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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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sie eine Miniatur-Ausgabe der Landschaft, durch die Pidge und
Brigit gingen. Man konnte die beiden genau sehen — zwei winzige, lebendige
Gestalten, die sich vorwärtsbewegten.
    Die Mórrígan nahm einen
Anhänger von ihrem Armband und stellte ihn in einigem Abstand von den Kindern
vor sie hin in die Landschaft.
    Dann setzten sich die drei
Frauen rund um den Tisch und warteten. Sie hielten lange, spitze Stäbe in den
Händen.
    Da erschien eine weitere
kleine, lebendige Figur in der Landschaft, aber sie war noch ganz am Rand. Man
konnte sie nur kurz sehen, bevor sie vom Nebel verhüllt wurde, aber die drei
wußten, wer es war.
    «Findeweg hat die Spur
gefunden!» riefen sie triumphierend.
    Dann erschienen noch andere
kleine Gestalten am Rand. Die Frauen trieben sie mit ihren spitzen Stäben an.
    Der Igel, der zusammengerollt
auf dem Boden lag, wartete, bis sie ganz in ihre Beschäftigung vertieft waren,
bevor er sich unmerklich aufrollte und lautlos zur Tür lief, die Vogelfang bei
seinem verstörten Aufbruch leicht angelehnt gelassen hatte.
    Er machte sich davon und hätte
um keinen Preis zurückgeschaut, nicht einmal, wenn man ihn dafür in Schnecken
aufgewogen hätte.
    «Es war nur ein verrückter
Traum», sagte er sich entschieden und hob die Schnauze nicht vom Boden.

 
     
     
     
     
     
    ie
Außenseiten der Mauern am Feld der Sieben Maines waren schwarz versengt von den
Blitzschlägen, und als Pidge das sah, tadelte er sich selbst, daß er so töricht
gewesen war zu glauben, sie könnten ihnen nichts anhaben; aber er war froh und
sehr, sehr erleichtert, daß sie Glück gehabt hatten.
    Sie ließen das Feld hinter sich
und folgten der Diagonale, in der die Gänse geflogen waren. Pidge schüttelte
die Glaskugel und sah, daß die Hunde den Weg immer noch nicht aufgespürt
hatten.
    Erleichtert gingen sie weiter.
Manchmal fanden sie Trampelpfade von Schafen, dann wiederum nicht die geringste
Spur; manchmal kletterten sie über Mauern, dann wieder überquerten sie Gräben,
überwanden Schluchten oder machten einen Bogen um Dornbüsche, Haselnußsträucher
und andere Hindernisse.
    Brigit schaute die ganze Zeit
auf den Boden, rechts und links des Weges; ab und zu blieb sie sogar stehen und
suchte auf dem Boden hinter sich, als hätte sie etwas übersehen.
    «Was machst du denn da?»
    «Ich suche nach diesem
verdammten Kieselstein», sagte sie mit blitzenden Augen.
    «Brigit, du sollst solche Worte
nicht gebrauchen.»
    «Welche Worte? Du weißt doch,
er hat gesagt, daß diese verdammten Blutstropfen drauf sind.»
    «Du bist ganz schön raffiniert.
Du hast bloß einen Grund gesucht, so ein Wort zu sagen.»
    Brigit schwieg und schaute
höchst unschuldig und gekränkt drein.
    «Jedenfalls», fuhr Pidge fort,
«sollen wir nicht danach suchen, sondern wir sollen ihn finden .»
    «Und wie sollen wir das
machen?»
    «Woher soll ich das wissen? Wir
müssen einfach abwarten, was passiert.»
    «Möchtest du ein Stück
Schokolade?» fragte sie und holte es aus ihrer Tasche.
    «O ja. Ich hatte sie ganz
vergessen.»
    «Ich nicht Ich hätte den Maines
so gern ein Stück davon gegeben. Ich wollte zuerst auch, aber dann hab’ ich’s
doch nicht gemacht, weil — na, du weißt schon.»
    «Was denn?»
    «Wohin sollten sie die Schokolade
denn essen? Sie konnten etwas abbeißen und schmecken und kauen, das schon; aber
sie konnten das dann nirgends hinschlucken. Sind sie nicht furchtbar schlimm
dran, Pidge?»
    Sie brach den Schokoladenriegel
in zwei Teile und gab Pidge seine Hälfte.
    «Ja. Manchmal bist du sehr
lieb, Brigit.»
    «Ich weiß», sagte sie.
    Sie aßen ihre Schokolade im
Weitergehen.
    Bisweilen gingen sie auf
weichem Gras, dann wieder durch grobes Ried und stolperten über Steine und
Aststümpfe; aber müde wurden sie nicht. Brigit konnte es nicht leiden, wenn sie
über Steine und andere unerforschliche Hindernisse stolperten, und sie sagte es
auch. Pidge mochte so etwas auch nicht, aber er sagte nichts. Hauptsächlich
sprachen sie über die Sieben Maines und Königin Maeve, und Brigit fragte sich
Dinge wie: welche Art von Krone sie wohl hatte, und ob sie silberne Kleider und
diamantene Schuhe hatte, und was sie zum Frühstück gegessen haben mochten,
damals, in den alten Zeiten.
    Dann sah Pidge irgendwann
wieder in die Glaskugel und mußte erkennen, daß die Hunde den Weg durch die
Steine gefunden hatten, denn der Platz war leer, bis auf den letzten Hund, der
zielstrebig einen Weg verfolgte; und dann sah er auch dessen

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