Die Messermacher (German Edition)
Rüdiger, dass er immer noch so dankbar ist für Renos Hilfe bei seiner Ausbildung und beim Aufbau seiner eigenen Werkstatt. Da ist es doch klar, dass die beiden eine enge geschäftliche Beziehung oder sogar Freundschaft hatten. Das können wir deiner Familie doch so erklären. Allerdings fällt mir kein guter Grund ein, warum Reno euch diesen Freund nicht vorgestellt hat und ihr ihn nie hier in der Werkstatt oder mal auf einer Messe gesehen habt. Fällt dir da was ein?“, fragte Joska und grübelte selber auch weiter darüber nach. Es musste ihnen etwas einfallen, denn sonst würde ihnen die Familie Angerer ihre Geschichte nicht abkaufen. Wenn schon eine Lügengeschichte, dann musste die hundertprozentig wasserdicht sein.
Da fiel Nora ein, dass Rüdiger doch bekannt war, zumindest vom Telefonieren her.
„Er hat geschäftlich öfter mal bei uns in der Werkstatt angerufen, also kennen mein Vater und mein Onkel ihn auf jeden Fall als Kollegen. Also können wir unsere Geschichte so erzählen, wie wir es geplant haben. Dass Opa so eng mit Rüdiger befreundet war, haben sie halt einfach nicht mitgekriegt.“
„O.k., dann versuchen wir es so und du schaust, dass du Marianne entweder telefonisch erreichst oder sie abpasst, wenn sie wieder zurück kommt und vorher mit ihr redest, bevor sie mit deiner Familie sprechen kann. Wenn sie allerdings die anderen anruft und du kriegst das nicht mit, können wir auch nichts machen und einfach hoffen, dass auch Marianne dichthält. Ihr muss doch auch daran gelegen sein, dass der gute Ruf eurer Familie nicht beschädigt wird, oder?“, fragte Joska und konnte sich eigentlich keine andere Reaktion Mariannes vorstellen. So, wie er sie kennengelernt hatte, lag ihr sehr viel am guten Ansehen ihrer Familie.
„Also dann mal los. Du kommst doch mit und hilfst mir, die Todesnachricht zu überbringen?“, fragte Nora voller Beklemmung, denn sie konnte sich nicht vorstellen, das alleine zu schaffen. Sie war sehr froh, dass Joska es als selbstverständlich ansah, sie zu begleiten.
„Komm Moritz! Du kannst nicht alleine hier bleiben. Dein neues Zuhause ist jetzt bei uns auf dem Hof“, befahl Nora und zerrte am Halsband des alten Hundes. Jetzt in seiner Trauer sah er noch älter aus und Nora hatte große Mühe, ihn zu überreden, mitzukommen. Erst als sie die Leine geholt und ihn damit regelrecht aus seinem Korb gezerrt hatte, ging er widerstrebend mit. Er gab wirklich ein Bild des Jammers ab, wie er da mit hängendem Kopf langsam hinter Nora her trottete. Auch Joska tat der arme alte Knabe richtig leid. Ob der es auf seine alten Tage noch verkraftete, woanders zu wohnen? Doch Nora erklärte ihm, dass der Hund ja tagsüber immer noch in der Werkstatt sein und als Familienhund nicht so stark an einzelnen Personen hängen würde. An den neuen Ablauf würde er sich bestimmt schnell gewöhnen.
Doch kurz vor dem Tor zu Noras Hof klingelte ihr Handy und dieser Anruf veränderte alles.
37
Zunächst hatte es für Marianne so gut ausgesehen, wie schon lange nicht mehr. Sie gewann am Roulette ein Spiel nach dem anderen, doch sie wurde (wie jedes Mal) zu gierig und zu übermütig und es kam, wie es immer geschah, sie setzte alles auf eine Karte und … verlor! Der Casinobetreiber hatte seine langjährige Kundin auch dieses Mal wieder beobachtet und rechnete auch heute damit, dass diese Frau wieder ausflippte und wie fast immer fluchend und schimpfend den Saal verlassen würde, doch heute war es anders. Der Chef des Casinos konnte gar nicht so schnell reagieren, wie diese Frau einer Furie gleich auf den Spielleiter losging, dann wie irrsinnig mit Fäusten und Füßen auf ihn einschlug und um sich trat. Sie war wie von Sinnen und es bedurfte mehrerer Männer, um sie festzuhalten und zu beruhigen. Diesmal war es nicht damit getan, sie zu verwarnen. Diesmal musste die Polizei eingeschaltet werden, denn einer der Männer lag mit gebrochener Nase am Boden, ein anderer hatte einen tiefen Kratzer quer übers Gesicht und ein dritter lag nach einem Fußtritt in seine edelsten Teile gekrümmt am Boden. Marianne hatte ganze Arbeit geleistet, doch nun saß sie wimmernd und mit den Händen vor dem Gesicht im Büro des Betreibers und wartete darauf, dass die Polizei sie verhaften würde. Dass das passieren würde, war ihr sonnenklar und irgendwie beruhigte sie der Gedanke allmählich. Denn endlich würde ihre Spielsucht ans Licht kommen und dadurch hatte sie die Chance, vielleicht
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