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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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Körpern, und
ihre Beine waren drauf und dran davonzulaufen. Aber in ihren Köpfen lief alles
ein wenig anders ab als sonst, und während sie noch mit sich kämpften, sagte
der Glomach mit sanfter Stimme:
    «Wie freundlich ist es von
euch, daß ihr den weiten Weg auf euch genommen habt, um mich hier in der
Einsamkeit zu besuchen. Jetzt seht ihr mich also.» Und er wandte sich ab und
senkte schüchtern den Kopf.
    Sein Nacken bestand aus lauter
Fettwülsten und sah aus wie eine aufgeblähte rosafarbene Raupe.
    «Heidideldideldum...» sang
Brigit leise vor sich hin.
    Der Glomach fand das furchtbar
lustig; er brüllte vor Lachen und schlug sich auf die Schenkel, daß es
schallte.
    «Sehr komisch!» sagte er. «Ich
mag solche Scherze. Mach noch einen — dann ist gleich eine andere Stimmung.»
    Brigit zermarterte sich das
Gehirn. Es fiel ihr nichts anderes als ein Sprichwort ein.
    «Wenn du erst groß bist, wirst
du deiner Mutter tüchtig zur Hand gehen», brachte sie mit einer vor Angst halb
erstickten Stimme hervor. Ihr Gesicht verzog sich in tiefem Widerwillen.
    Der Glomach brach
augenblicklich in Tränen aus.
    «Meine Mutter!» schluchzte er.
«Meine Mutter! Ach, wie ich sie vermisse. Jetzt hab’ ich niemand mehr, der mir
das Ei köpft»
    «Sie sind ja wohl groß und
häßlich genug, es selber zu tun», sagte Brigit mit schwacher Stimme; aber sie
war jetzt wie Pidge auch ein bißchen ermutigt, weil sie den Glomach hatten
weinen sehen.
    «Ach, aber es war so lieb von
ihr, wenn sie’s getan hat... mit einem bißchen Salz drauf... und wie sie mit
dem Eierlöffel umgerührt hat... und wie sie das Brotstückchen ins Eigelb
getaucht hat. Mütter können das einfach am besten, weißt du.»
    «Also, Sie sind ja wohl ein
großes Riesenbaby. Ihre Mutter hat Sie ganz schön verwöhnt!» wagte Brigit zu
sagen.
    «Stimmt. Sie hat mich
verdorben», gab der Glomach zu, wischte sich die Augen mit seinem riesigen,
haarigen Arm und zog die Nase hoch.
    «Du hast gesagt, daß ich
häßlich bin», grollte er beleidigt und vorwurfsvoll.
    «Sie sind der größte Riese, den
ich je gesehn hab’, und Sie sind noch viel häßlicher als Sie behauptet haben»,
antwortete Brigit, obwohl Pidge warnend ihre Hand preßte.
    «Ihr wollt jetzt sicher wegrennen.
Aber wär’ das nicht dumm, wo ich doch der Allerschnellste auf der Welt bin?
Wollt ihr sehen, wie schnell ich rennen kann?»
    Ohne ihre Antwort abzuwarten,
sprang der Glomach aus der Höhle. Ein paar Sekunden lang dröhnten seine
Schritte. Und dann fragten Pidge und Brigit sich verwirrt, was sie tun und wo
sie sich verstecken sollten und warum sie nun keine Schritte mehr hörten, wenn
er noch rannte.
    Nach wenigen Minuten stand der
Glomach wieder vor ihnen, steckte Pidge einen kleinen grünen Farn in die Hand,
den er vom Nadelöhr geholt hatte, und hielt ein riesiges Stück Holz, das er vom
Boden aufhob, ins Feuer. Dann verschwand er mit plumpen Schritten in der
Dunkelheit einer zweiten Höhle hinter der Feuerstelle.
    Verwundert sahen sie, wie das
Licht sich entfernte; und bald schon leuchtete ein zweites auf, dem ein drittes
und dann ein viertes und später ein fünftes folgte. Es wurde ihnen klar, daß
der Riese das Rund einer gewaltigen Höhle umlief und die Fackeln anzündete, die
an den steinernen Wänden des ganzen ausgehöhlten Berges befestigt waren. Und
schon war er auf dem Rückweg und zündete alle Fackeln bis zu ihnen an. Dann
stand er neben ihnen, ohne daß das Holz richtig angebrannt war, und keuchte
nicht einmal. Sie bestaunten den lächelnden Glomach und waren sprachlos vor
Bewunderung über das, was er vollbracht hatte.
    Sie sahen zu den Fackeln in der
Nähe, die flackerten und rauchten, und dann zu den entfernteren, die nur noch
daumengroß aussahen, und sie wußten, vor ihm würden sie nie davonrennen können.
    «So schnell kann ich laufen»,
sagte er stolz. «Wie findet ihr das?»
    Die Kinder gaben keine Antwort.
    «Ich bin der Allerschnellste
auf der Welt. Ich kann ganz Irland durchqueren in der Zeit, in der die Amsel
ihr Lied singt.»
    «Aber das Meer kann das auch,
und noch mehr», sagte Pidge zu seiner eigenen Verwunderung.
    Der Glomach runzelte die Stirn.
    «Wie bitte?» fragte er gereizt
    «Das Meer kann das auch, und
noch mehr», wiederholte Pidge hastig.
    «Ich bin der Allerhungrigste.
Es gibt nichts, was ich nicht verschlingen könnte», prahlte der Glomach und sah
Pidge herausfordernd an.
    «Das Meer kann genausoviel
verschlingen wie Sie und noch mehr»,

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