Die Messermacher (German Edition)
Ordnung?“
„Klingt sehr vernünftig, Joska. So machen wir es und ich hoffe wirklich, dass die sich damit erst mal zufrieden gibt und wir endlich noch irgendwo schlafen können. Ich würde sogar mit einer Ausnüchterungszelle vorlieb nehmen, so müde bin ich. Du nicht?“, fragte Nora und gähnte herzhaft.
„Das ist vielleicht gar keine schlechte Idee. Also – bist du bereit für die nächste Runde?“, fragte Joska und zwinkerte ihr zu. Nora nickte nur und wappnete sich für die weitere Befragung.
Frau Hüftgold hörte sich dann die ganze Geschichte schweigend an und man konnte sehen, dass auch sie langsam müde wurde. Auf den Vorschlag mit der Ausnüchterungszelle ging sie auch sofort ein und so kam es, dass Nora und Joska beide zum ersten Mal in so einer Einrichtung nächtigten. Weder die karge Ausstattung noch die harten Matratzen störten sie – sie waren zu müde, um das überhaupt zu registrieren. Da beim Schichtwechsel am nächsten Morgen vergessen wurde, die zwei Neuzugänge zu erwähnen, schliefen Nora und Joska bis zehn Uhr und wachten einigermaßen erholt auf. Sie lagen in getrennten Betten, aber in einem Zimmer.
„Na, gut geschlafen?“, rief ihnen eine muntere Frau Hüftgold zu und kam zu ihnen in die Zelle. Ohne Umschweife klärte sie die Pseudo-Inhaftierten auf.
„Es sind zwei Leichen und so wie es aussieht, müssen das Zwillinge sein und …“, weiter kam sie nicht, denn Nora schrie entsetzt auf und hielt sich dann die Hand vor den Mund, während ihr Tränen in die Augen stiegen.
„Opa“, flüsterte sie und vergrub ihr Gesicht an Joskas Brust. Der fühlte sich genötigt, eine Erklärung abzugeben.
„Nora glaubt, dass das ihr Großvater und sein Doppelgänger sind. Die Indizien sprechen dafür, denn der mit dem Messer attackierte hat nach seinem Freund Mike gesucht und Nora weiß, dass dieser Mike ihrem Großvater zum Verwechseln ähnlich sieht. Wie das alles zusammenhängt, können wir uns aber auch noch nicht erklären. Vielleicht kann der Verletzte uns weiterhelfen, der müsste doch operiert und hoffentlich wieder ansprechbar sein, oder?“, fragte Joska hoffnungsvoll, doch die Beamtin schüttelte traurig den Kopf:
„Es muss in der Nacht irgendwelche Komplikationen gegeben haben, denn der Mann ist plötzlich gestorben. Er wird gerade obduziert.“
„Das gibt`s doch gar nicht! Wie viele Tote gibt es in diesem Fall denn noch!“, ereiferte sich Joska und auch Nora war blass geworden. Nun würden sie nie erfahren, was Sven über Mike und Reno wusste.
„Wann kann ich meinen Opa sehen?“, fragte Nora, obwohl noch gar nicht sicher war, dass es sich überhaupt um Reno und Mike handelte.
„Sie werden gerade in die Gerichtsmedizin gebracht. Wenn ihr wollt, können wir gleich runtergehen“, sagte Frau Hüftgold und erhob sich, da sie sich sicher war, dass dieser Weg auch für ihre zwei Gegenüber unabdingbar und notwendig war, wollten sie endlich Gewissheit haben. Nora hatte schon so viel über die Gerichtsmedizin gelesen, sodass sie sogar ein bisschen nervös war, nun selbst einen Blick in dieses Arbeitsfeld werfen zu dürfen. Diese Aufregung mischte sich mit der Horrorvorstellung, gleich ihren Opa vor sich liegen zu sehen und sie brauchte ihre ganze Kraft, um nicht umzukippen. Sie klammerte sich für Joska recht schmerzhaft an seinen Arm und versuchte, sich zu beruhigen und ganz gefasst an die Sache heranzugehen. Ein winziger Funken Hoffnung bestand ja doch noch, dass es nicht Reno war, den sie gleich sehen würde. Doch als das erste Tuch zurückgezogen wurde, japste sie entsetzt auf und beim zweiten entfuhr ihr ein unterdrückter Schrei. Hier lagen wirklich zwei Renos und sie wusste zunächst nicht, welcher ihr Opa war. Dazu hätte sie näher heran gemusst und das konnte sie nicht. Leise murmelte sie:
„Ist es wichtig für Sie, welcher von den beiden mein Opa ist?“
„Nun ja … eigentlich nicht unbedingt, wenn Sie bestätigen, dass einer davon Ihr Großvater ist. Nur welche Leiche sollen wir Ihnen dann für die Bestattung übergeben?“, fragte der Gerichtsmediziner und schaute Frau Hüftgold fragend an.
„So einen Fall hatten wir noch nie und ich weiß auch nicht, ob das so wichtig ist. Wenn die zwei sich wirklich so ähnlich sind, spielt das doch eigentlich keine Rolle, oder?“, fragte sie in die Runde, doch alle zuckten nur mit den Schultern. Da fiel Nora etwas ein. Zögernd ging sie auf eine der Leichen zu und schob das
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