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Die Meute

Die Meute

Titel: Die Meute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Fisher
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die älteren Frauen auf das Geheul reagierten. Beide schienen es nicht zu bemerken. Frieda lag auf ihrem Bett und starrte mit offenen Augen zur Decke. Corny saß wieder auf dem Fußboden und nähte Stoffstücke auf einen Wollpullover. »Alles in Ordnung?« fragte Larry.
    Frieda wandte den Kopf zu ihm und lächelte. »Ja, Larry.«
    Corny seufzte, ohne ihn anzusehen. »Wir haben nur sehr viel zu tun.«
    Wortlos verließ er das Zimmer und ging wieder nach unten.
    Diane machte Sandwiches für die Frauen und Kinder. Das war so ungefähr der Gipfel ihrer kulinarischen Kunst, dachte Larry. Er zerdrückte eine Valiumtablette und mischte das Pulver in den Thunfisch der Kinder. Wenn er auch normalerweise etwas gegen Dianes Pillen hatte – jetzt waren sie vielleicht nützlich.
    Während des Essens erzählte er den Kindern eine lange, von ihm selbst erfundene Geschichte. Diese Hunde, große, freundliche Hunde, suchten sich ein Haus unter allen Häusern in der ganzen Welt aus, ein Haus, in dem ein braver kleiner Junge und ein braves kleines Mädchen wohnten. Und um Mitternacht kamen sie zu diesem Haus.
    Marcy sah Josh an und kicherte.
    Die Hunde, fuhr Larry fort, blieben lange vor diesem Haus und bellten und spielten. Und wenn sie wieder verschwanden, dann fanden die Kinder viele wunderschöne Geschenke.
    »Was zum Beispiel?«
    »Baseballhandschuhe, Puppen, Schlitten, Cowboyhemden – alles, worüber sich brave kleine Jungen und Mädchen freuen.«
    »Und das sind solche Hunde?« fragte Marcy, die ihre S durch eine Zahnlücke zischte.
    »Vielleicht.« Er zuckte mit den Schultern. »Man weiß es erst, wenn sie weg sind.« Gewöhnlich war Larry nicht dafür, Kinder auf solche Art zu bestechen, aber dies war eine Ausnahmesituation. Die Kinder würden ihre Geschenke bekommen und sich an die Hunde im Hof hoffentlich ohne das Trauma erinnern, das sonst Bestandteil dieser Erinnerung sein würde.
    »Ich habe dich lieb, Daddy«, sagte Marcy.
    Diese Worte holten ihn in die Realität zurück. »Ich habe dich auch sehr lieb, mein Kind.«
    Das Schloß an der Kinderzimmertür war herausgerissen worden, als er die Tür eingetreten hatte, doch sie ließ sich noch schließen. Als er die Kinder nach oben gebracht hatte, kehrte er wieder an den Eßtisch zurück. Verstohlen musterte er das Gesicht seiner Frau. Es war schon von den Strapazen gezeichnet. »Wie fühlst du dich?« fragte er leise.
    »Es geht schon«, antwortete sie.
    »Willst du nichts essen?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin nicht hungrig.
    »Diane«, begann er und merkte erst jetzt, daß ihm nicht klar war, was er eigentlich sagen wollte. »Ich weiß nicht«, fuhr er nach einer Pause fort, »warum sie sich so verhalten. Ich kann es nicht erklären, es ist einfach verrückt. Aber jetzt ist bald alles vorbei, und dann... «
    Wie immer kam Diane sofort auf das Nächstliegende. »Vielleicht sollten wir ihnen etwas zu fressen geben«, unterbrach sie ihn.
    Ja, vielleicht hatte sie recht. Vielleicht witterten sie Futter in diesem Haus. Und wenn man sie fütterte, würden sie sich vielleicht beruhigen.
    »Los«, sagte er und stand auf. »Versuchen wir es.«
    Sie holten alles zusammen, was Hunde gern fraßen. Bald türmten sich die Bestandteile eines bizarren Banketts auf dem Tisch – gefrorenes Fleisch, Gemüse, Kekse, Brot, Butter und sogar ein paar luftdicht verschlossene Steinguttöpfe, deren Inhalt Diane auf einen großen, blauen Plastikteller leerte. Ein angenehmes Aroma erfüllte den Raum. »Sonst noch was?« fragte Larry.
    Diane hielt ein kleines Paket hoch. »Das?« Larry sah den Totenkopf auf dem roten Paket. Rattengift.
    Er erwog den Gedanken kurz und verwarf ihn dann. »Vielleicht riechen sie es und rühren dann gar nichts an. Lieber nicht.«
    »Wie wär’s mit ein paar von meinen Tabletten? Das Valium und die... »
    Wieder die Pillen. Ihre Antwort auf alles. »Okay«, sagte er zögernd. »Ja, warum nicht? Versuchen wir es.« Sie legten ein paar von den bunten Kapseln für den eigenen Gebrauch beiseite, öffneten dann die restlichen und streuten den Inhalt über die Lebensmittel.
    Schließlich waren sie fertig. Draußen ging das entnervende Geheul weiter.
    Erschöpft ließ sich Diane auf einen Stuhl fallen und schlug die Hände vor das Gesicht. »Und wie geben wir ihnen das Zeug?« fragte sie müde.
    Larry zuckte zusammen. »Was?« Die Tatsache, daß sie genau das gefragt hatte , worüber auch er nachdachte, überraschte ihn. Es war schon lange nicht mehr vorgekommen,

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