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Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Sie ist nicht aus der Sundyborg-Kultur«, sagte der ehemalige Kapitän.
    »Ich öffne sie«, beschloß Ivor. Er winkte seinen Freunden zu. »Es war nett, euch gekannt zu haben. Also ...«
    Ihnen stockte der Atem. Shenandoah spürte Schweißtropfen auf der Stirn und der Oberlippe. Sein Mund wurde trocken.
    Werkzeuge klirrten und klapperten. Ivor machte sich konzentriert an die Arbeit.
    »Hier. Acht Schrauben, ganz einfach.«
    Er drehte die erste auf und unterbrach, ohne es zu wissen, einen Kontakt.
    »Nicht berühren!« sagte er dann zu Sarrazin. Die Schrauben wurden in einer Reihe auf den hellgrauen Bodenbelag gestellt. Sie waren weder angerostet noch eingefettet.
    Eine Schraube nach der anderen löste sich, verlängerte die Reihe. Shenandoah bewegte eine Punktleuchte und strahlte das Arbeitsfeld des Chefmechanikers an. Menadier war genauso alt wie Shenandoah. Ein untersetzter Mann mit ausgeprägter Muskulatur und einer Bilderbuchfigur. Seine strahlenden blauen Augen und sein angeborener Zynismus wirkten auf Frauen und Männer gleichzeitig; wenn er arbeitete, vergaß er sämtliche Freuden des Lebens. Seine Fähigkeiten, die zutage traten, wenn es sich um Maschinen handelte, schienen unbegrenzt – Ivor besaß eine tiefe Kenntnis von dem Prinzip, und dessen Variationen waren relativ leicht zu begreifen.
    »Das hier ist eine von innen arretierte Platte«, sagte er zu sich selbst. »Ich werde sie entfernen.«
    Ein scherenförmiges Werkzeug schob sich in einen haarfeinen Spalt und trieb ihn auseinander. Ein knarrendes Geräusch ertönte.
    Treen stand neben Sneeper hinter dem Mechaniker, der auf den Knien kauerte.
    Der Raum verwandelte sich in eine Bühne. Die farbenfrohe Einrichtung ließ erkennen, daß sie aus der Großserie stammten und von Saey und Crooks verändert worden war. Ivors Werkzeuge klirrten, die Strahlen von zehn Lichtquellen konzentrierten sich auf die Kugel. Ensheela fühlte, wie ihr Herz zu hämmern begann.
    »Soll ich Fotos machen?« erkundigte sich Sneeper flüsternd.
    »Unnötig«, gab Sarrazin zurück. »Wir sehen sofort, was die Kugel enthält.«
    Shenandoah betrachtete unruhig den kahlen Schädel Ivors, den eine einzige Haarlocke zierte. Sie war zu einem Ring von drei Zentimetern Durchmesser zusammengedreht und durch eine winzige schwarze Schleife gehalten. Sie war bewußter Teil von Menadiers Protest gegen die herrschenden Zustände. Die Spannung unter den sieben Personen wurde unerträglich und entlud sich in einem hellen, scharfen Klirren. Die Blechplatte brach aus der Halterung.
    »Eis!« wisperte Ivor.
    Sie drängten sich hinter ihm zusammen und starrten auf die Öffnung. Crooks riß eine Punktleuchte aus der Befestigung und zog das Kabel hinter sich her. Ein Lichtstrahl zuckte ins Innere der Kugel. In einer gläsernen Röhre, die sich jetzt mit Reif beschlug, befand sich ein schwarzer Ball. Fünfhundert Millimeter Durchmesser. Es war nicht zu erkennen, ob es Teil einer Maschine war oder ein Lebewesen.
    »Auf alle Fälle ist dort drinnen ein extrem leistungsfähiges Kühlaggregat«, sagte Ivor und rückte zur Seite.
    Ein eiskalter Hauch ging von der Öffnung aus und erfüllte den Raum.
    Vorher war das Summen nicht zu hören gewesen; jetzt stellten sie fest, daß sich im Innern der Kugel Maschinen befinden mußten. Winzige Aggregate, deren klickende Geräusche von einem feinen Ton überlagert wurden. Etwas in der Kugel schien langsam zu erwachen.
    »Hier verläuft eine Kontrolleitung«, sagte Ivor und deutete auf ein dick isoliertes Kabel. »Ich vermute, daß das Öffnen der Kugel einen Erweckungsvorgang in Betrieb setzt. Wir lassen die Öffnung so, wie sie ist, und warten weiter.«
    Rodrigo kauerte sich neben Ivor auf die Hacken und spähte hinein. Der Lichtstrahl des Handscheinwerfers erhellte Umrisse von Schaltungen, Verbindungen und unerklärlich leuchtenden Punkten.
    »Ich möchte fast wetten«, sagte der Elektroniker, »daß der Antrieb dieser Kugel auf Tachyonenbasis arbeitet. Wir werden auf unserem Mond das Ding in den nächsten Tagen auseinandernehmen.«
    »Einverstanden!« erwiderte Ivor.
    Sarrazin überlegte weiter. Er hatte die Augen halb geschlossen und schien die Anwesenheit seiner Freunde vergessen zu haben.
    »Wenn wir mit unserer These recht haben«, führte er aus, »und dieser Ball dort ist ein Wesen im Kälteschlaf, so werden wir etwa zehn Stunden warten müssen, bis er aufgewacht ist. In diesen Stunden dürfen wir nichts verändern, den Ball nicht anrühren ... wir

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