Die Midlife-Boomer
auch ein Gutes, weil durch die vielen Diskussionen der Raumplan nun genau auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen und auf das gemeinsame Projekt des Zusammenwohnens abgestimmt ist.
»Man könnte sogar noch einen Schritt weitergehen«, sagt Petruschka Thomas, eine Mediatorin, die ebenfalls für das Projekt von Bayern nach Berlin ziehen wird. »Die Architektur ist entscheidend für das Gelingen des gemeinsamen Wohnens.«
So laufen die Wohnungen am Maybachufer alle auf den großen Gemeinschaftsraum in der Spitze der dreieckigen Grundfläche zu. Er hat Licht von der Nord- bis zur Südseite, den Blick aufs Wasser und ist damit eindeutig der schönste Raum des Ensembles. Die Gruppe wird darin eine Küche, einen großen Essplatz und ein Wohnzimmer einrichten. Alles wird rundum verglast, hinzu kommt eine offene Terrasse an der Spitze des Hauses. Hannes Tüllmanns Erfahrung als Stadtplaner war ihm hier hilfreich: »Der Gemeinschaftsraum muss so konzipiert sein, dass alle unglaublich gern hierherkommen und er für alle sehr reizvoll ist.«
Hinzu kommt, dass sich alle Wohnungen auf einer Etage befinden. »Wir kennen auch Alten-WGs, wo das anders ist und man nach unten oder nach oben gehen muss, um in den Gemeinschaftsraum zu kommen«, sagt Petruschka Thomas. Oft funktioniere das nicht: »Es macht etwas aus, ob ich über oder unter einem wohne«, sagt die Mediatorin, »nicht umsonst haben die Begriffe ›auf Augenhöhe sein‹ und ›auf einer Ebene sein‹ auch einen soziologischen Kontext.«
Was Tüllmann, Thomas und ihre Mitstreiter in über einem Jahrzehnt an Planung selbst entwickelt haben, gibt es inzwischen auch standardisiert. So haben der Karlsruher Architekt Alexander Grünenwald und sein Team von der BauWohnberatung Karlsruhe beispielsweise mit der sogenannten i3-Community 142 einen Modellansatz für gemeinschaftliches Wohnen entwickelt.
»Für viele Interessenten sind Baugruppen zu schwierig, weil sie nicht über die langen Planungsstrecken alle Risiken selbst tragen wollen«, sagt er. Entstanden ist die i3-Community aus den Erfahrungen Grünenwalds beim Bau einer Anlage für ältere Damen. »Die Gruppe hätte das Projekt zwar finanziell stemmen können, aber die Bereitschaft, Geld in diesem Alter in ein Neubauprojekt zu stecken, war nicht da«, erzählt der Architekt. Er glaubt, dass das für viele gilt, die im Alter noch einmal umziehen. »Die sagen, das soll ein Investor machen. Wir zahlen lieber ein wenig mehr Miete«, so Grünenwald. Also hat er sich mit einem lokalen Bauträger zusammengetan, der die Hälfte der 15 Wohnungen selbst an Investoren verkauft hat. Das Belegungsrecht für die Anlage aber ging auf die Bewohnerinnen über. Sie entscheiden, wer einzieht – und nicht der Investor.
Heute laufen die i3-Communities so, dass Investoren nur mitsprechen, wann immer es um Finanzfragen geht. Alles andere regelt die Gemeinschaft. Möglich ist auch eine Art Mietkauf, bei dem Interessenten ein Eigenkapital von rund 30 Prozent mitbringen. Danach zahlen die Bewohner monatlich einen Teil Tilgung, einen Teil Benutzungsgebühr (also Miete). Die Investoren können die so erworbenen Wohnungen jederzeit auch wieder veräußern oder vererben. Die Bewohner haben nach einem Wertgutachten das Vorkaufsrecht – und in jedem Fall immer das Belegungsrecht.
Im Gegensatz zu einer Genossenschaft hält Grünenwald die Rechtsform der Kommanditgesellschaft für weitaus flexibler. »Es kommt grundsätzlich alles für i3-Projekte in Frage«, sagt er. »Die optimale Größe allerdings liegt bei zehn bis fünfzehn Teilnehmern.«
Grundlage für den Start einer i3-Community ist ein Planungsgutachten, das zwischen 10.000 und 12.000 Euro kostet. Grünenwald weiß, dass es vielen Probleme bereitet, bereits in einer sehr frühen Projektphase investieren zu müssen. Er hält es aber wie trias-Geschäftsführer Novy-Huy nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern auch aus psychologischen Gründen für absolut notwendig: »Es ist eine Art Ernsthaftigkeitsnachweis.«
Die professionelle Betreuung legt Grünenwald dann hinterher nach klar definierten Sätzen und transparent nachvollziehbar auf den Quadratmeterpreis um. »Die professionelle Betreuung kostet einen vorher definierten Betrag, keinen Prozentsatz vom Gebäude«, erklärt er. Abgerechnet wird nach Bauphasen – also beispielsweise 45 Euro pro Quadratmeter in der Planung und dann nochmal 50 Euro, wenn Kommanditisten gefunden werden. »Wir sind da völlig offen in der Gestaltung. Wir
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