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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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ihre
Wanderung fort Sie waren den Bergen näher gekommen, und die Hunde waren weit
fort.

 
     
     
     
     
     
     s
begann zu regnen.
    Der Regen überspülte alles, was
er berührte, und das brachte die Hunde in Verwirrung.
    Sie hatten inzwischen die
Stelle an der kleinen gewundenen Straße erreicht, an der Pidge und Brigit ans
andere Ufer gesprungen waren, und schnüffelten mit sichtlich geschwollenen
Nasen ratlos an Hannahs Stiefelspuren herum.
    «Als ob es nicht genug wäre»,
sagte Vogelfang erschöpft, «daß wir die Witterung der jungen Welpen verlieren
und den befremdlichen Geruch von einem andern in die Nase bekommen — muß es
denn auch noch regnen, um uns noch mehr zu narren?»
    «Schweig», sagte Graumaul.
    «Nicht genug damit», beharrte
Vogelfang, «daß uns die Stäbe der Mórrígan immer sogleich aufs Haupt schlagen,
wenn wir den Weg nicht klar erkennen; daß wir von einer Heerschar von
wahnwitzigen Insekten angefallen werden, nein, es muß auch noch regnen, damit
es noch beschwerlicher für uns wird.»
    «Psst», riet Graumaul abermals,
«sprich nicht Worte des Verrats.»
    «Elend ist unser Leben», sagte
Vogelfang mit einem tiefen Seufzer.
    «Still. Die Große Königin
könnte es hören», sagte Seidenfell schaudernd.
    «Sie hört uns nicht — denn wir
sind von Geräuschen umgeben. Alle Dinge ringsumher machen ihre natürlichen
Geräusche. Wissen wir nicht sehr wohl, daß die Ohren der Mórrígan, wenn sie
lauscht, alle Töne der Erde aufsaugen, weil ihre Aufmerksamkeit so groß ist für
das, was sie hören möchte?»
    «Nun gut — aber Schweigen ist
weiser», sagte Graumaul und fügte ehrfurchtsvoll hinzu: «Wir sind in der Hand
der Großen Königin, ihre Erhabenheit verleiht uns hohen Rang, so daß wir nicht
sind wie die anderen unserer Art, die alle Menschen ‹Herr› nennen, ungeachtet,
wie niedrig diese Herren sein mögen.»
    Vogelfang gab keine Antwort.
    Unter Findewegs Leitung nahmen
sie die Suche wieder auf Sie schwärmten sternförmig über die Gegend aus. Sie
sprangen über Mauern, wenn es nötig war, ließen sich von nichts hindern und
beschnüffelten jeden Grashalm, jeden Stein und jedes Blatt genau, ob sie ihnen
verraten könnten, in welche Richtung Pidge und Brigit gegangen waren.

 
     
     
     
     
     
    m
Glashaus herrschte leichter Verdruß.
    Er lauerte hinter dem Gesicht
der Mórrígan.
    Er war verborgen hinter einer
rosigweißen Maske, zu der sie ihre Züge geformt hatte, als wäre sie aus
bleichem Plastilin. Sie hatte ihrem Gesicht eine Art Vollkommenheit verliehen,
ihre Augenlider waren glatt und oval wie weiße Zuckermandeln, der Mund eine
makellose Rosenknospe. In ihren Verdruß mischte sich eine immer wieder aufflackernde
Belustigung darüber, daß sie so grauenvoll schön sein konnte. Es war eine Art
vergnüglicher Zeitvertreib. Sie fand, daß sie ganz abscheulich aussehe.
    Sie nahm einen Gegenstand von
ihrem Armband und stellte ihn ein kleines Stück vor Pidge und Brigit auf den
Weg.
    Melody Mondlicht, die ihren
schlaffen und erschöpften Schatten wie ein Tuch um den Hals trug, lächelte, als
sie das Ding sah, und vollführte ein paar seltsame Fechthiebe in der Luft.
    «Wollen wir doch sehen, ob der
Dagda auch im Innern eines unserer Spielzeuge stark genug ist», sagte sie.
    Sie rümpfte in tiefem
Widerwillen die Nase, und Breda Ekelschön kratzte sich mit einem Bleistift
hinterm Ohr, während ihr Blick von den Lehrbüchern zu den Reagenzgläsern und
von den Reagenzgläsern zu einer Reihe präparierter Ratten glitt. Sie saßen auf
dem Labortisch und putzten sich Gesicht und Schnurrbarthaare, und sie waren
alle sehr schön. Sie dufteten nach Lavendel.
    «Ihr seid alle miteinander
richtig abstoßend», sagte sie und ließ sie mit einem Fingerschnippen
verschwinden. Sie unterbrach für eine Weile ihre wissenschaftliche Arbeit und
vollführte nun auch ein paar seltsame Hiebe in der Luft.
    Die Mórrígan nieste.
    Aus den tiefroten Höhlen ihrer
zarten Nasenlöcher kam ein zweifacher dunkler Luftstrom, der sich zu
länglichen, graphit-grauen Wolken bauschte. Sie breiteten sich aus und bildeten
eine dichte Decke über der Gegend, in die Pidge und Brigit jetzt gelangten.
    Mit einem Schauder sah Brigit
zum Himmel. Die ganze Stimmung hatte sich geändert, der Tag war dunkel und trüb
geworden.
    «Blitzt es jetzt gleich
wieder?»
    «Sieht so aus», sagte Pidge,
und sein Herz begann zu flattern, weil er an die geschwärzten Mauern beim Feld
der Maines denken mußte.
    In der

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