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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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andere?»
    «Das war ein bißchen wie ein
Gespensterzug im Karneval», antwortete sie; da wußte er, daß auch sie es gut überstanden
hatte.
    Der Pfad führte sie zu einer
Straße, die schnurgerade vor ihnen herzulaufen schien bis zu den Bergen. Immer
wieder sahen sie sich um, während sie nun der Straße folgten.
    Auf einmal konnten sie ohne
Mühe losrennen.

 
     
     
     
     
     
    reda
Ekelschön saß immer noch an ihrem Labortisch und tat so, als widme sie sich
wissenschaftlichen Experimenten.
    Aber in Wirklichkeit tat sie
etwas ganz anderes. Sie vollbrachte einfache Zauberkunststücke; teilweise zu
ihrem Vergnügen, teilweise, um die Zeit herumzubringen. Sie hatte sich zum
Thema Ratten gerade entschieden, die gute, altmodische Art vorzuziehen, und
nach einem kurzen Blinzeln hatte sie ein paar ganz echt aussehende, fette
Ratten vor sich, die zu ihr hinaufstarrten, die gelben Zähne entblößt, die
Augen schlau, wachsam und mißtrauisch blinkend. Das Glashaus strotzte nun
plötzlich nicht nur vom Gestank der Ratten selbst, sondern auch noch von
anderen Gerüchen, die an Abfalltonnen, alte modrige Kellergewölbe und andere
unaussprechliche Orte erinnerten.
    Die Katze, die so ungnädig als
Staublappen mißbraucht worden war, fuhr überrascht auf. Sie knurrte, warf den
Schwanz hin und her und sah mit glühenden Blicken zum Labortisch hinauf Breda
warf ihr einen Seitenblick zu, woraufhin die Katze auf dem Boden zusammensackte
und in eine Art Trance verfiel, in der all ihre Lebenskraft sich im starren
Blick ihrer Augen sammelte. Von Zeit zu Zeit öffnete sich ihr Kiefer zu einem
stummen Grollen, und hie und da peitschte sie matt mit dem Schwanz.
    Breda lächelte ihren Ratten zu
und gab jeder von ihnen ein Stück Talg zu fressen. Der Talg wurde ihr hektisch
aus der Hand geschnappt und gierig verschlungen. Als alles verzehrt war,
brachte sie ihnen bei, wie man Tabak kaut und ausspuckt. Als sie sich daran
gewöhnt hatten, daß der Tabak in ihren Mäulem brannte, begannen die Ratten,
Geschmack daran zu finden; aber immer noch beobachteten sie Breda voller
Mißtrauen.
    Sie legte ihren Hut, das Gewand
und die Hornbrille ab und ließ ihre ganze Laborausrüstung verschwinden.
    «Ich hab’ genug von all dem
Hokuspokus», erklärte sie, und die Ratten sahen außerordentlich erleichtert aus
— wenn sie auch die unterdrückte Katze nicht aus den Augen ließen.
    Breda trug grünen Lidschatten
auf und bekleidete die Ratten mit gestreiften Hemden, lässigen Frackschleifen
und darüber mit weitärmeligen Jacken, die viele Taschen hatten. Ein kleiner,
mit Fries bezogener Tisch und dazu passende Stühle erschienen auf dem
Labortisch, und sogleich ließen sich die Ratten darauf nieder. Breda legte vor
sich einige Decks neuer, noch eingepackter Kartenspiele aus; eines davon öffnete
sie, mischte die Karten und verteilte sie. Dann brachte sie den Ratten das
Pokerspiel und alle dazugehörigen Tricks bei.
    Sobald sie ihnen zugeteilt
waren, schrumpften die Spielkarten der Ratten zusammen, so daß sie sie gut in
ihren seltsamen Händchen halten konnten. Immer wenn Breda eine Karte berührte,
hatte sie sofort wieder ihre normale Größe; und während des ganzen Unterrichts
veränderten die Karten unfehlbar ihre Größe, je nachdem, ob ihre neuen Freunde
oder sie selbst sie in den Händen hielten. Den Ratten machte das Ganze jetzt
richtig Spaß, und ab und zu bespuckten sie die Katze mit Tabaksaft.
    Melody Mondlicht war rastlos im
Glashaus auf und ab gegangen.
    Sie machte einen Abstecher, um
zuzusehen.
    «Kleine Schönheiten — so
richtig rattig», sagte sie bewundernd. «Hoffen wir nur, daß sie nicht alle mit
einer ekelhaften Krankheit angesteckt werden, wenn sich Menschenfliegen auf sie
setzen, sonst gehen sie noch alle drauf, die armen Kleinen!»
    Sie warf einen Blick in die
Karten, die eine der Ratten in den Pfoten hielt.
    «Nimm nie eine Karte auf, wenn
du eine offene Straße hast, meine Süße», riet sie und begab sich dann wieder
auf ihre unermüdliche Wanderung.
    Sie hatte ihren Schatten jetzt
wieder an ihren Fersen festgemacht, und er schleifte hinterher, während sie
herumstrich. Er war völlig entkräftet und erschöpft und unfähig, noch seine
Aufgabe als dunkles Abbild ihres Körpers zu erfüllen, das kürzer wurde und
wuchs und seine Form und Größe immerzu veränderte, je nachdem, wie das Licht
von draußen auf sie fiel und wie sie sich in seinen Strahlen bewegte. Er wurde
von ihr mitgezerrt wie ein alter Lappen, der an

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