Die Meute der Morrigan
etwas
herum, was zurückbeißt. Das bringt mich auf Touren», sagte sie. Sie lächelte
wieder.
Melody Mondlicht sah sie
durchdringend an.
«Und?» sagte sie.
«Zu spät», sagte Breda
Ekelschön. «Ein andermal vielleicht»
«Also vereitelt», kommentierte
Melody Mondlicht. «Fragt sich nur, durch wen?» Sie wandte sich den Kindern zu.
«Kommt mit uns nach Hause zum
Tee», sagte sie schmeichelnd.
Pidge kam der Klang ihrer
Stimme wie der einer Katze vor, die einer Maus das Totenlied singt
«Nein, danke», sagte er.
«Versuch du ihn zu überreden,
mein Schätzchen», sagte Breda Ekelschön, zu Brigit gewandt.
«Ja, tu das, mein kleines
Dickerchen», sagte Melody Mondlicht, «dann bekommt ihr auch Rotkäppchenkuchen,
Holzbeinchen, Froschschenkelchen, Zuckerplätzchen und Wanderriegel, Hafnerwurst
und Tagessuppe.»
«Nein», sagte Brigit. «Ich habe
eine Abneigung gegen Sie.»
«Du hast eine Abneigung gegen
uns? Aber warum denn?» rief Breda Ekelschön theatralisch aus.
«Weil ihr Verkehrsrowdys seid.
Ihr hättet Pidge eben beinah umgebracht»
«Ja, das hätten wir beinahe,
nicht?» sagte Melody bedauernd, und Pidge war nicht sicher, was sie bedauerte —
daß sie ihn beinahe umgebracht oder daß sie ihn knapp verfehlt hatte.
«Du meine Güte», sagte Melody
gespreizt während sie sich eine Zigarre anzündete, «ich werde ganz nervös. Los,
Ekelschön! Wir müssen es anders angehen.»
Als sie sich wieder auf das
Motorrad setzte, bemerkte Pidge, daß sie einen Dolch in ihrem Strumpfband trug.
«Glotz mich nicht so an, das
ist unverschämt!» fuhr sie ihn an.
«Glotzer kriegen den Milzbrand,
wenn sie nicht sehr, sehr vorsichtig sind», fügte Breda hinzu. «Vor allem, wenn
sie in Sachen hineinglotzen, die sie nichts angehen — stimmt’s, Melody?»
«Nicht das geringste angehen»,
sagte Melody und startete das Motorrad mit einem Fußtritt Breda stieg wieder
auf den Beifahrersitz, und schon schossen sie mit aufheulendem Motor davon,
kreischend vor Lachen.
Bevor sie hinter einem kleinen
Hügel verschwanden, ließ Breda ihre Haare zu Berge stehen, um ihnen zum
Abschied zu winken.
«Sind die nicht seltsam?» sagte
Brigit «Mir ist eine richtige Gänsehaut über den Rücken gelaufen. Was haben sie
denn da verloren?»
Sie bückte sich und hob eine
kleine weiße Karte von der Straße auf. Pidge las vor, was darauf stand:
«Was bedeutet das?» fragte
Brigit.
«Daß sie Hexen sind, glaube
ich.»
«Aber sie haben doch zu Mossie
Flynn gesagt, sie wären Künstlerinnen!»
«Ich weiß», sagte Pidge. «Das
haben sie wahrscheinlich behauptet, um die Leute auf die falsche Fährte zu
bringen, falls denen was Besonderes an ihnen auffällt.»
«Schamlose Lügnerinnen!» sagte
Brigit.
Sie gingen weiter, und die
Hitze hüllte sie ein.
Sobald sie wieder im Glashaus
waren, füllte Melody Mondlicht einen Kristallteller mit Wasser. Sie stellte ihn
vorsichtig auf den Boden und setzte sich dann auf einen kleinen Hocker daneben.
Breda Ekelschön saß schon mit
ihrer Harfe bereit.
Die Oberfläche des Wassers
wurde zu einem Bild; ein bewegtes Bild, wie ein Film. Es zeigte Brigit und
Pidge, die den Weg entlanggingen.
Melody Mondlicht lachte.
«Fang mit der Lockmusik an»,
sagte sie.
Breda ließ ihre spitzen Finger
über die Saiten der Harfe gleiten.
Eine leise, zarte Musik ging
wie Geflüster durch die Luft. Sie war leichter als ein sommerlicher Windhauch,
sie war stiller als die Staubkörnchen in einem Sonnenstrahl, doch ihre Kraft
war größer als die Kraft eiserner Ketten.
Pidge und Brigit blieben
stehen. Die Musik drang zu ihnen und hielt sie in Bann, und doch vernahmen sie
nichts. Sie begann, sie sanft anzuziehen. Sie war unhörbar und unglaublich
stark, ebenso wie die Elektrizität unsichtbar, aber sehr stark ist
«Hast du nicht auch plötzlich
das Gefühl, daß es schön wäre, den Rest des Weges auf dem Pfad durch die Felder
zu gehen?» sagte Pidge.
«Ich habe das Gefühl, daß
nichts auf der Welt schöner sein könnte», antwortete Brigit.
Sie kletterten über die Mauer
zu den Feldern.
Während sie den Pfad
entlanggingen, stieg aus der Erde eine wunderbare Empfindung in ihre Fußsohlen
auf, so daß jeder Schritt mit einem lustvollen Prickeln verbunden war. Es drang
durch die Sohlen ihrer Sandalen. Die schreckliche Hitze des Tages schien sich
aufzulösen, und die Luft strich weich über ihre Gesichter. All das gehörte zu
dem Locken der Harfenmusik. Sie fingen an zu hüpfen und zu
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