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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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an, als wolle er sie zu einem Versuch herausfordern.
    Dann geschah etwas
Erstaunliches, obwohl Pidge dachte, daß ihn längst nichts mehr überraschen
könne.
    Man hörte ein Rauschen, und
bevor sie begriffen, was geschah, fegte ein Wirbelwind durch die Höhle, und
dann standen die Mórrígan, Macha und Bodbh zwischen den Kindern und dem
Ausgang.
    Die Kinder klammerten sich
ängstlich aneinander.

 
     
     
     
     
     
    inige
Augenblicke lang standen die Frauen starr wie Statuen. Ihre offenen Haare
fielen in großen Wellen über ihre roten Umhänge und über die Goldschnüre um die
Taille ihrer scharlachroten Gewänder hinweg bis zu den Knien, wo sie sich in
seltsamem Eigenleben kräuselten. Ein rauher, triumphierender Schrei brach aus
der Mórrígan hervor, und Macha und Bodbh stießen denselben Laut aus. Die Echos
dieser Schreie erfüllten die zweite Höhle und schienen sich unendlich
fortzusetzen. Die Gesichter der Frauen waren von häßlicher, unaussprechlicher
Freude verzerrt, und ihre Augen hatten einen furchtbaren Ausdruck. Sie waren so
erregt, daß sie zunächst keine Worte fanden.
    Nun begann der Glomach, der
hinter den Kindern stand, zu lachen, und starr vor Entsetzen merkten sie, daß
sie in einer schauerlichen Falle saßen, mit dem Glomach hinter sich und den
drei Göttinnen vor sich, und daß es keinen Fluchtweg gab.
    «Ach, ich hab’ solche Angst»,
stöhnte Brigit leise mit fahlem Gesicht Pidge versuchte, ihre Hand tröstlich zu
drücken, aber er konnte sich nicht mehr rühren, seit er den Schrei der Frauen
gehört hatte. Er meinte, jeder müsse das wilde Klopfen seines Herzens hören. Es
schien dick wie ein Fußball, und es schlug schmerzhaft gegen seine Rippen und
hallte in seinem Kopf wider. Er zitterte heftig am ganzen Körper.
    In der tödlichen Stille gab nur
das Feuer ein seltsam atmendes Geräusch von sich.
    Da brach der Glomach das
Schweigen.
    «Drei alte Hennen zum Rupfen —
ein guter Tag für mich», sagte er.
    Die drei Frauen maßen ihn mit
herrischen Blicken.
    «Du wirst den Stein hergeben»,
befahl die Mórrígan.
    «Die ist zäh», sagte der
Glomach abwägend zu sich selbst. «Sie wird eine Weile kochen müssen, bis sie
weich wird.»
    «Du wirst den Stein hergeben»,
sagte die Mórrígan noch gebieterischer.
    «Er gehört mir!» brüllte er,
und der Boden bebte von der Gewalt seiner Stimme.
    «Du elender Wanst! Gehorche
unserem Befehl», sagte die Mórrígan mit Augen, scharf wie Smaragde.
    «Du bist mir lästig, kleine
Frau», sagte der Glomach mit einem übertrieben gelangweilten Gähnen. «Der Stein
gehört mir, da helfen all deine Wutanfälle nichts. Das ist mein letztes Wort!»
    «Dann bereite dich auf deinen
Tod vor, Dummkopf, denn er wird dich noch heute ereilen», sagte die Mórrígan;
bei dem gedehnten Wort «Tod» schnappte ihre Stimme über.
    Der Glomach stieß ein
brüllendes Gelächter voller Verachtung aus, das in der Tiefe der zweiten Höhle
donnerte.
    «Mein Tod? Ach du liebe Zeit!
Wenn ich überhaupt sterbe, dann vor Lachen über dich! Und jetzt kein Wort mehr
davon!»
    Die Mórrígan machte ein paar
Schritte auf ihn zu, Macha und Bodbh an ihrer Seite, und jede ihrer Bewegungen
war eine Drohung.
    Angst durchfuhr Pidge wie ein
zischendes Feuer. Es schien, als seien er und Brigit zu Stein erstarrt,
unfähig, auch nur die geringste Bewegung zu machen.
    Die Mórrígan streckte den Arm
aus und setzte mit einem Finger wie aus rosigem Marmor die Staubteilchen in
Bewegung, die immer noch träge in dem Lichtstrahl aus der Öffnung in der Decke
herumtaumelten. Die glitzernden Pünktchen verwandelten sich mit einem Schlag in
sechsundzwanzig Kriegerinnen, die sich vor den drei Göttinnen aufstellten.
    Sie waren kräftig, muskulös und
blickten wild um sich.
    Ihr Kinn war kantig, und ihre
starken Beine und Arme waren hart wie Ebenholz. Sie trugen kurze Waffenröcke
und Umhänge, die jeweils an der linken Schulter mit einer großen Emaillebrosche
befestigt waren. In ihren mächtigen Schultern und Armen bebten beängstigend
starke Muskeln. Jede der Kriegerinnen hatte eine Flut dichter dunkler Haare,
die von einer Eisenspange zusammengehalten wurden, und jede war mit einem
Schwert, einem Speer und einem Schild bewaffnet.
    Wie alle Krieger schüttelten
sie ihre Speere, erhoben ein fürchterliches Geschrei und jagten Pidge und
Brigit noch mehr Angst ein. Sie schwangen ihre Schwerter, ließen sie dröhnend
auf ihre Schilde niedersausen, stolzierten und sprangen und wüteten wie

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