Die Meute der Morrigan
die Sieben Maines
aus dem Getümmel und griffen den Glomach an, doch er hielt Pidge vor ihre
Schwerter und lachte immer noch.
Ein zweites Mal schrie Brigit
auf. Schluchzend nahm sie die Brosche von ihrer Jacke und legte mit zitternden
Händen den Bogen an. Sie spannte die Sehne aus dem Schweifhaar eines Pferdes,
und mit einem fast unhörbaren Schwirren flog der winzige Pfeil davon und bohrte
sich in den Ellbogen des Riesen. Das kleine Ding störte ihn, er verlor das
Gleichgewicht, fiel um und schlug hart mit dem Kopf gegen die Wand. Wieder
zersprang sein Schatten in kleine Stücke. Unter Aufbietung all seiner Kräfte
befreite sich Pidge und war mit einem Sprung neben Brigit.
Der Glomach sank langsam zu
Boden, und die Teile seines Schattens lagen verstreut umher. Nur ein einziges
Bruchstück war in den brodelnden Suppentopf gefallen und begann zu schmelzen.
Es sah aus wie schwarze Gelatine und zerfiel in dunkle Blasen. Es stank
fürchterlich. Das war das Ende des Glomach; nun war er wirklich tot.
Die böse Kraft verließ sein
Schwert, die Waffe fiel zu Boden. Pidge näherte sich der häßlichen, riesigen
Hand des Glomach, die noch warm war, und entriß ihr den Kieselstein. Es
überlief ihn eiskalt, und er zitterte am ganzen Leib.
Ringsum tobte der Kampf, und
die Göttinnen kreischten in wilder Lust. Sie geiferten und schrien so
durchdringend, daß sogar die Bäume bebten und bluteten und die Steine in der
Erde weinten. Sie gingen durch die Reihen der Kämpfenden und sagten ihnen
listige, süße Worte, die wie giftige Blüten waren. Sie senkten ihre Stimmen zu
tiefen, kehligen Lauten, umschmeichelten die Krieger und raunten ihnen die
alten Worte zu, die die Menschen zum Morden treiben. Es war das Flüstern des
Todes, der sich über das Leben legt, ein tödlicher Nebel von Worten, der sich
über alles ausbreitete, und je fruchtbarer der Boden war, auf den ihre Worte
fielen, desto stärker wurden sie. Und Cúchulain suchte weiter unter all den
Verstörten nach der Mórrígan.
Die entsetzten Kinder standen
da und wußten nicht, was sie tun sollten. In Pidges Kopf rasten die Gedanken.
Wir sind verloren, und der Dagda hat uns im Stich gelassen, wiederholte er sich
unablässig.
Doch auf einmal erschien
Cathbad im Feuer, gekleidet in sein weißlinnenes Druidengewand. In der Hand
hielt er einen schlanken Eichenstab. Er sprang aus den Flammen, trat auf die
Kinder zu und sagte:
«Der Dagda hat euch nicht im
Stich gelassen.»
Er erhob seinen Stab und
vollführte rings um sie weite, kreisende Bewegungen, während er seltsame,
gemessene Worte sprach.
Eine schützende Hülle legte
sich um die Kinder; und sie wußten, daß sie darin vor dem Kampf und vor der
Mórrígan sicher waren. Der schreckliche Anblick der Geschehnisse verschwamm vor
ihren Augen, als sähen sie alles durch ein regennasses Fenster. Doch der Kampf
tobte weiter, denn sie hörten immer noch das Klirren der Schwerter und das
Stöhnen und die Aufschreie der Kämpfenden.
Cathbad wandte sich ihnen zu,
und da reichte ihm Pidge mit zitternder Hand den Stein; doch der Druide
lächelte und schüttelte den Kopf.
«Deine Aufgabe ist noch nicht
erfüllt», sagte er.
Er nahm sie beide bei der Hand
und trat mit ihnen zum Feuer. Sie sprangen alle drei in die Flammen und gingen
durch den grünen Rauchschleier.
Während sie mit Cathbad in
diesem seltsamen Schleier dahingingen, merkten sie, daß sie wieder im dritten
Tal waren und daß das Kampfgetümmel sich hier fortsetzte; aber alles ringsumher
erschien ihnen seltsam unwirklich.
Er ging mit ihnen bis zum
Nadelöhr zurück.
Dort blieb er stehen. Er nahm
den Stab unter seinen Arm und hielt ihnen seine zur Schale geformten Hände hin,
so tief, daß auch Brigit hineinsehen konnte.
«Schaut her!» sagte er.
Über seine Handflächen liefen
zitternde Wellen, und sie rollten zu einem Wassertropfen zusammen.
In dem Tropfen sahen sie etwas
Rosafarbenes und Grünes. Es war eine Rosenknospe, die erblühte, bis sie eine
ganze zartblättrige Rose sahen. Sie verschwand, so schnell wie sie erschienen
war, und nun sahen sie in Cathbads Händen ein Bild des blauen und
purpurfarbenen Meeres, über dem schneeweiße Möwen kreisten, um herabzustoßen,
und aus dessen blitzenden Fluten die glatten Köpfe von Robben und die lächelnden
Gesichter von Delphinen auftauchten. Das Bild zerging, und nun lag in Cathbads
Händen eine Drossel in ihrem Nest. Sie flog auf, und himmelblaue Eier mit
schwarzen Tupfen blieben zurück. Die Eier
Weitere Kostenlose Bücher