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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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versetzt weder mich noch sonst wen in Jubelstimmung«, brummte Walpole mit rauer Stimme. »Sie können mich der Lüge überführen, Sir, aber Sie werden es bedauern.«
    »Ich habe nicht die geringste Absicht, jemanden zu überführen, Sir«, antwortete Spandrel.
    »Noch wollen Sie selbst überführt werden, wage ich zu behaupten.« Walpole trat näher heran. »Allerdings, wie ich mir habe sagen lassen, würden die Holländer Sie liebend gern der Ermordung eines ihrer angesehensten Bürger überführen.«
    »Ich habe ihn nicht...«
    »Heben Sie sich Ihre Unschuldsbeteuerungen für Ihren Schöpfer auf, Sir. Ich will sie nicht hören. Sie sind William Spandrel?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Derselbe William Spandrel, der im Februar letzten Jahres aus dem Gefängnis in Amsterdam entkommen ist und dort immer noch unter Mordanklage steht.«
    »Nun, ich...« Etwas an Walpoles Augen verriet Spandrel, dass Ausflüchte mehr als nutzlos wären. »Jawohl, Sir.«
    »Die Vereinigten Provinzen sind eine befreundete Nation. Die Auslieferung eines entflohenen Sträflings wäre eine übliche Gefälligkeit.«
    »Ich bin unschuldig, Sir.«
    »Darüber müssen die Amsterdamer entscheiden. Andererseits« - Walpole machte eine wegwerfende Handbewegung -»habe ich Sie nicht um des Vergnügens willen holen lassen -wenn es denn eines wäre -, Sie an Bord des nächsten Schiffes nach Amsterdam zu schaffen.« »Nein, Sir?«
    »Sie sollten sich aber darüber im Klaren sein, dass das geschehen kann. Es wird geschehen.« Walpole schnippte derart abrupt und laut mit den Fingern, dass Spandrel hochfuhr. »Es sei denn...«
    Die Kunstpause wuchs sich zu einem längeren Schweigen aus, bis Spandrel es nicht mehr ertrug. »Habe ich die Möglichkeit... etwas für Sie zu tun, Sir?«
    »Die haben Sie.« Walpole ging zu einem runden Tisch in der Mitte des Zimmers und entzündete die darauf stehende Lampe. Dann sperrte er eine der flachen Schubladen unter der Tischplatte auf, zog sie heraus und entnahm ihr ein Buch, das er neben der Lampe auf den Tisch knallte.
    Bei seinem Anblick zuckte Spandrel zusammen. Es war ein Hauptbuch mit einfarbigem grünem Einband, Lederrücken und marmorierten Seitenrändern.
    »Sie erkennen es, wie ich sehe.«
    »Ich bin mir nicht sicher. Ich...«
    »Ich weiß alles, Spandrel. Die ganze erbärmliche Geschichte von Intrigen und Betrug. Einschließlich Ihres Anteils daran. Sie erkennen dieses Buch doch wieder, oder?«
    »Ja, Sir.«
    »Und sind mit seinem Inhalt vertraut?«
    »Ich...« Spandrel überlegte fieberhaft, was jetzt die beste Antwort sein könnte. Zwischen diesen grünen Deckeln war schließlich auch Walpoles Name verzeichnet. Gäbe Spandrel jetzt zu, dass er wusste, was für eine hohe Bestechungszahlung Walpole angenommen hatte, spräche er doch gewiss sein eigenes Todesurteil aus. Wusste Walpole andererseits schon, dass er es wusste... »Der Inhalt ergab für mich keinerlei Sinn, Sir. Ich habe keinen Kopf für Zahlen.«
    »Keinen Kopf für Zahlen? Ein kühner Versuch, Sir. Glückwunsch. Aber wie steht es mit holländischen Witwen? Haben Sie dafür einen Kopf?«
    »Ich... verstehe nicht, Sir.«
    »Als ich sagte, dass ich alles weiß, habe ich genau das gemeint: Allesl«
    Spandrel schluckte. »Ich...«
    »Verstehen Sie immer noch nicht?«
    »Doch, Sir, ich verstehe sehr wohl.«
    »Gut. Das Buch wurde mir letztes Jahr von einem Bekannten von Ihnen überbracht, Mr. Cloisterman, der, wie Sie zweifellos erleichtert zur Kenntnis nehmen, sicher und wohlbehalten aus Rom zurückgekehrt ist. Mr. Cloisterman ist jetzt übrigens Botschafter Seiner Majestät am Palast des Erhabenen.« Er bemerkte Spandrels verständnislosen Blick und fügte lächelnd hinzu: »Im ottomanischen Reich.«
    »Mr. Cloisterman ist Botschafter?«
    »So wird treuer Dienst eben belohnt. Richtig, Cloisterman genießt die Vergnügungen von Konstantinopel, die es dort in großer und reicher Vielfalt gibt, habe ich mir sagen lassen. Ich selbst war noch nie im Ausland. Wussten Sie das? Sie sind, was Reisen betrifft, bewanderter als ich. Aber nicht, was Wissen betrifft. Vor seiner Abreise hat mich Cloisterman über den Weg des Grünen Buchs nach Rom und zurück nach London in allen Einzelheiten in Kenntnis gesetzt. Welche Lügen Sie mir auch immer auftischen wollten, Sie können sie sich sparen. Mir ist egal, wie Sie Ihren eigenen Abgang aus Rom bewerkstelligt haben. Das ist für mich ohne jede Bedeutung. Jetzt sind sie aber wieder in der Heimat. Wie das Grüne Buch.« Fast

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