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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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Felder, gesegnet seien sie», sagte der alte Daire
ernst.
    «Bitte noch etwas Brot und
Butter», sagte Brigit.
    Daire reichte ihr die Schale
und ergriff ihre Hand, die sich ihm entgegenstreckte.
    «Diese kleine Hand wird noch
große Taten tun», sagte er, und Brigit errötete vor Freude.
    «Wann denn?» fragte sie.
    «Wenn es Zeit ist», sagte er.
    Pidge nahm das mit einem Gefühl
der Dankbarkeit auf; es verhieß Gutes für die Zukunft. Beim Essen betrachtete
er die Menschen, die sich als so gute Freunde erwiesen. Sie alle glichen Daire
und Finn und waren wie sie gekleidet, in den gleichen graublauen handgewebten
Stoff. Ihre Kleider schienen allesamt aus neuem Stoff gemacht zu sein; es war
nicht ein Flicken darauf, obwohl es doch Arbeitskleidung war. Als er aber
Daires ärmellose Weste betrachtete, entdeckte er unter seinem linken Arm einen
sorgfältig aufgenähten Flicken. Hab’ ich mich doch getäuscht, dachte er, und
nahm den letzten Bissen Rührei.
    Eine der Frauen bewunderte
Brigits Brosche und sagte ihr, wie hübsch sie sei. Sie berührte den kleinen
silbernen Bogen und Pfeil mit ihren Händen. Pidge fiel auf, daß sie nicht nach
harter Arbeit aussahen.
    «Jetzt solltet ihr aufbrechen»,
sagte der alte Daire, als sie fertig waren und sich satt gegessen hatten. «Ihr
habt bestimmt noch einen weiten Weg vor euch.»
    «Habt Dank für alles», sagte
Pidge verlegen. Er war noch nicht alt genug, um Erwachsenen gegenüber
unbefangen seinen Dank auszudrücken zu können, und nicht mehr klein genug, um
wie Brigit frisch von der Leber weg zu plappern.
    «Ihr habt wirklich schöne
Teller und Eierbecher», sagte sie neidvoll. «Danke fürs Frühstück.»
    Der alte Daire streckte ihnen
die Hand zum Abschied entgegen. Brigit nahm den Schulranzen auf den Rücken und
gab allen die Hand. Dann nahm der alte Daire Pidges Hand.
    «Du bist einer von diesen
Stillen, Zuverlässigen, die viel sehen und wenig sagen.»
    «Das habe ich nicht gewußt;
aber es stimmt wohl», sagte Pidge ein wenig überrascht
    «Zeig du ihnen den Weg», befahl
der alte Daire Finn und gab ihm einen Stüber mit seiner Mütze.
    Finns Blick war zurück auf den
Punkt am oberen Ende des Tales gerichtet, an dem sie es betreten hatten. Er
stieß einen leisen Pfiff aus, und da unterbrachen alle Leute, auch jene, die
weit entfernt waren, ihre Arbeit und sahen zu ihm hin.
    Sie folgten sogleich seinem Blick,
alles wandte sich dem Felsenrand zu und starrte die Hunde an, die am Horizont
aufgetaucht waren.
    Es wurde sehr still.
    Die Rauchfahnen, die
schnurgerade aufgestiegen waren, knickten plötzlich im rechten Winkel auf
gleicher Höhe mit der Felswand ab und bildeten wirbelnd eine dichte Decke, die
sich um den Platz legte, an dem die Hunde lauerten. Dort verdichtete sich die
Rauchdecke noch mehr und schwoll nach allen Seiten zu einer graugelben Masse
an, die alles, was im Tal war, vor den Blicken der Hunde verbarg.
    Finn hievte Brigit auf seinen
Rücken und gab Pidge ein Zeichen, daß er ihm folgen solle. Dann ging er,
anstatt die Straße zu benutzen, querfeldein auf den Ausgang des Tales zu. Es
war ein dunkler, überwucherter Tunnel, und er ging schweigend voran, bis sie
draußen in der freien Landschaft ankamen.
    Bei einem großen
Weißdornstrauch blieb er stehen und setzte Brigit ab. Er bückte sich und
pflückte eine Pusteblume, die er Pidge gab.
    «Lauft», sagte er, «lauft, bis
alle Samen bis auf einen weggeflogen sind — dann bleibt stehen.»
    Und damit war er fort.
    Während Pidge sich einen
Augenblick umschaute, um herauszufinden, wohin sie laufen sollten, begann
Brigit wie wild den Boden abzusuchen.
    «Ich habe meine Brosche
verloren», sagte sie zornig.
    «O nein! Jetzt doch nicht! Wir
müssen doch davonlaufen!»
    «Ohne die Brosche geh’ ich
nicht», sagte sie hitzig, als erwarte sie, daß er mit ihr streiten würde.
    «Natürlich kannst du nicht ohne
sie gehen», sagte er finster, und zusammen marschierten sie durch den Tunnel
zurück und suchten alles ab.
    Sie mußten den ganzen Weg
zurückverfolgen, bis sie sie auf einem Grasfleck gleich am Taleingang liegen
sahen. Brigit hob sie rasch auf, und Pidge half ihr, sie wieder an ihrer
Strickjacke zu befestigen; dabei machte er etwas fahrige Bewegungen, weil es
ihn drängte fortzukommen.
    Instinktiv warfen beide einen
raschen Blick zurück, um zu sehen, ob der Rauch immer noch da war, und stellten
fest, daß er dichter war als zuvor. Aber all die Menschen waren verschwunden,
vielleicht in ihre Häuser; und

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