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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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Schwanz im Nebel
verschwinden.
    «Wenn die sich in meine Nähe
wagen», sagte Brigit, «kriegen sie eins auf die Schnauze, darauf können sie
sich verlassen.» Dabei zog sie ihre Augenbrauen zusammen und schob die
Unterlippe vor, als Übung dafür, was für ein Gesicht sie machen würde, falls
sie kommen sollten.
    Aber Pidge hörte nicht richtig
zu.
    Sie waren davor gewarnt worden,
daß das geschehen würde, und er wußte, daß er sich darauf hätte einstellen
müssen; aber nun kam alles viel zu schnell. Er hatte gehofft, zumindest am
Anfang würde es bessergehen.
    Zunächst konnte er es gar nicht
glauben. Wie benebelt stand er da, unfähig, einen Gedanken zu fassen, und
starrte in die Glaskugel, ohne eigentlich etwas zu sehen.
    Als er es endlich glaubte,
akzeptierte er, daß es so war; er ging entschlossen weiter, und Brigit hielt
mühelos mit ihm Schritt.
    «Sie müssen erst einmal unsere
Witterung aufnehmen und den Platz finden, an dem wir aus dem Boot gestiegen
sind. Sie werden jeden Zollbreit absuchen müssen.»
    «Ich hab’ sie satt, diese
Welpen!» verkündete Brigit mit zornig funkelnden Augen.
    Sie gelangten zu einem kleinen
Hügel und konnten jetzt endlich die Berge im Westen sehen; die waren allerdings
in dichte Dunstschleier gehüllt, aus denen nur die Spitzen hervorragten. Aber
es waren die Twelve Pins, soviel war nun immerhin klar.
    Doch sie sahen anders aus: ihre
Umrisse wirkten nicht wie sonst, so daß Pidge nicht einmal ungefähr sagen
konnte, wie weit sie jetzt entfernt waren von dem Punkt, der in seinem
Bewußtsein ‹Zuhause› hieß.
    Er wurde ein wenig unsicher
über die Richtung, in der die Gänse geflogen waren, und begann daran zu
zweifeln, daß sie auf dem richtigen Weg seien. Bewegten sie sich ein wenig zu
sehr nach rechts oder links? Er war sich nicht mehr sicher.
    Die Dämmerung nahte. Bald schon
würde es dunkel sein.
    Sie brauchten einen Platz, wo
sie in dieser Nacht schlafen konnten. Irgendein trockener, geschützter Platz,
an dem sie Wind und Regen nicht fürchten mußten, würde schon genügen; es mußte
kein Haus sein.
    Er war zwar etwas in Versuchung
weiterzugehen, um noch einen größeren Abstand zwischen sie und die Hunde zu
legen, aber er wußte nur zu gut, daß sie beim Durchwandern einer Landschaft,
die sie nicht kannten, und ohne Tageslicht wirklich in eine Sumpflache fallen
und naß werden oder in einen Abgrund stürzen oder sich den Knöchel verstauchen
konnten; und sie würden bestimmt noch weiter von ihrer Richtung abkommen als am
Tag.
    Er hielt Ausschau nach einem
geeigneten Platz. Ein Schuppen wäre gut, dachte er.
    Es war schon fast dunkel, als
sie in die Nähe eines Kiefernwaldes gelangten.
    Sie wandten sich um und sahen
nichts, das sich bewegte in dem weiten Landstrich, den sie durchwandert hatten.
Selbst in der Dämmerung hätten sie eine Bewegung wahrnehmen müssen, wenn ihnen
tatsächlich einer der Hunde gefolgt wäre, davon war Pidge überzeugt In der
Hoffnung, recht zu behalten, nahm er Brigit an der Hand und rannte das letzte
Stück mit ihr zusammen.
    Nichts auf der Welt ist so
anziehend wie ein Wald, denn Wälder bergen viele Geheimnisse. Sie gingen
hinein, um ihn zu erkunden. Pidge freute sich, daß der Waldboden trocken war
und die Luft unter dem Dach der Zweige wärmer als außerhalb. Es gab ihm ein
Gefühl der Geborgenheit.
    Als es ganz dunkel war, hatten
sie sich ein gemütliches Plätzchen gemacht und legten sich auf die dicke
Schicht trockener Kiefernnadeln.
    Das Harz duftete wunderbar.
    Als es stockfinster war,
schliefen sie ein.
     
    Sie erwachten früh am Morgen,
so früh, daß der Tag gerade erst heraufdämmerte, und merkten nun, daß sie ganz
in der Nähe einer Lichtung geschlafen hatten, auf der eine kleine Quelle aus der
Erde kam und als bescheidener Wasserfall über ein paar Felsbrocken rieselte.
    Über den Himmel gingen lange
rubinrote Risse, deren Ränder aprikosenfarbene Wolken zierten. Der Anblick
benahm ihnen den Atem, denn die Farben verströmten ein unglaubliches Licht, so
daß das ganze verrückte, wunderschöne Gebilde, hinter dem die Sonne glänzte,
wahrhaftig der Eingang zum Paradies hätte sein können.
    Lange standen sie da,
verrenkten sich die Hälse und nahmen begierig das Bild in sich auf.
    Dann gingen sie allmählich zu
der Quelle und tranken; und Brigit flüsterte, sie wünschte, die kleine Quelle
wäre auf dem Feld der Sieben Maines, damit sie sie jeden Tag betrachten
könnten, weil sie so hübsch war.
    Das Wasser schmeckte

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