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Die Meute

Die Meute

Titel: Die Meute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Fisher
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gehört.«
    Larry versuchte, sich seinen Bruder am anderen Ende der Leitung vorzustellen. Kenny würde jetzt lächeln. »Ich weiß. Entschuldige, daß ich schon so früh anrufe, aber ...« Er zögerte, und dann stieß er plötzlich hervor. »Ich brauche Hilfe.« Geschafft, dachte Larry. Das Lächeln war jetzt zu einem Grinsen geworden.
    Kennys Stimme klang hellwach, er war wohl schon einige Zeit aufgewesen. In Wirklichkeit hatte er kaum geschlafen. Als das Telefon läutete, teilte er seine Matratze auf dem Fußboden mit einem blonden Teenager namens Laura oder Linda, den er bereits seit fast zwölf Stunden kannte. Zwei leere Flaschen Chablis und das zerknitterte Bettzeug zeugten von der Intensität ihrer tiefer werdenden Freundschaft. Mit leicht spöttischem Unterton in der Stimme fragte er seinen älteren Bruder, was eigentlich los sei.
    »Ich bin auf der Insel, Kenny, mit Diane und den Kindern.« Wieder machte er eine Pause. Wie sollte er es Kenny beibringen? »Vater ist tot«, sagte er schließlich so sachlich wie möglich. Schweigen. Dann ein ungläubiges »Was?«
    »Vater ist tot, Kenny. Ich weiß nicht... »
    »Augenblick mal. Augenblick.« Kenny versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. »Was ist passiert?«
    »Ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll. Hier auf der Insel ist eine Meute von Hunden, und die ...« Larry mußte Atem holen, ehe er fortfahren konnte.
    Die Blondine hatte begonnen, Kennys breiten, haarigen Rücken zu streicheln. Er schob ihre Hand weg. »Du meinst doch Wölfe, oder? Du meinst doch keine Hunde.«
    »Ich meine Hunde«, bekräftigte Larry. »Hör zu, ich habe dir doch gesagt, daß es kaum zu glauben ist, aber... »
    »Larry«, begann Kenny geduldig zu erklären, »das können doch keine Hunde sein. Jedenfalls nicht auf Burrows Island. Früher waren Hunde einmal Herdentiere, aber jetzt haben sie diesen Instinkt verloren. Nur Jagdhunde laufen in Rudeln herum, die anderen gehen sich aus dem Weg.«
    Larry konnte die Belehrung nicht länger ertragen. »Verdammt noch mal, ich bin doch kein Idiot!« schrie er und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich sage dir nur, was ich mit eigenen Augen gesehen habe. Wonach das klingt, ist mir gleich, aber dort draußen sitzt eine Rotte von Hunden und will ins Haus. Und die haben deinen Vater getötet und Charlie Cornwall und...« Erst jetzt bemerkte er, daß er schrie. »Tut mir leid, Kenny, es ist nur ...«
    »Schon gut, Larry. Also ... was für Rassen sind das denn?«
    Larry sah zum Küchenfenster hinaus. »Ganz verschiedene. Ein Schäferhund, ein Boxer, ein Dalmatiner, eine Dogge, ein paar, bei denen ich nicht sicher bin, ein Dachshund ... Dad sagte, daß sie von Sommertouristen ausgesetzt worden sind. Wahrscheinlich haben sie sich zusammengerottet, um überleben zu können.«
    »Ist zu erkennen, wer der Anführer ist?«
    »Ein Schäferhund – ein grauer Schäferhund.«
    »Das könnte stimmen.«
    »Warum?«
    »Schäferhunde sind kluge Tiere, vielleicht die klügsten. Und es ist schon ein ganz  besonderer Hund nötig, um so einen Haufen zusammenzuhalten. Wie groß ist er?«
    Larry starrte hinaus. »Wiegt so an die siebzig Pfund, würde ich sagen.«
    »Da hast du noch Glück. Ich habe schon doppelt so schwere gesehen. Also, Larry, jetzt erzähl einmal, was passiert ist.«
    »Zuerst griffen sie Charlie Cornwall an, schleppten ihn einfach von seinem Haus weg. Als Dad und ich ...«
    »Warum griffen sie an?« Die Blondine, die sich langsam langweilte, stand von der Matratze auf und wollte in ihre goldfarbene Samthose schlüpfen. Ohne sich umzudrehen, packte Kenny die Hose und verhinderte, daß sie sie anzog.
    »Ich weiß nicht. Hunger wahrscheinlich.«
    »Und dann? «
    »Als Dad und ich nach ihm suchten, griffen sie an.« Während er diese Worte sprach, war es Larry, als würde er eine schreckliche Sünde bekennen. »Und sie...« Er ballte die Hand, daß ihm die Fingernägel ins Fleisch schnitten. »Sie haben ihn getötet, Kenny.«
    Kenny ließ die Samthose los, und die Blondine schlüpfte langsam hinein. »Warst du nicht dabei?« fragte er.
    »Doch -doch.«
    »Und da konntest du ihm nicht helfen? Mein Gott!« Seine Stimme wurde lauter. »Er war ein alter Mann.«
    Larry warb um Verständnis. »Ich hab’s versucht, Kenny. Einen oder zwei von ihnen habe ich getötet. Aber dann brach mir die Winchester entzwei, und er lag auf dem Boden. Ich konnte einfach nichts tun, Kenny, ich schwör’s dir. Ich hab’s wirklich versucht... «
    Wenn Larry jetzt

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