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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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nachdenklich zur Halbtür,
und dann rief er ganz freundlich und bescheiden:
    «Kann ich jetzt zum Essen
reinkommen, Hannah, Liebes?»
    «Kannst du nicht Ich eß es!»
röhrte es von drinnen.
    «Da ist mein Speckkraut den
Bach hinunter — wieder mal nichts», sagte der kleine Mann ohne eine Spur von
Zorn. «So ein Pech, daß ihr ausgerechnet am Waschtag gekommen seid, sonst hätte
ich euch reingebeten. Wißt ihr, sie ist ganz nett, wenn sie nicht grad wäscht
Oder jedenfalls beinah ganz nett.»
    «Wann hat sie denn immer
Waschtag?» fragte Brigit.
    «Das ist so was. Das weiß
niemand, bevor’s losgeht. Da kriegt sie so ‘ne Art Rappel auf Seifenflocken,
und schon steht der Waschzuber da.»
    «Na ja, wir müssen wohl sehen,
daß wir weiterkommen», sagte Pidge verlegen.
    «Wo geht’s denn hin?» fragte
der kleine Mann.
    «Auf eine Reise der Wunder und
Schrecken», prahlte Brigit.
    «Ach, wir machen nur einfach so
eine Wanderung», sagte Pidge schnell und warf ihr einen vielsagenden Blick zu.
    «Wenn ich nur meine Hosen
hätt’, dann könnt’ ich ein Stück des Wegs mit euch gehn. Das tät’ mir gefallen,
an einem schönen Tag so’n bißchen die Straße langschlendem. Jedenfalls besser,
als bei jedem Schnaufer Seifenschaum und Dampf zu schlucken.»
    «Können Sie Ihre Hosen nicht doch
holen?» fragte Brigit «Na ja, Sie macht wohl Kleinholz aus Ihnen, wenn Sie
reingehn,
    was?»
    «Das tut sie. Sie ist ‘ne Frau,
die steht zu ihrem Wort. Aber vielleicht krieg’ ich meine Hosen auch, ohne daß
ich mich so weit in die Gefahrenzone begeben muß.»
    Er glitt vom Baum herunter, hob
einen Erdklumpen auf und warf ihn gegen die Halbtür.
    «Hannah! Ich komm jetzt rein,
um meine Rechte wahrzunehmen!»
    «Wart nur. Wenn du hier
reinkommst, dann kriegste schon deine Rechte. Du wirst in ‘ne Flasche gesteckt
und zugestöpselt Wenn du hier reinkommst, dann hast du soviel Chancen wie ‘n
einzelnes Schwein in ‘nem Lager von halbverhungerten Wölfen. Da könnt’ dich
weder der Teufel noch der Doktor Faustus retten — wenn du’s wagst, hier
reinzukommen!» brüllte die dicke Frau.
    «Du widerborstiger Haufen Pech!
Ich hoff’, mein Kohl mit Speck bleibt dir im Hals stecken. Das hoff ich
wirklich!» schrie der kleine Mann zurück, und er bückte sich, hob eine Handvoll
Falläpfel auf und schleuderte einen nach dem anderen geradewegs in die Küche,
wo sie im Dunkeln verschwanden.
    Hannah setzte sich zur Wehr:
Ein Bügeleisen kam herausgesegelt und landete mit einem matten Plumps gute zehn
Meter hinter dem Platz, an dem sie standen.
    «Die ist stark, was?» raunte
der kleine Mann stolz den Kindern zu. «Ich red’ so leise, damit sie’s ja nicht
hört, daß ich was Gutes über sie sag’.»
    Er hob einen dicken, trockenen
Kuhfladen auf.
    «Daneben, du gemeiner,
ausgewachsener Verdrußbinkel! Weißt du, was du bist? Die allerscheinheiligste
Angeberin, das bist du. Früher mal hast du’n Gesicht gehabt wie Milch und
Honig, aber jetzt schaut’s mehr nach verbranntem Rhabarberauflauf aus. Früher
hattest du so was wie normale Beine zum Laufen, aber jetzt hast du zwei
abgebrochene Telegrafenstangen in deinen Latschen stecken, ‘n altes Ungeheuer
bist du, eingepackt in ‘n rosa Korsett, und da haste noch’n kleines Präsent —
wohl bekomm’s!»
    Bei diesen Worten flogen ein
paar Mistfladen über die Halbtür hinein, hinter den Äpfeln her.
    Hannah tat keinen Muckser.
    «‘s ist, als wenn ich ‘nem
Frosch die Federn ausrupfen wollt’, was?» sagte der kleine Mann gutgelaunt zu
den Kindern.
    Einen Augenblick später kam ein
Brüllen aus dem Haus wie von einem Stier, der die Zähne herausgerissen kriegt.
    «Aha, das war noch der Schock
grade eben, aber jetzt kriegtse wieder Luft», sagte der kleine Mann vergnügt.
    «O mein schönes Essen! O meine
kleinen feinen Pellkartoffeln! Verdorben und vermistet; nie mehr zu essen;
kaputtgemacht von diesem lächerlichen, krummbeinigen Schlamper da draußen!»
    Der kleine Mann krümmte sich
vor Lachen.
    «Mitten in die Pellkartoffeln»,
stieß er mühsam hervor, weil er kaum noch Luft bekam. Er rappelte sich mit Mühe
zusammen, während ihm vor Lachen die Tränen aus den Augen liefen, und schrie
aus Leibeskräften:
    «Das wird dich lehren, mir mein
Kraut wegzuessen!»
    «Oje, meine schönen zwei
Portionen! Eine bespuckt und eine vermistet! Was ist denn heute in dich
gefahren, Corny, du mickriger Brösel von einem Nichts!»
    «Meuterei — das ist heute in
mich gefahren, Hannah —

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