Die Mglichkeit einer Insel
Elohim zu treten: Sie konnten daher nur mit ihnen Geschlechtsverkehr haben — natürlich erst, sobald diese die Erde mit ihrem Besuch beehrten — und mit dem Propheten; sie konnten auch, wenn er es wünschte, untereinander geschlechtlich verkehren. Ich dachte eine Weile über diese Perspektive nach und versuchte gleichzeitig die Mädchen zu zählen: es waren eindeutig nur zehn. In diesem Augenblick hörte ich ein Plätschern, das von rechts kam. Halogenlampen, die in die Decke eingelassen waren, leuchteten auf und bestrahlten einen in den Fels gehauenen Swimmingpool, der von üppigem Pflanzenwuchs umgeben war; der Prophet badete nackt darin. Die beiden fehlenden Mädchen warteten respektvoll neben den Stufen, die in das Becken führten, und hielten einen weißen Bademantel und ein weißes Handtuch bereit, die beide mit dem bunten Stern verziert waren. Der Prophet ließ sich Zeit, drehte sich im Wasser um die eigene Achse und ließ sich faul auf dem Rücken treiben. Patrick verstummte und senkte den Kopf; es war nur noch ein leises Plätschern zu hören.
Schließlich kam er aus dem Wasser und wurde sogleich in den Bademantel gehüllt, während sich das zweite Mädchen niederkniete, um ihm die Füße abzureiben; da stellte ich fest, daß er größer und vor allem kräftiger war, als ich ihn in Erinnerung hatte; er machte bestimmt Muskeltraining, hielt seinen Körper in Form. Er kam mit weit ausgebreiteten Armen auf mich zu, drückte mich an sich. »Ich freue mich …«, sagte er mit tiefer Stimme, »ich freue mich wirklich, dich zu sehen …« Ich hatte mich während der Reise mehrmals gefragt, was er eigentlich von mir erwartete; vielleicht hatte er meine Berühmtheit überschätzt. Die Scientology-Organisation zum Beispiel zog einen gewissen Vorteil aus der Mitgliedschaft von John Travolta oder von Tom Cruise; aber ich konnte mich bei weitem nicht mit ihnen vergleichen. Er allerdings auch nicht, und vielleicht lag die Erklärung ganz einfach darin, daß er nahm, was ihm in die Finger kam.
Der Prophet nahm in seinem Relaxsessel Platz; wir setzten uns auf Sitzkissen ein wenig unterhalb. Auf ein Zeichen von ihm sprangen die Mädchen auf und kamen mit Steinschalen voller Mandeln und Trockenobst zurück; andere trugen Amphoren, die ein Getränk enthielten, das sich als Ananassaft herausstellte. Er blieb der griechischen Note also treu, doch die Inszenierung ließ ein wenig zu wünschen übrig, denn die Verpackungen des Ültje Cashew-Erdnuß-Mix, die ich auf einem Serviertisch entdeckte, wirkten leicht störend. »Susan…«, sagte der Prophet sanft zu einer hellblonden, blauäugigen Schönen mit treuherzigem Gesicht, die zu seinen Füßen sitzengeblieben war. Sie kniete sich wortlos zwischen seinen Beinen hin, schob den Bademantel auseinander und begann ihm einen zu blasen; sein Glied war kurz und dick. Er wollte offensichtlich von vornherein seine dominante Stellung unzweideutig zum Ausdruck bringen; ich fragte mich kurz, ob er das nur aus Vergnügen tat oder ob das Teil eines Plans war, um mich zu beeindrucken. Auf jeden Fall beeindruckte mich das in keiner Weise, ich bemerkte jedoch, daß Patrick peinlich berührt wirkte, betreten auf seine Füße blickte und leicht errötete, dabei entsprach all das im Prinzip durchaus der Lehre, die der Prophet verkündete. Das Gespräch drehte sich zunächst um die internationale Situation, die dem Propheten zufolge durch eine schwere Bedrohung der Demokratie gekennzeichnet war; die Gefahr, die der muslimische Fundamentalismus darstellte, war seiner Ansicht nach in keiner Weise übertrieben, er verfüge über beunruhigende Informationen, die er von seinen afrikanischen Anhängern bekommen habe. Ich hatte wenig dazu zu sagen, und das war im Grunde gar nicht so schlecht, denn auf diese Weise konnte ich einen Gesichtsausdruck respektvollen Interesses beibehalten. Ab und zu legte er der Schönen die Hand auf den Kopf, die daraufhin eine Weile innehielt; auf ein erneutes Zeichen hin begann sie wieder, ihn abzukauen. Nachdem der Prophet ein paar Minuten lang einen regelrechten Vortrag gehalten hatte, wollte er wissen, ob ich mich vor dem Abendessen, das in Gesellschaft der Hauptverantwortlichen der Organisation eingenommen werde, noch eine Weile ausruhen wolle; ich hatte den Eindruck, daß die richtige Antwort ein »Ja« war.
»Das ist ja toll gelaufen! Das ist ja richtig toll gelaufen! …« raunte mir Patrick ganz aufgeregt ins Ohr, während wir in umgekehrter Richtung wieder den
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