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Die Midlife-Boomer

Die Midlife-Boomer

Titel: Die Midlife-Boomer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Heckel
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Lebenshälfte nach eigenen, kreativen Lösungen. »Wir regeln unser Wohnen selber« sei eine typische Aussage dieser Generation. Damit einher gehe dann auch immer der Vorsorgegedanke, denn krisensichere Wohnimmobilien spielen mehr denn je eine wichtige Rolle beim Sparen für die Rente.
    Wer gemeinsam bauen will, muss Geduld mitbringen. »Rechnen Sie mit vier Jahren Planungs- und Bauzeit«, rät Novy-Huy allen, die an gemeinschaftlichen Wohnprojekten interessiert sind. Ihm ist wichtig, dass dies nicht negativ betrachtet würde: »Die Zeit ist auch notwendig für den Gruppenprozess beim gemeinsamen Bauen.« Schließlich müsse für gemeinsame Prozesse »Sozialsubstanz« gebildet werden: »Freundschaften schließen Sie auch nicht an einem Abend, und gute Baugruppen dauern ihre Zeit.«
    Der Geschäftsführer der Stiftung trias rät auch unbedingt zu professioneller Hilfe bei gemeinsamen Projekten. Da das Interesse an Baugruppen vor allem bei Akademikern sehr hoch sei, fingen viele Gruppen in der Erwartung an, das notwendige Fachwissen schon in den eigenen Reihen vorzufinden. Das könne funktionieren, meint Novy-Huy, aber es mache die ohnehin langwierigen Abstimmungsprozesse oft noch schwerfälliger. Auch für die Gruppenprozesse sei es in der Regel besser, Unabhängige mit dem Blick von außen hinzuzuziehen. »Holt euch einen Moderator, bezahlt einen Architekten, das geht einfach viel schneller«, rät Novy-Huy.
    Er habe nicht selten erlebt, dass ein guter externer Projektsteuerer mit der Gruppe in drei bis vier Sitzungen die Themen abräume, für die eine Gruppe ohne Hilfe von außen sonst ein ganzes Jahr gebraucht habe.
    Wichtig sei auch, dass alle Projektbeteiligten sich schon in einem frühen Stadium finanziell engagierten. »Geld schafft Verbindlichkeit«, begründet Novy-Huy das. »Wer 1000 Euro beispielsweise für seinen Anteil an den ersten Architektenplanungen ausgeben muss, überlegt sich noch einmal sehr genau, ob er sich wirklich in dem Projekt engagieren will.« Diese Einlagen werden dann hinterher mit den Bau- bzw. Kaufpreisen verrechnet. Zieht sich der Interessent aus der Baugruppe zurück, werden sie jedoch nicht ersetzt.
    Eine oftmals gemachte Erfahrung bei Baugruppen sei nämlich leider auch die, dass gerade die Wortführer kneifen, wenn es dann ernst wird und Geld einbezahlt werden muss. »Viele träumen von Wohnprojekten und sind dann doch nicht bereit, ihr altes Leben aufzugeben«, hat Novy-Huy mehrfach erfahren. Denn eines ist beim gemeinsamen Bauen unwiderruflich klar: »Jeder, der mitmacht, investiert in einen neuen Lebensabschnitt.«
    Wie langwierig der Weg dahin sein kann, hat der Architekt und Stadtplaner Hannes Tüllmann 141 schmerzhaft erfahren. Mit seiner Frau Greta und den anderen Mitstreitern wollte er fürs Alter von München nach Berlin ziehen – weil es sich dort preiswerter bauen lässt, aber auch wegen der vielfältigen Möglichkeiten und Herausforderungen der Hauptstadt.
    In Berlin-Kreuzberg fand die Gruppe das Objekt ihrer Träume: das ausbaufähige Dach eines Mehrparteienhauses mit gut 700 Quadratmeter Fläche in einem spitz zulaufenden Dreieck. Die Wohnungen auf der Südseite hätten genug Sonne, die gegenüber einen unverbaubaren Wasserblick auf das beliebte Maybachufer.
    2001 nahmen sie die ersten Kontakte mit den Eigentümern des Hauses auf. Sieben Parteien – eine überschaubare Anzahl von Mitbewohnern – sollten die Dachfläche gemeinsam kaufen für ebenso viele Wohnungen und eine große Gemeinschaftsfläche.
    Drei Jahre später hatte die Gruppe zwar einen positiven Bauvorbescheid, doch noch immer war vieles unklar. 56 Wohneinheiten mit 30 Eigentümern bestanden in dem Gebäude, dessen Dach sie um- und weitestgehend neu bauen wollten: Würden die anderen Eigentümer dem Einbau eines Liftes zustimmen? Konnte die Denkmalbehörde doch noch umgestimmt werden? Und was war mit dem Schwamm im Gebälk, der mittlerweile entdeckt wurde?
    »Irgendwann haben wir beschlossen, einfach ins kalte Wasser zu springen«, sagt Architekt Tüllmann. »Es gab so viele Risikopunkte, vor denen uns der Notar und die Anwälte gewarnt hatten, wir konnten sie einfach nicht alle wasserdicht ausräumen.«
    Der Mut hat sich ausgezahlt, doch die Gruppe musste dafür viel Geduld aufbringen. Es dauerte fast zehn Jahre, bis die elf Männer und Frauen im Herbst 2011 ihre neuen Wohnungen beziehen konnten. Etliche Interessenten sind abgesprungen, neue hinzugekommen.
    Immerhin: Die Verzögerungen hatten

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