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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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lachte.
    «Ich sag’ dir doch, du steckst
sie falsch rum rein!» beharrte der alte Daire.
    «Wieso soll ich sie falschrum
reingetan haben, wenn sie doch wachsen. Wachsen sie vielleicht nicht?»
    «Aber die Hälfte kommt auf der
andern Seite der Welt raus! In Australien gibt’s ‘n ganzen Haufen tolle, große,
starke Männer. Woher sollen die denn kommen? Die essen doch unsre Erdäpfel und
Zwiebeln!»
    Sie hatten ihre Schritte
beschleunigt und waren jetzt fast an der Biegung zur Straße angekommen.
    «Jetzt hör doch endlich auf,
dich wichtig zu machen. Immer mußt du das letzte Wort haben!» sagte Finn und
sah nebenbei über die Schulter zurück. Als er das bemerkte, schaute sich auch
Pidge um. Kein lebendiges Wesen war zu sehen.
    «Warum sollt’ ich denn nicht
das letzte Wort haben?»
    «Du hast deine Zeit gehabt, und
das ist jetzt meine Zeit; jetzt bin ich dran.»
    «Also, jetzt reicht’s aber. Das
bringt das Faß zum Überlaufen! Aber ich werd’s dir schon zeigen — ich heirate
nämlich!»
    Da blieb Finn stehen, warf den
Kopf zurück und brüllte vor Lachen, bis ihm die Tränen übers Gesicht liefen.
    «Jawohl, das werd’ ich. Ich
werd dir ‘ne Stiefmutter präsentieren, so wahr ich ‘ne Nase in meinem nackten
Gesicht habe, und zwar sofort», rief der alte Daire mit überschwenglichem
Jubel.
    Pidge und Brigit stimmten mit
Finn in das Gelächter ein, und Finn wischte sich mit dem Handrücken über die
Augen und tauschte einen erfreuten Blick mit seinem Vater aus. Dann gingen sie
alle weiter.
    «Und wo willst du sie
herbringen?» fragte er schlau, als sie nach links auf die Straße abbogen.
    «Ich werd’ schon eine finden»,
antwortete sein Vater geheimnisvoll.
    «Meiner Treu, ich bewundere
deine Zuversicht!»
    «Ich krieg’ eine», brüllte der
alte Daire, «und wenn ich mit einer Glocke durchs ganze Land laufen muß!»
    Alle lachten, auch der Esel und
der alte Daire selbst
    «Und was für eine würdest du
kriegen, wenn du das machen würdest?»
    «‘ne ganz Schlimme, aber danach
such’ ich ja auch. Eine, bei der dir die Haare zu Berge stehen.»
    «Halt den Mund, du alte
Garnele, oder ich reiß’ dir die Nase ab.»
    «Na, los, mach schon!»
    «Ich tu’s wirklich!»
    «Kann ich mir vorstellen. Genauso
haben’s die alten Normannen auch gemacht — sind rumgelaufen und haben den
Leuten die Nasen abgerissen.»
    So trieben sie weiter ihre
Possen; manchmal hüpfte und sprang der alte Mann in gespielter Wut umher, und
Finn gab ihm immer schlagfertige Antworten. Während sie weitergingen, schaute
Finn wieder beiläufig, aber jetzt häufiger, zurück auf den Landstrich zu ihrer
Linken. Pidge folgte seinem Beispiel.
    Die Hunde waren noch nicht da.
Aber er wußte, sie würden kommen, und hatte sich damit abgefunden.

 
     
     
     
     
     
    rigit
hörte nun nicht mehr den Männern zu, sondern sprach mit dem Esel. Der Esel
legte die Ohren zurück und lauschte, und Brigit erzählte ihm eine Geschichte
von einer Eselin namens Serena, und dabei streichelte sie zärtlich seinen
Nacken.
    Finn ging an ihrer Seite und
lächelte, wenn er zwischen seinen Antworten auf die Neckereien seines Vaters
Bruchstücke ihrer Geschichte hörte.
    Sie waren nun bei dem Teil der
Straße angekommen, der zur Rechten von einem sechs bis acht Bäume breiten
Streifen von Buchen und Eichen gesäumt wurde. Das Unterholz aus Farn und
Brombeeren wuchs dicht und reichte bis zu den untersten Ästen der Bäume, so daß
man nicht wußte, was dahinterliegen mochte.
    An einem geheimnisvollen Punkt
dieses Waldstreifens blieben die Männer stehen.
    Finn drang zuerst ein und
teilte die Farne und die Büsche sorgfältig, um den Esel folgen zu lassen, der
Brigit immer noch auf dem Rücken trug, ohne daß irgend etwas geknickt wurde.
Der alte Daire gab Pidge ein Zeichen, daß er nachkommen solle, und ging als
letzter, wobei er darauf achtete, daß hinter ihnen alles wieder so aussah wie
zuvor.
    Als sie wieder ins Freie kamen,
war Pidge erstaunt zu sehen, daß vor ihnen steile Felswände aufragten, die sich
nach beiden Seiten erstreckten. Der Fels sah unbezwingbar und undurchdringbar
aus, und er merkte, wie ihm der Mut sank; die Männer hatten mit solch
gelassener Sicherheit diesen Ort angesteuert. Und nun dieses unglaubliche
Hindernis!
    Seelenruhig hob Finn Brigit vom
Esel und nahm dem Tier die Tragkörbe ab. Daire hängte einen davon an den Griff
seiner Sense, schulterte die Sense wieder und grinste dabei. Finn tat genau das
gleiche mit dem anderen

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