einen Verdacht hatte.
„Na, wer schon? Meine liebe Tante Marianne“, knurrte Nora und setzte noch hinzu: „Und mein Opa ist schwul.“
„Was?“, rief Joska, der glaubte, sich verhört zu haben. „Woher weißt du das?“
Und so erzählte Nora ihm, wie sie darauf gekommen war, ihre Tante könne etwas verschweigen und wie sie ihr heimlich gefolgt war. So erfuhr Joska auch von dem Doppelgänger und dass er Mike hieß und anscheinend auch vermisst wurde.
„Und du glaubst jetzt, dass dein Großvater tot und im Garten von Rüdiger Haupt vergraben ist?“, wollte Joska wissen, doch Nora ergänzte:
„Oder dieser Mike.“
„Oder beide?“, fragte Joska und Nora riss entsetzt die Augen auf. Dieser Fall wurde ja immer schlimmer. Wie viele Leichen würden denn noch gefunden werden?
„Wir müssen unbedingt mit diesem Sven sprechen und auf die Ausgrabung der Leiche oder der Leichen warten. Bevor wir nicht wissen, wer dort liegt, können wir ja doch nur spekulieren. Aber sag, wie passt jetzt deine Tante in dieses Spiel? Warum wollte sie diesem Mike Geld geben und warum ist sie dann einfach abgehauen und warum hat sie Mike bei Rüdiger gesucht? Kannst du dir das erklären?“, fragte Joska und ihm rauchte schon der Kopf von all den gestellten und bisher unbeantworteten Fragen. Diese Fragen hatte sich Nora auch schon alle gestellt und sie war nur zu einem Schluss gekommen:
„Meine Tante konnte wahrscheinlich nicht akzeptieren, dass ihr Vater schwul ist und wollte mit diesem Doppelgänger irgendwas veranstalten. Aber was genau, kann ich dir auch nicht sagen. Wir … das heißt … du musst sie befragen und hoffen, dass du was aus ihr rauskriegst. Vielleicht weiß der Sven ja auch was und wir kommen durch ihn weiter. Was glaubst du – wann wird man ihn besuchen dürfen?“
„Kommt drauf an, wie er die Operation überstanden hat. Gleich morgen früh werden wir ins Krankenhaus fahren. Aber jetzt sollten wir uns überlegen, was und wie viel wir unserer netten Kripotante da draußen erzählen wollen. Sollen wir deine Tante jetzt schon belasten oder lassen wir sie vorerst noch raus, bis wir mehr wissen?“, fragte Joska, obwohl er eigentlich derjenige war, der das zu entscheiden hatte. Nora freute sich jedoch darüber, dass er es ihr überließ, aber sie war immer noch unschlüssig. So schlüpfte der eifrige Kripo-Beamte wieder in seine Ermittlerrolle.
„Weißt du was? Wir bleiben erst mal bei der Version, dass ihr beide Reno gesucht habt und dass ihr den Sven nicht kennt. Was ja auch stimmt. Ihr seid irgendwie in den Streit zwischen Sven und Rüdiger geraten und der hat euch dann in den Keller gesperrt. Dass wir aber den Verdacht hegen, dass Reno bei Rüdiger war und irgendwas passiert sein musste, weil ja der Hund und sein Wagen da waren. Das müsste Frau Hüftgold vorläufig reichen und dann sehen wir morgen weiter, in
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