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Die Meute

Die Meute

Titel: Die Meute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Fisher
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zusätzlich beschleunigen.
    Diesmal würde er die Sache nicht verpatzen. Verdammt noch mal, nein. Schließlich war er ein Held. Seine Orden bewiesen es.
     
    Das alte Chevy-Coupe – das war die Lösung. Wenn es ihm gelang, das Auto zu erreichen, dann hatten die Hunde keine Möglichkeit mehr, ihn an der Flucht zu hindern. Das einzige Problem war, wie er das Auto erreichen sollte. Er starrte auf seine Skizze. Ein Quadrat stellte das Haus dar, eine Reihe kleiner Kreuzchen die Hunde, zwei kurze, parallele Striche den Steg und ein kleines Rechteck das Auto. Geschwungene Linien deuteten die Konturen des Geländes an. Obgleich es schwierig, ja fast unmöglich war, die Formation des schneebedeckten Geländes einigermaßen zu erkennen, war er zu dem Schluß gekommen, daß eine Schätzung immer noch besser war als gar nichts. Unbestimmte Größen in seine Überlegungen einzubeziehen, hatte er gelernt. Es war wie ein Spiel. Gegenstand des Spieles war einfach, sechs Spieler vom Quadrat zum Rechteck zu bringen, bevor die Kreuzchen sie in Stücke reißen konnten.
    »Mammy ist sehr müde«, hatte er den Kindern erklärt, als er Diane aufs Bett gelegt hatte. »Ihr paßt jetzt gut auf sie auf.«
    »Wann gibt’s was zu essen?« fragte Josh.
    Dianes Atem ging schwer, aber regelmäßig. Es war ein entsetzlicher Tag für sie gewesen, aber sie hatte sich gut gehalten. Sehr gut sogar. Sie war ihm eine Hilfe gewesen. »Schlaft erst«, sagte er leise zu seinem Sohn.
    Corny war auf dem Fußboden eingeschlafen, und Larry breitete vorsichtig eine Decke über sie. Seine Mutter hingegen war wach, die Tabletten wirkten nicht mehr. Er setzte sich zu ihr.
    Sie lächelte ihm zu, ohne den Kopf aus den Kissen zu heben.
    »Wie fühlst du dich?« fragte er.
    »Ganz gut. War es – war es schlimm?« Tränen traten ihr in die Augen.
    »Es ging alles so schnell«, sagte er leise. »Da waren die Hunde, und er wollte sie vertreiben. »
    Larry strich ihr sanft über den Arm. »Er wollte sich nicht geschlagen geben, Ma«, flüsterte er. »Er wollte Sieger bleiben.« Er wollte weinen, mußte weinen. Aber nicht jetzt. Später, sagte er sich. Später. Er küßte sie auf die Wange und ging. Sie würde niemanden mit ihrem Schmerz behelligen. So war sie.
    Die Uhr auf dem Kaminsims schlug neunmal. Schon neun? Waren schon drei Stunden vergangen? Er hatte keine Vorstellung, wie lange er hier gesessen und die Skizze studiert hatte. Aber daß es so lange war, hätte er nicht für möglich gehalten.
    Und er hatte die Lösung noch nicht gefunden. Ein Tunnel? Lächerlich. Außerdem war die ganze Plänemacherei so überflüssig. Am Morgen würde Kenny kommen und die Meute zurück in den Wald treiben. Larry hätte es so gern geglaubt...
    Aber Kenny ... Larry kannte seine Unzuverlässigkeit zu gut, und für den Fall, daß diesmal wieder etwas nicht klappte, mußte er einen Alternativplan haben.
    Er begann wieder zu grübeln. Aber die Anspannung der beiden letzten Tage erlaubte ihm nicht, sich richtig zu konzentrieren. Der Sessel war zu bequem, das war gefährlich. Er setzte sich auf den härteren Küchenstuhl.
    Es gab eine Lösung, das wußte er. Warum sah er sie dann nicht? Wieder ging er sämtliche Möglichkeiten durch. Sie konnten nicht zwischen den Hunden durch.
    Sie konnten nicht unter den Hunden durch. Und sie konnten nicht an den Hunden vorbei. Deswegen mußte er über die Hunde hinweg. Es war so einfach. Dann würde er das Auto direkt vor die Haustür fahren und seine Familie in Sicherheit bringen.
    Das Quadrat auf seinem Skizzenblock verschwamm langsam mit den Kreuzchen, und für einen Augenblick waren die Kreuzchen im Quadrat. Die Hunde waren im Haus. Erschrocken fuhr er hoch und begann von neuem zu überlegen.
    Über die Hunde hinweg. Er zeichnete eine Gerade von der Küche zum Auto ein. Nein, nicht die Küchentür. Sie war nicht hoch genug. Vom Dachbodenfenster. Er radierte die erste Linie aus und zog eine andere. Das mußte der Fluchtweg sein. Aber wie?
    Je mehr er auf diese gerade Linie auf dem Skizzenblock starrte, desto vertrauter wurde sie ihm. Als ob sie da hingehörte. Als ob er sie schon auf tausend anderen Skizzen, Plänen und Blaupausen gesehen hätte. Natürlich hatte er sie schon gesehen. Er hatte sie auf der Blaupause jedes Privathauses gesehen, an dem er gearbeitet hatte. Die Telefonleitung. Der starke, wetterfest isolierte Draht, der jedes Einzelhaus mit dem Rest der Welt verband. Und dann begriff er, warum er auf dem Dachboden plötzlich eine

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