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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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Wind hauchte Pidge
über den Nacken.
    «Schweig!» befahl Findeweg.
«Ich wittere etwas. Wir sind hier nicht gut verborgen, und die zweibeinigen
Knirpse sind in der Nähe. Es ist Zeit, daß wir uns zerstreuen. Laßt uns
dahinschmelzen wie Schneeflocken!»
    Dann herrschte eine Stille, die
nur durch das kastagnettenartige Geplapper von ein paar Elstern durchbrochen
wurde. Ihre Stimmen klangen lauter als gewöhnlich, so als hätten sie sich
unerträglich lang zurückgehalten.
    Pidge warf einen Blick über die
Mauer. Das Gehölz war leer. Der hohe Farn wogte hin und her, als kämpfe er
gegen einen Sturm, dabei wehte nur eine leichte Brise. Er sah das Hinterteil
eines Jagdhundes in einer weißen Wolke von Margeriten verschwinden, bis im
Schutz des dicht wachsenden Farns nichts mehr von ihm zu sehen war.
    «Hast du sie gesehen, Pidge?»
fragte Brigit atemlos.
    «Ich habe einen Jagdhund von
hinten gesehen, das ist alles.»
    «Ich mag sie nicht. Sie haben
so komisch geredet, und ich hatte das Gefühl, daß sie manchmal uns meinten»,
sagte Brigit.
    «Ich auch!»
    «Hast du wirklich einen
Jagdhund gesehen?»
    «Ja.»
    «Und keine Menschen? Wer hat
denn gesprochen?»
    «Nach den Namen, mit denen sie
sich anredeten, zu urteilen — eine Meute Jagdhunde!»
    «Hunde! Ich will nicht, daß
irgendwelche ollen Hunde meinen, sie könnten mich umbringen!»
    «Sie haben gesagt, daß sie’s
nicht könnten, weil es ihnen nicht erlaubt ist oder so etwas Ähnliches.»
    «Außer sie bringen uns zum
Rennen. War es nicht so? Also, ich sag dir eins, Pidge. Mich bringen die
bestimmt nie zum Davonrennen. Und ich hoffe, daß sie alle Würmer kriegen!»
    «Und die Räude!» sagte Pidge
inbrünstig.
    «Glaubst du wirklich, daß es
Hunde waren, die geredet haben?» fragte Brigit
    «Ich weiß nicht. Es kommt mir
so seltsam vor. Vielleicht waren Leute da, und wir haben sie bloß nicht
gesehen.»
    Es scheint wirklich zu seltsam,
um wahr zu sein, dachte er. Aber da waren diese eigenartigen Namen.
    «Ich habe nur das Hinterteil
eines Hundes gesehen», sagte er.
    «Ich möcht’ nur wissen, wer die
blöde alte Mórrígan ist Und diese Skaldenkrähe. Und die andere, von der sie
geredet haben, diese Königin von Irgendwas.»
    «Na ja, wir wissen ja schon,
daß sie ein und dieselbe Person sind. Das hat der Große Aal gesagt. Sie ist die
Göttin des Kampfes oder so.»
    «Für wen hält die sich
eigentlich — einfach hier nach Shancreg zu kommen und mit uns Schindluder zu
treiben! Die und ihre Kämpfe! Wer sie auch ist, sie wird es schon noch mit uns
zu tun kriegen.»
    «Ich glaube, sie ist sehr
mächtig», sagte Pidge.
    «Ach was, mächtig!» sagte
Brigit barsch, und sie setzten ihren Heimweg fort.

 
     
     
     
     
    lötzlich
heulte ein Motor, und wie aus dem Nichts tauchte hinter ihnen ein Motorrad auf
— so als hätte es hinter einer Hecke darauf gelauert, daß sie vorbeikämen und
wäre dann herausgeschossen, um sie zu verfolgen.
    Pidge konnte gerade noch in den
grasbewachsenen Straßengraben springen.
    Das Motorrad streifte ihn
beinahe an seiner rechten Seite, fuhr noch ein paar Meter weiter und bremste
dann. Die Kinder sahen, daß die zwei Frauen darauf saßen, die Mossies Glashaus
gemietet hatten. Pidge glaubte zu hören, wie die mit den blauen Haaren sagte:
«Zum Teufel! Wir haben ihn nicht erwischt!»
    «Psst! Sie können dich doch
hören», antwortete die Rothaarige, und dann kicherte sie. Sie sah über die
Schulter zurück und rief:
    «Na, so was! Dir ist doch
nichts passiert?»
    Sie stieg vom Beifahrersitz ab
und kam zurück.
    «Tut mir furchtbar leid,
Bürschchen. Laß dir aufhelfen.»
    «Es geht schon», sagte Pidge.
    «Er kann das allein», sagte
Brigit mit fester Stimme.
    «Unsinn», sagte die Frau. «Ich
muß dir helfen. Wozu sind Feinde denn da? Ich muß mich entschuldigen. Ich
meinte — wozu sind Freunde denn da. Verflixt, ich muß wirklich lernen
aufzupassen, was ich sage.»
    Sie beugte sich herunter,
packte Pidge am Arm und zerrte ihn hoch. Sie schloß die Augen und hielt seinen
Arm einen Augenblick lang fest wie in Trance.
    Bevor sie ihn freigab, kniff
sie ihn schnell noch kräftig in den Arm. Sie lächelte ihn an, und dann spuckte
sie in hohem Bogen einen ausgekauten Priem über die Mauer am Wegrand.
    «Ich heiße Breda Ekelschön»,
sagte sie leutselig. «Und das ist meine Freundin, Melody Mondlicht.»
    Melody wendete das Motorrad und
kam zu ihnen gebrummt.
    «Warum kauen Sie Tabak?» fragte
Brigit.
    «Ich beiß’ gern auf

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