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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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was andres ist es doch wohl nicht?» schloß er ein
bißchen unsicher.
    «Meuterei, hä? Was andres ist
es doch wohl nicht, hä? Das glaubst aber auch nur du, mein Kleiner!»
    Aus dem Haus war wildes
Herumfuhrwerken zu hören, das von Hannah mit laut gebrüllten Worten wie «Mist»
und «feine Pellkartoffeln» und «versaut» unterstrichen wurde.
    Jetzt kamen in rascher Folge
allerlei Gegenstände aus dem Haus geflogen, die alle auf Corny zielten, um ihn
dahin zu befördern, wo der Pfeffer wächst. Aber so gut sie auch zielte, Corny
hüpfte, duckte sich und tanzte herum, so daß er immer eine Handbreit daneben
oder darüber war und Hannahs schlimme Absichten zunichte machte. Schürhaken,
Geranientöpfe, Marmeladengläser, ein Tiegel voll kaltem Brei, drei schwere
Nagelstiefel, eine Keksdose, ein Sack Kartoffeln, ein Sack Mehl, zwei
Enteneier, eine entsetzt kreischende Katze, die auf allen Vieren landete und
dann davonsauste, und ein Leinensack voll Wäsche wurden aus der Tür
geschleudert.
    Als er den Wäschesack sah,
stieß Corny einen Freudenschrei aus und packte ihn. Er schüttete den Inhalt auf
den Boden und wühlte in dem Kleiderhaufen herum.
    «Meine Sonntagshosen, und
strohtrocken!» schrie er triumphierend.
    Mit der Behendigkeit einer
Forelle, die in ein Versteck huscht, verschwand er hinter einem Baum und zog
sie an. Fast im gleichen Augenblick tauchte er schon wieder auf, jetzt in
voller Montur.
    «Los, kommt», sagte er, «bevor
sie losbrüllt, als wollt’ sie ‘n Federbett plattmachen, denn die hat ‘n Maul
wie ‘n Eimer und ‘ne Stimme, mit der man ‘ne Armee in die Flucht schlagen
könnt’.»
    «Wir haben sie schreien
gehört», erinnerte ihn Brigit.
    «Habt ihr nicht. Das war
höchstens ‘ne kleine Kostprobe.»
    Er führte sie hinter das
Bauernhaus. Von dort wand sich ein breiter Weg ins Land wie ein in Schleifen
gelegtes Band; er bewegte sich von einer Seite zur anderen, als ob er mit
gemächlicher Neugier alles betrachten wolle, was ihm in der Umgebung
interessant vorkam.
    «Sie ist irgendwie ein bißchen
eigenartig, diese Hannah», bemerkte Brigit.
    «Das ist sie», antwortete er
freundlich. Dann warf er einen kurzen Blick über die Schulter, um
sicherzugehen, daß er aus der Schußlinie war. «Sie ist schon ein verrücktes
Huhn, da habt ihr recht»
    «Wie sieht sie eigentlich in
Wirklichkeit aus?»
    Pidge stieß sie mit dem
Ellbogen an, daß sie sich benehmen solle, aber Brigit wich ihm aus. Sie empfand
eine eigenartige Bewunderung für diese ungewöhnliche und starke Frau.
    «Hast du sie nicht gesehen, als
sie hinter mir her war?»
    «Nur ein paar Sekunden. Aber in
ein paar Sekunden kann man nicht viel erkennen. Sie sah ziemlich groß aus.»
    «Ziemlich groß, sagst du? Die
ist groß genug, um einen Grunzochsen umzuwerfen. Die ist so groß, daß ich ihr
neulich, als sie draußen war, um ein Gänseblümchen zu bewundern, die Bettsocken
geklaut hab’, und damit hab’ ich ‘nen See abgefischt und hab’ sieben Hechte und
achtundzwanzig Forellen und einen halben abgesoffenen Baum an Land gezogen. Den
hab’ ich wieder reingeworfen. Mit dem anderen hab’ ich einen Heuschober
zugedeckt, damit ihn der Wind nicht wegbläst, und es blieb noch genug übrig für
eine geteerte Bootsdecke und vier Pferdedecken. Sie gehört zu der Art von
Damen, die nichts als Wut und Kraft in Männerstiefeln sind. Und immer wenn Waschtag
ist, wird sie grob. Sie ist eine ganz fabelhafte Tänzerin. Sie kann so schnell
tanzen, daß sie sich fast die Beine verknotet Die Schritte, die sie beherrscht,
würden jedem die Knöchel brechen, nur ihr nicht Du würdest Magenkrämpfe
kriegen, wenn du sie ihre Superjig tanzen sähst, und ihr steht alles ins
Gesicht geschrieben, als wär’ sie ‘n Grabstein.»
    «Ach, quatsch», sagte Brigit
keck, «Sie geben ja bloß an!»
    Corny brüllte vor Lachen, und
Pidge stimmte ein.
    «Wenn du sie je gesehen hättst,
wie sie ihre Probenfassung von ‹The Blackbird› tanzt, würdest du mir glauben.
Aber vielleicht tu’ ich ihr arges Unrecht, weil ich sie wegen ihrer Größe zu
sehr herausstreich’.»
    Pidge war nahe daran zu lachen,
weil er das für einen Witz hielt, aber dann sah er, daß Corny es ernst meinte.
    «Wieso ist sie denn so groß
geworden? Ist sie eine von denen, die immer ihren Teller leergegessen haben?»
fragte Brigit.
    «Sie essen zu sehen», begann
Corny theatralisch, «davon würde ‘ne Matrone ‘nen nervösen Ausschlag kriegen.
Zum Mittagessen bringt sie mehr als

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