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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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zersprangen, und vier nackte
Vogelkinder kamen zur Welt. Im selben Augenblick schon wuchsen ihnen die
Federn, und sie erprobten ihre Flügel und flogen davon. Jetzt sahen sie eine
Weide mit einer Stute und ihrem Fohlen; das Fohlen sprang mit seinen ungelenken
Beinen übermütig umher, schüttelte wild seine Mähne und haschte nach der Luft.
Sie sahen Schnee fallen, und aus dem Schnee lugte die grüne Spitze einer
Narzisse, und darunter sahen sie ein Würmlein, das das Erdreich lockerte und
fruchtbar machte.
    Und während sie all das
betrachteten, fragte Cathbads Stimme:
    «Was liegt in meinen Händen?»
    «Magie», flüsterte Brigit.
    «Zauberei», sagte Pidge leise.
    «Und was ist der Kampf?»
    «Zauberei», sagte Pidge wieder,
und er drückte sanft Brigits Hand.
    Wieder erschien ein
Wassertropfen in Cathbads Händen, und darin schwamm eine winzige Elritze, und
als das vollkommene kleine Fischlein sie von der Seite anblickte, sahen sie das
Wunder eines Elritzenauges. Dann sahen sie einen Pfau, der seinen prächtigen
Schweif für sie ausbreitete und stolz damit rasselte. Die Federn zitterten, der
Pfau löste sich auf, und nun sahen sie die Kinder, die auf dem Eyre-Platz in
Galway schaukelten, lachend und sorglos. Dann sahen sie die Menschen auf der
Brücke, und es schien, als seien es Kinder aus der ganzen Welt, strahlend und
voller Hoffnung.
    Jetzt erschienen zwei
geschlossene Blüten in den Händen. Die weiße Blüte öffnete sich, und Patsy, der
Gott Angus Óg, stand dort auf dem dichten gelben Teppich im Herzen des
Gänseblümchens; und die gelbe Blüte öffnete sich, und Boodie, die Göttin
Brigit, stand inmitten der Löwenzahnblüte. Sie streckten Pidge und Brigit die
geöffneten Arme entgegen als Aufforderung und als Zeichen ihrer Liebe. Boodies
Hut war immer noch mit Blumen und Schmetterlingen bedeckt, und ganz vorn saß
ein kleiner Nachtfalter mit einem tiefschwarzen, samtigen Körper und roten,
schwarzgetupften Flügeln, die er für die Kinder aufschlug. Einer der Tupfen
wurde immer größer, bis er Cathbads Hände ganz füllte. Sie blickten in diese
Nachtschwärze, und sie war so tief und endlos wie der Weltraum. Im Dunkel
leuchteten plötzlich strahlend weiße Lichtpünktchen auf. Mit einem Mal wurden
sie zu funkelnden Sternen, die wie ein Feuerwerk aus Cathbads Händen aufstoben.
Das weiße Gefunkel erfüllte die Luft über ihnen, und Nelkenduft verbreitete
sich rings um sie. Die Sterne bildeten nun das Wort
     

     
    Ein Schauer von Glück
durchrieselte Pidge und Brigit.
    «Ihr habt den Mut nicht
verloren», sagte Cathbad.
    Die Sterne blinkten noch eine
Weile und verblaßten dann.
    «Curu wartet am Wasserfall»,
sagte Cathbad. «Bleibt mutig. Die Mórrígan wird euch folgen, aber sie wird sich
zurückhalten, bis ihr sie zu Olc-Glas bringt. Der Herr der Wasser wird sich nur
auf euer Geheiß erheben — er hält Olc-Glas zwischen seinen Kiefern. Ich
verlasse euch jetzt und kehre mit meiner Heilkraft zu den Verwundeten zurück.
Geht nach Hause, wenn ihr Curu gefunden habt»
    Er verschwand, und der grüne
Schleier mit ihm.
    Brigit sah Pidge an und mußte
plötzlich lächeln.
    «Wir haben den Kieselstein»,
sagte sie.

 
     
     
     
     
     
    ie
begannen zu laufen.
    Sie liefen den gewundenen
grauen Pfad entlang und beschleunigten ihre Schritte noch, als er breiter
wurde. Schon bald waren sie unten angelangt und rannten durch das zweite Tal.
    Sie liefen über die Stelle mit
den Löwenzahnblüten, an der die Göttin Brigit ihr Feuer gehabt hatte, und ihre
freudige Erregung wuchs mit jedem Schritt. Als sie bei Curu anlangten, glänzten
ihre Augen, und ihre Wangen hatten sich gerötet. Er wartete geduldig am
Wasserfall, verborgen in einem kleinen Haselgesträuch, das neben dem herrlichen
Wasserbecken wuchs.
    «Du bist in Sicherheit!» rief
Brigit ihm zu; und sie stürzte zu ihm hin und umarmte ihn.
    «Ihr auch!» rief der Fuchs und
schleckte sie begeistert ab.
    «O Curu», rief Pidge, «ich bin
so froh, daß ich dich wiedersehe! Du ahnst nicht, was für schreckliche Dinge
passiert sind!»
    Curu warf einen raschen Blick
auf Brigit.
    «Erzähl mir lieber nicht
davon», sagte er vernünftig. «Ihr seid beide in Sicherheit, und das ist das
wichtigste. Seid ihr gebissen oder sonstwie verwundet worden? Habt ihr eine
Verletzung? Ist irgendeins eurer Beine lahm? Sagt es mir!»
    «Nein», sagten sie.
    «Es ist euch nichts zugestoßen!
Und ich seh’ es euren Gesichtern an, daß ihr diesen Kieselstein, den ihr
unbedingt

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