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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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sei unglaublich, was sie alles könnten, wenn es um
Ohren gehe.
    Dann sagte er höflich:
    «Ich hoffe, ihr nehmt mir die
Frage nicht übel, aber wer sind diese Leer-Apiden, vor denen ihr davonrennt,
und wieso um alles in der Welt lauft ihr überhaupt vor Apiden davon?»
    Da erzählte ihm Pidge im
Weitergehen die ganze Geschichte, und als er geendet hatte, sagte Cluas
bedauernd:
    «Es tut mir jetzt leid, daß ich
nicht mit den anderen gegangen bin. Wenn ich das gewußt hätte! Hätte ich euch
doch nur geholfen!»
    «Ach, mach dir keine Sorgen»,
sagte Pidge. «Es sind auch ohne dich noch genug.»
    Sie blieben einen Augenblick
stehen, während Brigit sich eine Handvoll weiches Moos holte und es unter ihren
Fuß in die Sandale steckte. Als sie gerade fertig war, hörte man in der Ferne
Gekläffe und Gejaule.
    «Kannst du ein bißchen rennen?
Wir könnten jetzt ein gutes Stück weiterkommen», sagte Pidge.
    Brigit stimmte zu, und Pidge
riet Cluas, sich gut festzuhalten, und dann nahm er Brigits Hand, und sie
rannten los.
    Da rochen sie den Rauch eines
Torffeuers und sahen vor sich ein kleines Haus, das zum Teil von Bäumen
verdeckt war, mit einem hübschen Rasenplatz davor, auf dem ein Apfelbaum wuchs.
Hinter einer niedrigen Hecke lag ein Garten, in dem Leinen, übervoll mit
Wäsche, gespannt waren; sie wehte und blähte sich wie die Segel einer Galeone.
    «Wir müssen jetzt langsam
gehen. Wenn man uns so rennen sieht, könnte das verdächtig wirken; und wir
wollen doch nicht auf eine Menge Fragen antworten müssen», sagte Pidge.
    «Wo ist denn Cluas hin?»
    «Ist er nicht mehr auf meiner Schulter?»
    «Nein.»
    «Er muß runtergefallen sein.
Ich hab’ ihm doch gesagt, er soll sich festhalten.»
    «Vielleicht sind wir an seiner
Mami vorbeigekommen, und er ist abgesprungen — das würde ja jeder so machen.»
    Sie suchten auf dem Boden nach
ihm, konnten ihn aber nirgends finden.

 
     
     
     
     
     
    ls
sie näher an das Haus herankamen, wunderten sie sich, von drinnen lautes Geheul
zu hören. Plötzlich flog die Halbtür auf, und ein kleiner Mann, nur mit einem
Hemd bekleidet, kam herausgerannt; seine kleinen, dünnen Hühnerbeinchen zuckten
so schnell über das Gras, daß man sie fast nicht sehen konnte.
    Er wurde von einer mächtigen,
dicken Frau verfolgt, die mit ihren gewaltigen Armen fuchtelte und ihm
nachschrie:
    «Also, diese Heulsuse! Dieses
kleine Sabberschwein!»
    Der kleine Mann erreichte den
Apfelbaum, war oben wie der Blitz und sah nun, auf einem Ast hockend, zu ihr
hinab.
    «Komm runter, Cornelius!»
donnerte sie.
    «Nein, Hannah. Jetzt nicht»,
sagte der kleine Mann kläglich.
    «Willst du wohl sofort
runterkommen, du lächerlicher Knülch!» brüllte sie.
    «Du hetzt mich ja doch bloß
wieder rum, Hannah», erklärte der kleine Mann.
    «Er hat mir ins Essen gespuckt,
dieses Miststück», sagte die Frau. «Ich werd’ ihn zu Kleinholz machen, wenn er
zum Tee reinkommt.»
    «Nein, bitte nicht, Hannah»,
schmeichelte der kleine Mann.
    «Doch!» sagte die dicke Frau.
«Ne ordentliche Kopfnuß haste verdient, und ne ordentliche Kopfnuß wirste
kriegen.»
    Mit diesen Worten stapfte
Hannah wieder in das Häuschen zurück und knallte die Tür hinter sich zu.
    «Die mit ihrem Waschfimmel, die
ertränkt mich noch in Seifenwasser», sagte der kleine Mann zu den Kindern. «Die
rubbelt mir noch vollständig die Haut ab und reißt mir dauernd die Klamotten
vom Leib. Vom ersten Hahnenschrei bis zum Sonnenuntergang nichts als
Waschbretter und Zuber und Waschblau und Seifensud. Und Hände hat die, wie
alter grauer Krepp, und Arme wie zwei rote Nackenrollen, und schaun tut die, daß
die Uhr stehenbleibt. Stellt euch vor, was die tut! Reißt mir doch die Hosen
runter, wo ich mich grad zu meinem Speckkraut setzen wollt.»
    «Haben Sie ihr wirklich ins
Essen gespuckt?» fragte Pidge.
    «Klar hab’ ich das, meiner
Treu!» antwortete der kleine Mann begeistert. «Ich konnte einfach nicht anders.
In einem fairen Kampf mit Händen und Füßen hätt’ ich doch überhaupt keine
Chance bei der. Ihr habt ja gesehn, was für’n Brocken die ist und was für
Trümmer von Armen die hat Ja, ins Essen hab’ ich ihr gespuckt, genau das hab’
ich getan. Ich war schon fast aus der Tür draußen, da hat sie mich beim
Hemdzipfel erwischt, und dann hat’s aber Knüffe und Püffe gehagelt!»
    «Spucken Sie ihr oft ins
Essen?» fragte Brigit bewundernd.
    «Fast jeden Waschtag»,
antwortete der kleine Mann. Er sah einen Augenblick

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