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Die Meute

Die Meute

Titel: Die Meute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Fisher
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analysierte er das Problem unter allen Gesichtspunkten. Das Unvorhersehbare einzuplanen, gehörte zu seinem Beruf. Deswegen brachen die gigantischen Türme, die er baute, auch nicht zusammen.
    Aber wenn ... Das Schicksal der Leute im Haus lag in seiner Hand. Er war der Mann, und dem Mann oblag seit Urzeiten diese Verantwortung.
    Daraus ergab sich, daß er nicht wieder nach draußen gehen durfte. Aus Verantwortung gegenüber den anderen Menschen im Haus durfte er nicht sein eigenes Leben riskieren.
    Er konnte also nur warten. Es war die logische Lösung dieses Problems. Einerseits tat ihm das leid, andererseits war er nicht unzufrieden damit.
    Aber das Warten war schwer. Wenn ich nur eine Schußwaffe hätte, dachte er. Ein Gewehr. Ich könnte im Haus bleiben und einen nach dem anderen abschießen. Aber er hatte kein Gewehr.
    Kenny hatte ein Gewehr. Sogar eine ganze Anzahl davon. Und Kenny kannte sich aus mit Hunden. Er kannte sie wirklich. Kenny konnte helfen.
    Larry überdachte diese neue Idee. Kenny, sein jüngerer Bruder Kenny, war ein Waffennarr. Nein, nein, kein Narr, korrigierte er sich, ein Waffenexperte. Kenny konnte jede gebräuchliche Handwaffe zerlegen und wieder zusammensetzen. Waffen waren sein Hobby. In Vietnam hatte er alle möglichen Schießauszeichnungen bekommen. Und er hatte auch immer Hunde gehabt – Jagdhunde natürlich, aber immerhin Hunde.
    Seltsam, wie verschieden zwei Brüder sein konnten, dachte Larry. Der eine ein ruhiger Mann ohne Aggressionen. Der andere hatte Jagdlizenzen von mehr Staaten, als er auswendig aufzählen konnte. Der eine ein verantwortungsbewußtes, geachtetes Mitglied der Gemeinschaft. Der andere – der andere hatte sich noch nicht für eine berufliche Laufbahn entscheiden können, dachte Larry großzügig. Er war ein unruhiger Wanderer. Doch einer, der hervorragend schießen konnte.
    Wo zum Teufel war er denn jetzt? Larry versuchte, sich das letzte Telefongespräch ins Gedächtnis zurückzurufen. Irgendwo in Connecticut. Er konnte die Nummer finden. Und Kenny würde auch kommen. Er war ein Jäger, und dieses Wetter würde eine Herausforderung für ihn sein. Er würde ein paar Freunde zusammenholen, und sie würden ein Boot mieten, auf die Insel herüberkommen und die Hunde abschießen.
    Er brauchte nur anzurufen. Ein Anruf bei seinem jüngeren Bruder, und sie würden bald in Sicherheit sein. Larry starrte das Telefon an. Doch er brachte es nicht fertig, Kenny anzurufen.
    Der braune Stöberhund schüttelte sich und lief dann über den hölzernen Steg in den Wald. In der Meute blieb eine Lücke, doch der Schäferhund ließ ihn gehen. Der Stöberhund würde zurückkommen.
    Im Wald folgte er der Spur zur Leiche von Thomas Hardman.
     
    7.
     
    Frieda Hardman stand am Schlafzimmerfenster und schaute zu den Hunden hinaus. Zwei von ihnen spielten mit etwas. Sie konnte nicht sehen, was es war.
    Ihre Gedanken gingen zu Tom. Sie wußte, daß ihr Mann tot war. Für Illusionen und falsche Hoffnungen war sie zu realistisch. Dennoch vermied sie, an die Art zu denken, wie er ums Leben gekommen sein mußte. Stark und stolz, wie er gewesen war, würde sie ihn in Erinnerung behalten. Sie war glücklich mit ihm gewesen, und auch er hatte ihr Gefühl geteilt, wie sie glaubte.
    Während sie die Hunde beobachtete, bemerkte sie einen roten Stoffetzen an einem Busch. Ein Stück von seinem Hemd. Vielleicht der einzige Hinweis auf sein Schicksal, den sie jemals zu Gesicht bekommen würde.
    Corny war damit beschäftigt, Photos aus der alten Zeitschrift zu schneiden, und bemerkte deswegen gar nicht, daß ihre Freundin nicht mehr im Bett lag. Frieda dachte für einen Augenblick daran, sich zu ihr zu setzen, aber die Tabletten hatten sie benommen und müde gemacht. Sie legte sich wieder nieder und schloß die Augen.
    »Kommen sie?« Diane fragte Larry stand mit dem Rücken zu ihr, an die Spüle gelehnt, und beobachtete die Hunde.
    »Wer?« Er wandte sich nicht um. Das Verhalten der Hunde war schon erstaunlich. Ruhig behielten sie Platz, warteten offenbar, schienen nicht auf die Kälte zu achten, als hätten sie die unwiderlegliche Gewißheit eines künftigen Sieges.
    »Soldaten. Marine. Ich weiß ja nicht, wen du da vorhin angerufen hast.«
    Am bemerkenswertesten war der Schäferhund. Nicht unbedingt vom Aussehen her, denn seine Flanken waren eingefallen, sein Fell matt. Es war vielmehr die Art, wie er den Rest der Meute unter Kontrolle hielt. Larry bezweifelte nicht, daß der Hund den anderen Tieren

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