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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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sie überwuchert hatten.
    «So ist’s schon besser», sagte
Brigit, während sie weitergingen. «Diese blöden Brennesseln sind jetzt
jedenfalls draußen.»
    Nicht weit hinter dem Tor waren
zwei Tafeln aufgestellt, auf denen etwas geschrieben stand, und Pidge strengte
sich an, um es bei dem spärlichen Licht lesen zu können. Auf jeder war oben ein
Wappen angebracht, so undeutlich in der Dunkelheit, daß es kaum zu erkennen
war. Die Hinweise jedoch standen weiß auf schwarz geschrieben, und so konnte
Pidge sie entziffern, wenn auch nicht ohne Mühe.
    Er las das erste. Darauf stand:
     

     
    Sie
gingen zum zweiten Schild, und Pidge las vor:
     

     
    Außerdem
war ein Zettel daran geheftet:
     

     
    Pidge zögerte. Ihm war sehr
beklommen zumute, aber er wußte, daß er eigentlich keine Wahl hatte, solange es
draußen so abscheulich war.
    «Worauf warten wir denn noch?
Das hört sich doch großartig an. Komm, gehen wir!» sagte Brigit und ging schon
ein Stück voraus.
    Er wollte sich nach dem Tor und
den Löwen umschauen, mußte aber feststellen, daß sie nicht mehr zu sehen waren,
weil es so dunkel geworden war. Am Himmel grollte es wieder, und ein Blitz fuhr
krachend nieder. Brigit kam zurückgerannt und klammerte sich an ihn.
    «Schnell, Pidge, sonst schmoren
wir gleich!» rief sie.
    Sie stolperten den endlos
scheinenden Auffahrtsweg zum Schloß hinauf. Als sie schon fast dort waren,
blieben sie stehen, um einen dritten Hinweis zu lesen. Er war sehr klein und
besagte lediglich:
     

     
    «Was soll denn das heißen?»
fragte Brigit.
    «Ich weiß auch nicht; höchstens
vielleicht, daß sie es nicht mögen, wenn Leute sich hier nur neugierig umsehen
wollen», sagte Pidge, und seine Stimme verriet Mißtrauen.
    «Das ist sicher nur ein Witz.
Ich finde, das klingt alles lustig. Ich will reingehen, weg von all dem
Scheußlichen.»
    «Uns bleibt wohl nichts anderes
übrig», antwortete er und fühlte sich dabei sehr hilflos.
    Sie gingen an vielen Fenstern
vorbei, hinter deren üppigen roten Vorhängen einladend warmes Licht schimmerte.
Und dann kamen sie zu einer großen Tür. Sie war sehr schwer und mit
Eisenbändern beschlagen, die mit dicken Nieten auf dem Holz befestigt waren.
Nicht leicht einzubrechen, dachte Pidge; aber wahrscheinlich auch nicht leicht,
wieder auszubrechen.
    Zum Klopfen konnte man nur die
Fingerknöchel nehmen, und das war so, als klopfe man an eine gewöhnliche Tür
mit nichts als einer Feder.
    Neben der Tür an der Wand war
ein großer Schild befestigt. Ein altes Schwert hing daneben, von zwei starken
Nägeln gehalten, die knapp unter dem Knauf in den Stein getrieben waren. Brigit
betrachtete es interessiert
    «Wo sind wir, Pidge? In den
alten Zeiten etwa?»
    «Vielleicht. Ich weiß nicht.»
    Während sie dastanden, wurden
die vergnügten Stimmen und das Gelächter lauter.
    Dann sah Brigit auf dem Boden
etwas Weißes schimmern. Sie bückte sich und hob eine bedruckte Karte auf, die
sie Pidge gab. Der fühlte sich noch unbehaglicher, als er sah, wie sie sie
aufhob, ohne zu wissen warum. Er hielt sich die Karte dicht vors Gesicht und
bemühte sich nach Kräften, sie zu lesen.
    «Da steht ‹Bitte durch Schlagen
bemerkbar machen»», sagte er.
    «Was schlagen?»
    «Auf den Schild schlagen
wahrscheinlich. Mit dem Schwert.»
    «Ach so, die hatten damals
wahrscheinlich noch keine Klingeln», sagte Brigit schlau. «Kannst du es tun,
Pidge?»
    «Ich kann’s versuchen.»
    Er griff mit beiden Händen nach
dem Schwert und konnte es nach einigem Gerüttel von der Aufhängung heben. Er
mußte seine ganze Kraft gebrauchen, um dem Schild einen Schlag zu versetzen. Es
gelang ihm mit Müh und Not, und dann machte er vor Schreck einen Satz, denn von
dem Schild hallte ein lautes Getöse wider, das ihnen in den Ohren dröhnte.
    «Was für ein Schlag!» rief
Brigit bewundernd, als er verhallte. Jetzt, wo sie sich fast in Sicherheit
befanden und die Brennesseln weit entfernt waren, war sie wieder mehr sie
selbst Als das Dröhnen ganz verklungen war, schwieg drinnen alles für ein paar
Sekunden still; und als sich das fröhliche Stimmengewirr wieder erhob, war es
bei weitem nicht mehr so laut und lebhaft wie zuvor. Wahrscheinlich haben wir
denen da drinnen einen kleinen Schrecken versetzt, dachte Pidge.
    Da öffnete sich die Tür leicht
und ohne das leiseste Knarren. Das erinnerte ihn an etwas, aber er konnte sich
nicht darauf besinnen, was es war, weil seine Aufmerksamkeit von einer Dame auf
sich gezogen wurde, die

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