Die Meute
er.
Sie sehnte sich nach Geborgenheit und legte unbewußt ihren Arm um ihn.
Josh und Marcy standen auf den Zehenspitzen und versuchten aus dem Fenster zu schauen. Wenn er sich streckte, konnte Josh gerade in den Hof hinuntersehen. »Da unten sind Hunde«, erklärte er stolz seiner Schwester.
Dopey ließ ein Winseln hören. »Sei ruhig, du Dummkopf, sagte Josh, und Dopey klemmte den Schwanz zwischen die Beine und kroch unters Bett.
Sie hatten drei Gewehre, zwei Schachteln Patronen, zwei Pistolen, sechs Signalfackeln, drei Schlafsäcke und viel Proviant in den Gepäckraum des Landrovers gepackt. Das Wichtigste aber hatten Kenny und seine beiden Freunde Bob Pledge und Len Hirschfeld mit auf den Vordersitz genommen – eine Kiste kaltes Budweiserbier.
Pledge war nur widerstrebend mitgefahren. Aber als Kenny ihm sagte, seine Familie sei in Gefahr, konnte er sich nicht weigern.
»Bitte, reich mir doch noch etwas von diesem köstlichen Gebräu«, rief Len Hirschfeld und warf die eben ausgetrunkene Dose zum Fenster hinaus. Er war entschlossen, das Beste aus dieser blödsinnigen Fahrt zu machen – auch wenn er sich später vielleicht an nichts mehr erinnern konnte.
Der Schäferhund bellte laut, und die Meute verstummte.
Die Hunde sahen zu, wie der Wolfshund das Eichhörnchen brachte, es vor dem Schäferhund in den Schnee legte und dann wieder seinen Platz zwischen den anderen einnahm. Der Schäferhund schnüffelte an dem toten Tier, drehte es mit der Schnauze um. Dann stieß er ein langgezogenes Heulen aus. Als sei das ein Kommando, standen die Hunde auf.
Larry befiel ein Frösteln. Diane klammerte sich fester an ihn.
»Sie stehen auf, Marcy«, sagte Josh zu seiner Schwester.
Der Schäferhund trottete zur Seite des Hauses hinüber, wo Larry und Diane ihn nicht sehen konnten. Die anderen Hunde folgten ihm.
»Los!« rief Larry und packte Diane am Arm. Sie stürzten ans Wohnzimmerfenster.
Nur wenige Meter von ihnen entfernt, bewegte sich die seltsame Prozession an ihnen vorbei. Der Schäferhund starrte geradeaus und ließ nicht erkennen, ob er Larry und Diane bemerkt hatte.
Larry sah dem Schäferhund nach. Als er die nächste Hausecke erreicht hatte, rannte er zu dem kleinen, sechseckigen Fenster bei der Treppe.
Als der Schäferhund hier in Sicht kam, stand der Dachshund, der bisher geduldig gewartet hatte, auf und watschelte den anderen nach.
»Was ist da los, Larry?« fragte Diane angstvoll. »Was geht hier vor?«
»Ich weiß nicht«, flüsterte er. Er langte in seinen Gürtel und zog den Hammer heraus. Als er den Griff packte, merkte er, wie seine Hände zitterten.
Der Schäferhund kehrte in den vorderen Hof zurück, als der Dachshund um die erste Ecke verschwand. Und der Schäferhund beschrieb weiter seinen bizarren Kreis, gefolgt von dem Rest der Meute.
Larry war die Kehle wie zugeschnürt. Das Haus war umstellt.
8.
Über eine Stunde lang umkreisten die Hunde das Haus. Ihre Disziplin erschreckte Larry und Diane. Sie hatten an verschiedenen Fenstern Posten bezogen, Diane in
der Küche, Larry im Wohnzimmer. Plötzlich, ohne erkennbares Signal, blieb die Prozession stehen. Jeder Hund war an seinem Platz. Der graue Schäferhund befand sich direkt vor der Küchentür. Jetzt hob er den Kopf und heulte. Für Larry klang es schauriger, unheildrohender als zuvor. Die anderen Hunde fielen ein.
Entsetzt wollte Diane zu Larry flüchten. »Bleib, wo du bist!« rief er. »Und schrei, wenn sie sich dem Haus nähern!« Er eilte ins Zimmer der Kinder hinauf. Josh und Marcy saßen auf dem Boden und spielten mit Plastikbausteinen.
»Was ist los, Dad?« fragte Josh ein wenig unsicher.
Marcy lächelte. »Ja, Daddy, was ist los?«
»Ein Spiel«, sagte er. »Wir machen ein schönes Spiel mit den Hunden da draußen.« Er hatte ein paar Wattebäusche aus dem Badezimmer geholt und erklärte: »Wir stecken uns alle Watte in die Ohren. Okay?«
»Kann Dopey auch Watte kriegen?« fragte Marcy.
»Ich glaube nicht, daß er welche will, Liebling Wir fragen ihn später.«
Als Larry seinen Kindern sorgfältig Wattekügelchen in die Ohren stopfte, fragte Josh: »Und wie gewinnen wir?«
»Das ist eine Überraschung«, antwortete er geistesgegenwärtig. »Die wird jetzt noch nicht verraten. »
»Ich habe Hunger«, jammerte Marcy, die sich nicht sonderlich für das Spiel zu interessieren schien.
»Es gibt bald etwas«, versprach Larry. Nachdem er die Kinder verlassen hatte, sah er im Zimmer seiner Mutter nach, wie
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