Die Midlife-Boomer
sachgerechte und zukunftsorientierte Anpassungsmaßnahmen aufgrund von im Alltag bewährten Checklisten«, sagt Teves. Dabei geht es oft um den Einbau von Treppenliften und barrierefreien Bädern, aber auch um die Anpassung von Grundrissen, die elektrische Ausstattung, um Griffe, Geländer und Rampen.
Die Erstberatung dauert in der Regel eine Stunde. »Wir klären zuerst mal, ob die Wohnung langfristig weiter genutzt werden soll oder wie mögliche Alternativpläne aussehen«, erzählt Markus Foltin 146 . Der Demografieberater der Stadt Bensheim an der Bergstraße ist Sachverständiger für Bauen und Planen und betreut die mobile Wohnberatung seiner Stadt.
Nach akuten Notfällen, aber auch vor einer lang geplanten Sanierung können die ehrenamtlichen Berater gebucht werden, um unabhängig Auskunft über einen alten- und behindertengerechten Umbau der Wohnung zu geben. 15 Wohnberater arbeiten derzeit in der Stadt mit ihren rund 40.000 Einwohnern.
Bei der mobilen Wohnberatung geht es vor allem um die Frage, ob die eigene Wohnung auch im Alter noch mit Lebensqualität genutzt werden kann. Dazu erstellen die Berater im Erstgespräch eine Liste dessen, was gemacht werden könnte. »Wichtig ist auch, dass sie dabei Standards festlegen, die die Handwerker hinterher erfüllen müssen«, sagt Demografieberater Foltin. Denn »altersgerecht« sei kein geschützter Begriff und es komme immer wieder vor, dass die Umbauten hinterher noch mal nachgearbeitet werden müssten.
Die mobilen Wohnberater haben zudem auch einen guten Überblick über die finanziellen Fördermöglichkeiten für altersgerechte Umbauten. Oft werden die Experten allerdings erst dann geholt, wenn der Notfall schon eingetreten ist. Foltin rät deshalb ebenso wie die Empirica-Geschäftsführerin Krings-Heckemeier dringend, auch bei anstehenden Sanierungen bereits an den altengerechten Umbau zu denken: »Dann können die Zusatzkosten oft relativ gering gehalten werden.«
Inzwischen haben sich auch die ersten Architekten auf generationenübergreifendes Bauen und Sanieren spezialisiert. Einer davon ist Jürgen Lohmann von Lohmann Architekten aus Rotenburg/Wümme 147 . Der mehrfach ausgezeichnete Architekt hat ein sogenanntes »Generationenhaus« entwickelt. Hier war die Vorgabe, »Eltern, Kinder und Enkel wieder zusammen unter ein Dach zu bringen« und »gleichzeitig individuelle Freiräume für seine Bewohner« zu schaffen, wie es Lohmann auf der Webseite seines Büros formuliert.
Gelöst hat Lohmann diese Vorgabe mit zwei versetzt angeordneten Baukörpern, die einen gemeinsamen Innenhof haben und über Rahmenkonstruktionen architektonisch miteinander verbunden sind. »Die Nutzungsmöglichkeiten sind sehr vielfältig«, sagt Jürgen Lohmann, »und im Bedarfsfall lassen sich die beiden Baukörper jederzeit als eigene Häuser teilen mitsamt den Grundstücken.«
Noch einen Schritt weiter in Richtung modulares Bauen geht Lohmann mit seinem neuesten Projekt, den sogenannten Flying Spaces 148 . »Wir wollten ein wirklich mobiles Haus entwerfen, für alle möglichen Situationen von Studenten über Senioren bis hin zum Ferienwohnen«, erklärt Jürgen Lohmann das Konzept. Herausgekommen ist dabei ein Wohnwürfel mit viel Glas auf maximal 4,50 Meter Breite und bis zu 12,50 Meter Länge, der vorgefertigt und mit dem Kran antransportiert wird. Alles, was zum Wohnen notwendig ist, ist drin: Küche, Bad, ein bis maximal zwei Zimmer.
»Wenn Sie ein Haus mit großem Grundstück haben und ihre Mutter zu sich nehmen wollen und sie aber eine eigene Wohnung möchte: kein Problem«, sagt Lohmann. »Bauen Sie ihr mit den Flying Spaces ein Haus in den Garten.« Die Wohnwürfel sind beliebig kombinierbar und können sogar gestapelt werden, so dass ein bis zu dreistöckiges Haus daraus entstehen kann. Verarbeitet sind sie wie ein Einfamilienhaus und halten auch so lange.
Der Clou aber ist die komplette Freiheit, die die Flying Spaces bereithalten: Braucht die Mutter die Wohnung nicht mehr, kann das Haus wieder abtransportiert werden und Hunderte von Kilometern weiter beispielsweise als Ferienwohnung oder Studentenapartment für den Sohn oder die Tochter eingesetzt werden.
Dementsprechend groß war das Interesse, als Lohmann die ersten drei Flying Spaces in Süddeutschland aufgebaut hat. Auf dem Gelände des Fertighausherstellers SchwörerHaus wurden sie um einen Innenhof als Café angeordnet und am Tag der offenen Tür erstmals präsentiert. »Wir hatten Menschen von acht bis
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