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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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gelogen. Was nicht schwer sein wird, weil es ja stimmt. Sagen Sie, Cloisterman hätte sich mit dem Buch davongemacht und Sie hätten sich deswegen schleunigst etwas einfallen lassen müssen, um den Kopf noch mal aus der Schlinge zu ziehen. Als Sie dann in diesem Frühling nach London zurückkehrten, wurden Sie vom Geheimdienst aufgegriffen und Lord Sunderland vorgeführt. Sunderland - sein Andenken sei verflucht - hatte bis zu seinem Tod den Geheimdienst unter sich. Insofern wird das alles durchaus schlüssig klingen. Aber jetzt kommt es: Cloisterman war für Sunderland tätig, nicht für mich. Er hat das Buch Sunderland überbracht, und dank Sunderlands Einfluss, nicht meinem, hat er den Posten in der Türkei erlangt. Tja, Atterbury kann Cloisterman wohl kaum schreiben und das überprüfen, finden Sie nicht auch? Er wird das also schlucken. Und Sie werden sagen, Sunderland hätte nervös, beinahe verängstigt gewirkt und Ihnen gedroht, Sie in Ketten nach Amsterdam auszuliefern, wenn Sie sich weigerten, das Grüne Buch Atterbury zu übergeben. Das mit der Nervosität ist ein hübsches Beiwerk. Es wird das derzeit kursierende Gerücht nähren, wonach ich Sunderland vergiftet hätte. Sein kleiner Sohn ist gestern Nacht gestorben, was die Gerüchteküche zusätzlich angeheizt hat. Sie werden ihm erklären, dass Sie die Herkunft des Buchs eigentlich gar nicht hätten verraten dürfen, aber dass es jetzt, da Sunderland tot ist, nicht mehr darauf ankäme, seinen Namen aus der Sache herauszuhalten. Sie werden außerdem betonen, dass Sie seit seinem Tod die Freiheit haben, Ihre eigenen Bedingungen zu diktieren. Wie viel haben Sie vom Prätendenten verlangt? Hunderttausend Pfund, nicht wahr?«
    »Wie haben Sie...« Spandrel biss sich auf die Zunge. »Ja, das war der Preis.«
    »Sie haben aus Ihrem Fehler gelernt. Jetzt ist der Preis Zwanzigtausend.«
    »Sie wollen, dass ich... versuche, es zu verkaufen?«
    »Ich will, dass Sie Atterbury weismachen, es könne gekauft werden. Der Preis ist willkürlich. Er soll nur glauben, dieses, mit Schießpulver gefüllte, Buch sei in seiner Reichweite. Und dann« - Walpole lächelte - »schickt er wohl einen Brief nach Rom, in dem er entweder um Anweisungen bittet oder großspurig ankündigt, was das Buch hierzulande für das Ansehen des Prätendenten tut; vielleicht schwärmt er sogar von seiner Veröffentlichung als Vorspiel zu einem Aufstand. Was genau, das ist egal. Hauptsache, wir bekommen etwas, das ihn belastet. Das will ich haben. Und das werde ich auch bekommen.« »Ich...« Spandrel verließ der Mut. Es gab keinen Ausweg. Ob er wollte oder nicht, er würde tun müssen, was von ihm verlangt wurde. Und das wäre noch nicht alles. Er war ein Bauer in einem Schachspiel, und Bauern wurden nun einmal für die höheren Figuren geopfert, insbesondere solche, die zu viel wussten. Vielleicht war Atterburys Beteiligung an seiner Ermordung die Art von Schuldbeweis, die Walpole vorschwebte. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich...« »Wollen Sie als Mörder gehängt werden?« »Ich... äh...« Spandrel bemühte sich, so dreinzuschauen, als meinte er ernst, was er jetzt verkündete. »Ich werde mein Bestes geben.«
    »Unbedingt.« Walpole legte das Buch wieder in die Schublade, sperrte sie ab und ließ den Schlüssel in seiner Westentasche verschwinden. »Und beten Sie dafür, dass Ihr Bestes gut genug ist.« »Jawohl, Sir.«
    »Niemand weiß, wo das Buch ist. Außer Cloisterman natürlich, der jetzt weit weg in Konstantinopel ist. Niemand außer Ihnen und mir. Wir geben schon ein merkwürdiges Paar ab als Hüter eines solchen Geheimnisses, was? Natürlich« -Walpoles Augen bohrten sich in die von Spandrel - »werde ich sofort wissen, wer es ausgeplaudert hat, falls jemand anderes davon erfährt. Das ist das Schöne an dem Ganzen.« »Ich werde kein Sterbenswörtchen verraten.« »Sorgen Sie dafür, dass das so bleibt.« »Und wenn ich... diese Aufgabe erfüllt habe?«
    »Wie können Sie sicher sein, dass ich Sie danach nicht trotzdem den holländischen Behörden ausliefere? Ist es das, was Ihnen Sorgen bereitet?«
    »Ah, nein. Ich meine, nicht unbedingt.«
    »Wohl eher doch, würde ich sagen. Und wenn nicht, dann sollten Sie es ernst nehmen. Aber die Antwort ist sehr einfach. Sie haben mein Wort, als Gentleman und als Staatsmann.« Walpole bedachte Spandrel mit einem breiten Grinsen, das schnell wieder verschwand. »Noch verbindlicher kann ich mich nicht ausdrücken, oder?«
    Spandrel musste

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