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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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Erdboden. Ein paar der Krieger waren in das dritte Tal
hinausgestürmt, von wo das Klirren ihrer Schwerter zu vernehmen war. Andere
waren in die zweite Höhle eingedrungen, aus der man Fackelschein dringen sah,
und blitzende Funken von den Spitzen der Schwerter und Speere. Die Pferde
wieherten laut; sie bäumten sich auf und rannten angstvoll umher; manche jagten
ins Freie oder sprengten in panischer Angst zwischen den Kämpfenden umher.
Cúchulain hieb immerzu wild mit dem Schwert drein, um sich einen Weg zur
Mórrígan zu bahnen; aber immer wieder gelang es ihr, ihm auszuweichen, und ihre
sechsundzwanzig Kriegerinnen umgaben sie beständig und kämpften wild und
gnadenlos.
    Nun hob die Mórrígan langsam
die Fingerspitzen an den Mund und blies über ihre Nägel; da wirbelten zehn
metallene Halbmonde durch die Luft und griffen die Krieger an, gleichgültig,
auf welcher Seite sie standen. Als sie sich zuletzt in die Wände der Höhle gruben,
trieften sie von Blut. Sie spalteten den Fels, so hart waren sie und mit
solcher Wucht flogen sie.
    Und noch zwanzig Halbmonde
wurden von den Fingern geschleudert, die Macha und Bodbh an die Lippen hoben.
Cúchulain erhob sein Schwert und zerschmetterte die Hälfte der Halbmonde, bevor
sie ihr furchtbares Werk vollbringen konnten. Und immer noch entkam ihm die
Mórrígan, und sie trieb alle Krieger an, wildwütig zu kämpfen. Sie wurden alle
von einer Art Wahn befallen, und die Mórrígan trug grimmiges Ergötzen darüber
zur Schau.
    Brigit hatte ihr Gesicht an
Pidges Brust gelegt, und er hatte sie mit seiner Jacke eingehüllt und drückte
sie an sich. Jeder erbebte vom Herzklopfen des anderen.
    Und die Mórrígan weidete sich
an allem, was geschah.
    «Ich bin der Krieg», sprach
sie.
    Mochte sich der Kampf selbst zu
ihren Ungunsten wenden: sie ergötzte sich daran, ihn heraufbeschworen zu haben.
Sie schrie nach Blut, daß ihr der Geifer von den Lippen spritzte. Ihr Blut
wallte heftig und färbte ihr Gesicht. Macha und Bodbh sangen eine schrille
Litanei, ein lallendes Lied von Zerstörung und Tod. Pidge war von Entsetzen und
rasender Angst erfüllt. Er spürte Brigits warmen Atem an seiner Brust und hielt
sie mit zitternden Händen an sich gepreßt.
    Das Gesicht der Mórrígan nahm
nun schreckliche Züge an. Die weichen Umrisse waren verschwunden, und ihre
Knochen zeichneten sich als Totenmaske ab; aber es war die Totenmaske eines
Tieres. Das Gesicht hatte sich nach vom gestreckt; die Knochen waren lang und
weiß, und sie schimmerten. Es war der weiße Totenschädel eines Pferdes, der aus
ihrem Körper wuchs und in dem die Augenhöhlen nur noch schwarze Löcher waren.
Der Speichel triefte ihr von den Zähnen, und grausige Laute drangen aus ihrer
Kehle. Sie torkelte durch das Getümmel und sah dem grausamen Sterben zu.
    Ein angstvoller Schauder
durchfuhr Pidge, und er zwang sich, den Blick abzuwenden. Doch dann sah er, daß
auch Macha und Bodbh sich verändert hatten und daß Macha heulte wie ein Hund.
    Pidge stöhnte leise und wich
zurück. Er hielt Brigit fest und wandte dem Schrecklichen den Rücken zu. Brigit
kroch unter seiner Jacke hervor, und er drehte sie heftig weg vom Anblick ¿es
Kampfes. Er wollte nicht, daß sie all das sah, und so starrten sie beide zu
Boden.
    Aus dem Augenwinkel sah Pidge,
wie sich bei dem toten Glomach etwas regte. Ein Bruchstück seines Schattens
bewegte sich. Er sah, daß auch Brigit es bemerkt hatte.
    Alle Bruchstücke vom Schatten
des Glomach bewegten sich langsam aufeinander zu und fügten sich zusammen wie
die Teile eines Puzzlespiels.
    Als der Schatten vollständig
war, regte sich der Glomach, wurde lebendig und erhob sich vom Boden. Er zog
den Speer aus seinem Leib und warf ihn in das Kampfgetümmel.
    «Wagt es noch einmal, mich zu
kitzeln!» brüllte er.
    Er war tot oder so gut wie tot
gewesen. Der Schatten war der Schlüssel zu seinem Leben, und das war seine
Waffe im Kampf, mit der er geprahlt hatte. Der Riese war gegen den Tod gefeit
    Er stieß einen Schrei aus, und
wieder erbebte die Erde. Er rief sein mächtiges Schwert an, und es sprang vom
Amboß in die Luft Ohne von einer Hand geführt zu werden, focht es blutrünstig
und richtete große Verheerung unter den Kriegern an. Viele erlagen seiner bösen
Zauberkraft Der Glomach lachte nur, und sein Lachen war ein machtvolles und
höhnisches Gebrüll. Haßerfüllt packte er Pidge am Kragen. Pidges Zunge klebte
am Gaumen, er brachte nicht einmal einen Schreckenslaut hervor.
    Da stürzten

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