Die Messermacher (German Edition)
Werkstatt aufschloss, wurde sie schmerzhaft daran erinnert, dass ihr geliebter Opa nicht mehr da war und Felix, dem die Aufgabe übertragen wurde, morgens mit dem Hund Gassi zu gehen, merkte es daran auch jeden Tag aufs Neue.
Heute sollte nun auch noch Marianne für ein paar Wochen in Kur wegfahren und so war der Mittagstisch dann ungewöhnlich leer. Kaum saßen alle um die obligatorischen Spaghetti, die mindestens einmal in der Woche von Delfina zubereitet wurden, als das Telefon klingelte. Delfina, die gerade die Salatschüsseln verteilte, seufzte und hob ab. An ihrer verständnislosen Miene war abzulesen, dass irgendetwas nicht stimmte und alle lauschten gespannt, was sie sagen würde.
„Nein. Wir dachten, dass sie heute Vormittag bei Ihnen einchecken muss. Das kann ich mir nicht erklären. Vielleicht hat sie verschlafen? Haben Sie schon versucht, bei ihr anzurufen? … Nicht erreichbar … nun, das hört sich an, als hätte sie wirklich verschlafen. Sie schaltet ihr Handy nämlich immer erst ein, wenn sie aus dem Haus geht. Wir werden nachher schnell nach Salach rüberfahren und nachschauen, was los ist. Sie bekommen umgehend von uns Bescheid. Sagen Sie mir doch bitte noch Ihre Telefonnummer“, forderte sie ihren Gesprächspartner auf und Nora sprang sofort auf, um ihrer Mutter Stift und Papier zu bringen. Dankbar nickte Delfina und schrieb die Nummer mit besorgtem Gesichtsausdruck auf.
„Was ist mit Marianne los, Mama?“, fragte Nora auch sofort, als ihre Mutter aufgelegt hatte.
„Sie ist immer noch nicht in der Klinik angekommen. Zumindest hat sie noch nicht eingecheckt. Ob sie wohl doch kalte Füße gekriegt hat und einfach nicht hingefahren ist? Wer fährt rüber und schaut nach?“, fragte sie in die Runde, obwohl sie wusste, dass sie das übernehmen musste. Die Handwerker mussten alle an ihrem Arbeitsplatz bleiben, denn ihr Mann, der momentan der Chef war, war damit genauso streng wie seine Eltern es gewesen waren.
Deshalb sagte Delfina dann auch ohne eine Antwort abzuwarten:
„Ich fahre, aber ihr macht den Abwasch. So viel Zeit habt ihr noch, bevor eure Mittagspause zu Ende ist.“
„Kannst du auf dem Rückweg bitte noch beim Geyrenwald-Metzger Fleisch zum Grillen mitbringen? Heute ist doch so schönes Wetter“, rief Nora und freute sich schon darauf, ihren Joska auch dazu einzuladen. Er kam jeden Tag und holte sie von der Arbeit ab und sie kamen sich jeden Tag näher. Nora genoss es, wenn er sich so rührend um sie kümmerte. Ob das auch so bleiben würde, wenn dieser Rüdiger endlich geschnappt war?
„Ja, mach ich. Bin echt gespannt, ob Marianne nur verschlafen hat und erst später losgefahren ist oder ob sie sich ganz aus dem Staub gemacht hat und kneift. So ein Entzug ist ja auch kein Zuckerschlecken“, stellte Delfina klar und hatte auf einmal richtig Mitleid mit ihrer Schwägerin.
„Wenn sie gekniffen hat, müsste sie ja noch zu Hause sein. Wir werden es ja bald erfahren. Fahr doch gleich los, damit wir Gewissheit haben. Zurzeit müssen wir uns ständig um irgendwelche verschwundenen Familienmitglieder sorgen! Das sollte wirklich nicht zur Gewohnheit werden!“, schimpfte Jakob und verdonnerte Felix zum Abwaschen. Der hatte so etwas schon geahnt und machte sich murrend ans Werk. Damit es nicht ganz so öde wurde, steckte er sich seine Kopfhörer in die Ohren und war Sekunden später ganz in seine Musik versunken.
So bekam er auch nicht mit, wie seine Mutter aufgelöst zurück kam und berichtete:
„Mariannes Porsche ist weg und ihre Nachbarin hat ihr morgens noch einen Kuchen mitgegeben und sich gewundert, wie man im Sommer so erkältet sein kann. Sie hätte eine ganz komische Stimme gehabt. Gestern war sie doch noch nicht krank gewesen, oder?“
„Nicht, dass ich wüsste. Aber so eine Sommergrippe kann vielleicht auch einfach über Nacht kommen, was weiß ich. Jedenfalls würde mich jetzt schon interessieren, wo sie steckt. Sie kann doch nicht einfach abhauen!“, entrüstete sich Tobias und wählte nochmals Mariannes Handynummer.
„Nicht erreichbar! Das gibt’s doch nicht. Was machen wir jetzt?“, fragte Tobias, doch niemand wusste einen Rat.
„Warten!“, entschied Jakob schließlich und setzte sich seufzend wieder an seine Werkbank. „Was können wir auch anderes tun? Sie ist eine erwachsene Frau und wenn sie mit ihren Problemen allein sein will, können wir auch nichts dagegen tun.“
„Aber wenn ihr was passiert ist?“,
Weitere Kostenlose Bücher