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Die Meute

Die Meute

Titel: Die Meute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Fisher
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reichen. Vielleicht gab es eine andere brauchbare Waffe im Haus. Seine Suche war allerdings erfolglos.
    Sein ganzes Arsenal bestand aus drei langen Küchenmessern, zwei Hämmern und einem abgebrochenen Handsägeblatt. Er verteilte diese Waffen im Erdgeschoß. Das längste Messer ließ er in der Küche. Ein zweites Messer legte er auf den Kaminsims, das dritte, für den unwahrscheinlichen Fall, daß er sich nach oben zurückziehen mußte, auf einen hohen Tisch bei der Treppe. Einen Hammer steckte er in seinen Gürtel. Das Sägeblatt befestigte er mit den Zähnen nach oben am unteren Rand des gebrochenen Küchenfensters. Wenn die Meute hier einzudringen versuchte, wartete eine scharfe Überraschung auf sie. Schließlich nahm er die lange, schwere Kohlenschaufel, die neben dem Kamin hing, und legte sie auf die Küchenanrichte. Jetzt konnten sie kommen. Er war bereit.
    Die Hunde saßen bewegungslos draußen und warteten. Wie die steinernen Löwen vor der New Yorker Stadtbibliothek, dachte Larry.
    Aber worauf warteten sie denn eigentlich? Warum waren sie zurückgekommen? Um Fressen zu finden? Unmöglich. Er schauderte. Rache? Keinesfalls. Die Hunde waren clever, zumindest der Schäferhund. Aber klare Überlegungen anzustellen, Rachegedanken zu fassen, das war nicht einmal ihm möglich. Warum also? Und für wie lange?
    Was er fürchtete, war die Nervenanspannung, unter der sie zu leiden haben würden. Von mehreren Fenstern aus waren die Hunde zu sehen, und was für eine furchtbare Bedrohung sie bedeuteten, konnte niemanden entgehen. Irgendwann mußte der Augenblick kommen, wo sie der Nervenbelastung nicht mehr gewachsen waren.
    Ja, er brauchte Hilfe von außen. Niemand im Haus konnte ihm beistehen. Die Kinder waren zu jung, seine Mutter zu alt, Corny in einem Zustand geistiger Verwirrung. Und Diane? Diane war zu nichts zu gebrauchen. Wenn er nicht selbst mit den Hunden fertig wurde, würde er andere Männer benötigen – bewaffnete Männer, die die Tiere vernichteten.
    Warum hatte er dann nicht schon längst die Polizei gerufen? Die würde viel leichter mit den Hunden zurechtkommen. Warum hatte er sie nicht gerufen? Er ließ sich in Thomas Hardmans bequemen Sessel fallen und zermarterte sich das Gehirn nach einer Antwort.
    War es Rachedurst? Durst nach Rache für das, was sie Charly Cornwall und seinem Vater angetan hatten? Gewiß traf das teilweise zu. Angst? Ja. Man würde herausbekommen, daß er geflohen war, während die Hunde seinen Vater zerfleischten. Er würde lernen müssen, mit dieser Belastung zu leben. Das war schwierig, dachte er, aber doch möglich. Wenn er die Meute selbst vernichtete, würde alles leichter für ihn sein.
    Das war der Grund. Das übermächtige Bedürfnis zu beweisen, daß er imstande war, seine Familie ganz allein zu schützen. Das Bedürfnis zu beweisen, daß ein einziger Mann auch einer Horde von Tieren überlegen ist, und wenn sie noch so clever sind. Bisher allerdings hatte er versagt. Der Tod seines Vaters war der Beweis für dieses Versagen. Er würde sie also vernichten müssen. Oder ewig an seiner Niederlage zu tragen haben.
    Er würde sie töten. Und damit würde er es ihr schon zeigen.
    Der Gedanke machte ihn stutzig. Ihr? Diane? Diane liebte ihn, das war gar keine Frage. Vielleicht war er zu nachgiebig gewesen in all diesen Jahren. Aber jetzt würde er ihr es zeigen. Er würde seine Überlegenheit von neuem unter Beweis stellen.
    Aber das war noch nicht alles. So sehr er auch versuchte, diese Gedanken zu verdrängen – er konnte es nicht. Er mußte sich eingestehen, daß die Ereignisse dieser Nacht ihn in eine merkwürdige Art Hochstimmung versetzt hatten. Daß er sich nach so vielen toten Jahren in der Stadt plötzlich wieder lebendig fühlte.
    Dieses wunderbare Gefühl wollte er sich so lange wie möglich bewahren. War es wirklich so einfach? Das Abenteuer von Leben und Tod. Würde er es wagen, das Leben seiner Familie dafür aufs Spiel zu setzen?
    Diane legte sich in das schmale Bett, sorgfältig darauf bedacht, die Träume ihrer Kinder nicht zu stören. Sie fand keinen Schlaf. Eine Flut von Gedanken ging ihr durch den Kopf – Larry, die Hunde, die Kinder, das neue Mädchen, das sie sich suchen mußten. Und immer wieder Larry.
    Er war kein Kämpfer. Zu sensibel, vielleicht sogar innerlich unsicher, obwohl dafür kaum ein Grund bestand. Er hatte eine hübsche Frau – ja, sie war hübsch -hatte Karriere gemacht und besaß zahlreiche Freunde. Welchen Anteil sie selbst an all

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