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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Captain! Oder der Turm wird gestürmt!«
    »Mich kriegen Sie nie, Colonel! Und wenn Sie es versuchen, verlieren Sie lediglich einige Ihrer Männer!«
    »Ich verschwende keine Worte mehr an Sie!« Negus wandte sich an seine Adjutanten. »Captain Rogers...« »Warten Sie, Sir«, zischte Rogers. »Was macht er da?« Die zwei Soldaten, die Spandrel festhielten, fuhren herum, was es Spandrel ermöglichte, ebenfalls nach oben zu schauen. So bekam er mit, wie McIlwraith auf den Schornstein kletterte und sich an dessen hinterem Teil zu schaffen machte.
    »Der Mann ist verrückt«, ächzte Negus, der endgültig die Geduld verlor. »Stellen Sie Ihre besten Schützen auf, und bringen Sie diese Angelegenheit zu Ende, Rogers.«
    »Wann sie zu Ende ist, entscheide ich, nicht Sie, Colonel!«, rief McIlwraith. Er warf sein Gewehr auf die Galerie, um dann etwas aus dem Inneren des Schornsteins zu ziehen und in seinen Taschen zu wühlen.
    »Erledigen Sie den Mann, Rogers! Sofort!«
    »Jawohl, Sir! Aber...«
    Dort, wo McIlwraith stand, leuchtete ein Blitz auf, gefolgt von einer matteren, vorwärts kriechenden Flamme.
    »Er hat eine Zündschnur entfacht, Colonel. Glauben Sie...«
    »Mein Gott, er muss den Schornstein vermint haben! Rufen Sie Ihre Männer zurück! Schnell!«
    Die Soldaten begriffen, was McIlwraith vorhatte, noch ehe Rogers einen Befehl erteilen konnte. Und als er ihn hinausbellte, rannten sie bereits in ungeordnetem Rückzug den Pfad hinunter. Spandrels Wächtern ging es nur noch darum, die eigene Haut zu retten, sodass er auf einmal ganz allein dastand. Er starrte weiter zu der gespenstischen Gestalt auf dem Dach hinauf.
    McIlwraiths Mantelschöße flatterten hinter ihm im Wind, sein grauhaariger Kopf leuchtete in der Sonne. Obwohl Spandrel inmitten all des Geschreis und Getrampels nicht sicher sein konnte, glaubte er, McIlwraith in echter Belustigung über die Szene unter ihm lachen zu hören. Dann verstummte der Schotte jäh. Langsam und scheinbar voller Genuss zückte er sein Schwert. Die Klinge glitzerte im Sonnenlicht. McIlwraith hielt es von sich, als wolle er den Angriff eines anderen, unsichtbaren Kriegers parieren.
    Plötzlich explodierte die Mine mit einem grellen Blitz und ohrenbetäubendem Dröhnen. Die gesamte obere Hälfte des Turms verschwand in einem Inferno aus lodernden Flammen, Rauch und fliegenden Steinen. Spandrels letzter Gedanke, bevor ihn etwas an der rechten Schläfe traf, war, dass McIlwraith nun nicht mehr zum Richtplatz geschleift, gehängt und gevierteilt werden konnte. Ebenso wenig würde er seinen Kopf bergen müssen. McIlwraith war vor Walpoles Zugriff sicher. Für immer und ewig.

41 Der Kreis schließt sich
    Spandrel nahm am Rande wahr, dass oberhalb seines Ohres eine Wunde gewaschen und versorgt und ihm ein Verband um den Kopf gewickelt wurde, doch das Bewusstsein sollte er erst bedeutend später wiedererlangen. Als er zu sich kam, bemerkte er zunächst nur, dass er in einem kahlen, halb dunklen Zimmer im Bett lag. Das Zwielicht deutete auf Morgen- oder Abenddämmerung hin, was davon, war ihm unklar, und irgendwie interessierte es ihn auch nicht. Im nächsten Augenblick war er schon wieder eingeschlafen.
    Bei seinem nächsten Erwachen war das Licht kräftiger und sein Verstand wieder zu logischem Denken in der Lage. Das Bett war weich und großzügig mit Decken ausgestattet. Das Fenster hatte keine Gitter, dennoch erinnerte ihn etwas an diesem Zimmer an eine Zelle. Er richtete sich auf, wobei ihm dumpfe, pochende Kopfschmerzen zu schaffen machten, und betastete seinen Kopfverband. Leicht erstaunt stellte er fest, dass er noch einen Kopf hatte, den man ihm verbinden konnte. Dann stieg er aus dem Bett, stakste auf unsicheren Beinen zum Fenster und sah hinaus.
    Eine hohe Mauer und ein steiler Burggraben fielen in eine Schwindel erregende Tiefe hinab. Der Fluss am Fuß der Burg musste die Themse sein, und die sich an ihr Ufer schmiegende Stadt Eton. Darauf ließ das Gotteshaus schließen, das nur die Collegekapelle sein konnte. Er befand sich also auf Windsor Castle, und zwar nicht, wie ihm der kahle Raum bestätigte, als Ehrengast. Er ging zur Tür und drückte die Klinke hinunter. Wie vermutet, war die Tür verriegelt. Er war tatsächlich ein Gefangener. Auch das hatte er nicht anders erwartet.
    Laut und lange hämmerte er gegen die Tür. Wenn sich Wärter in der Nähe aufhielten, würden sie bestimmt herbeieilen. Niemand antwortete. Vielleicht hatte man nicht damit gerechnet, dass er so

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