Die Meute der Morrigan
antwortete Pidge, erstaunt über sich
selbst.
«Ich bin der Allerstärkste auf
der Welt. Ich kann einen Felsbrocken zwischen meinen Fingern zerdrücken wie
eine Nuß. Ich kann einen Baum mit meiner feurigen Spucke spalten wie ein
Blitz.»
«Aber das Meer kann noch mehr
als das, denn es hat mitgeholfen, die Welt zu formen, und es kann Felsen
zermahlen, an denen es nur geleckt hat. Das Meer könnte sogar Sie
verschlingen», sagte Pidge.
«Du bist aber schlau», sagte
der Glomach ärgerlich. «Wer hat dir denn das gesagt?»
«Ich hab’s irgendwo gehört»,
sagte Pidge.
«Aber ich bin unbezwingbar»,
prahlte der Glomach. «Niemand kann mich im Kampf besiegen, denn keiner kann
mich töten. Wer gegen mich kämpft, muß scheitern. Was sagst du dazu, junger
Mann?»
«Es ist zum Fürchten — wenn es
stimmt», gab Pidge zurück.‹
«Es stimmt, junger Mann. Und
die Schwerter, die ich mache, dürsten nach Blut. Kannst du das etwa vom Meer
behaupten?»
Stille herrschte, bis der
Glomach Brigits Brosche entdeckte, die an ihrer Jacke steckte. Sofort war er
eifersüchtig auf die gute Arbeit, die ein Schmied da geleistet hatte.
«Was ist das für ein metallenes
Ding, das du da trägst?» fragte er.
«Das gehört mir», sagte Brigit
keck, denn sie hatte sich während Pidges Wortgefecht mit dem Riesen wieder
völlig gefangen. «Das ist meine Brosche. Ein großer Schmied namens Tom Cusack
hat sie eigens für mich gemacht.»
«Ich könnte auch so was machen,
wenn ich wollte. Aber du kannst mir auch gleich die da geben», schlug der
Glomach vor.
«Kommt nicht in Frage», sagte
sie.
«Ich will sie aber haben.
Unbedingt. Spielen wir darum.»
«Was meinen Sie damit? Was denn
spielen?»
«Ich spiel’ Knöchelstein mit
dir. Ich spiel’ das mit jedem Zweibeiner, der hier hereinkommt.»
«Was soll das sein —
Knöchelstein?»
«Es ist ein Spiel, bei dem man
kleine Steine in die Luft wirft. Du hebst schnell ein oder zwei vom Boden auf
und fängst die anderen mit dem Handrücken.»
«Ach, Steinwerfen meinen Sie.»
Brigit zuckte geringschätzig mit den Achseln.
«Du hast das also schon mal
gespielt?» fragte der Glomach verblüfft
«Natürlich. Ganz oft. Tante
Bina hat’s mir schon vor ewigen Zeiten gezeigt.»
«Spiel mit mir um das kleine
Ding.»
«Und wenn ich nicht will?»
Der Glomach lächelte.
Sein Blick wanderte zu dem
riesigen Kessel, der auf dem Feuer dampfte, und dann warf er den Kindern einen fürchterlichen
Seitenblick zu, bei dem seine Augäpfel seltsam rollten.
Es war ein unheilvoller,
hinterhältiger, bestialischer, giftiger, boshafter, haßerfüllter, hämischer,
verschlagener, grausamer und verlogener Blick. All das verrieten seine Augen im
raschen Wechsel, bevor sie wieder freundlich wurden; aber zu spät Pidge wußte
Bescheid.
«Brigit wird mit Ihnen spielen
— los, Brigit», sagte er mit gepreßter Stimme.
«Was ist denn mit dir los?»
murrte sie, weil sie nicht begriff, wieso er zum Glomach zu halten schien.
«Los, spiel!» drängte er.
«Wie sollen wir überhaupt
spielen ohne Steine?» sagte Brigit von oben herab.
Ein Lachen brach aus dem
Glomach hervor, bei dem alles Fette an ihm wackelte und zitterte, vor allem der
Nacken; und die Staubteilchen in dem Lichtstrahl wurden wie wild
herumgewirbelt.
«Ich hab’ meine eigenen. Die
trag’ ich immer bei mir», sagte er und löste einen Beutel von seinem Gürtel.
Seine Hände waren besonders häßlich; die Fingergelenke sahen aus wie kleine
weiße Eierkürbisse, während zwischen den derben Knochen seiner Handrücken
seltsame Vertiefungen zu sehen waren. Obwohl seine Finger kurz und dick waren,
öffnete er geschickt die Verschnürung des Beutels und schüttete ein kleines
Häufchen Steine auf den Boden.
«Das sind meine Schätze — meine
kleinen Schätze», sagte er. «Ich habe zwei Mondsteine, einen blauen
Türkenstein, einen Stein mit einem Loch drin und viele andere. Das hier ist
mein Lieblingsstein», sagte er, hob einen der Steine auf und legte ihn auf
seine riesige Handfläche.
Pidge und Brigit sahen ihn
verwundert an.
Auf dem Stein war der blutige
Abdruck eines Auges zu sehen.
enn
ich gewinne, will ich diesen Stein», sagte Brigit sofort mit unbewegter Miene.
«Wenn du gewinnst? Na,
wenn du wirklich gewinnst, kannst du ihn haben», sagte der Glomach und ließ
sich auf die Knie nieder.
Er teilte die Steine in zwei
Häufchen zu je fünf auf, wobei er die schönsten für sich behielt.
«Ich zuerst», sagte
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