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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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die Art meiner Niederlage wählen? Das ist nicht der Weg eines Soldaten.«
    »Lassen Sie den Jungen frei«, bat Estelle. »Wir werden sagen, wir wüssten nicht, wer Sie sind oder wohin Sie gegangen sind. Das verspreche ich Ihnen.«
    »Ich weiß, wie verlässlich Ihre Versprechen sind, Madam.« »Auf dieses eine können Sie sich verlassen.« »Das glaube ich nicht. Der Balg weiß schon zu viel, als dass Sie meine Anonymität gewährleisten könnten. Was hätte Sie abgesehen davon hierher führen können, wenn nicht diese Geschichte über eine verflossene Liebe, die ich Spandrel damals in Bern erzählt habe?«
    »Sie könnten, lange bevor Ihnen etwas zur Last gelegt wird, das Land verlassen haben.«
    »Mich im Exil verstecken? Was für Reichtümer Sie mir versprechen.«
    »Vielleicht keine Reichtümer, aber das Beste, was wir uns vorstellen können.«
    »Und Ihre Belohnung? Eine lange Verweildauer im Phoenix House?«
    »Vielleicht.«
    »Andererseits dürfte Spandrels Mutter ihren Lebensabend in Frieden verbringen. Und Spandrel bliebe ein Fehlurteil der holländischen Justiz erspart. Ist es das, was übrig bleibt?«
    »Ja.«
    »Das, was am Ende übrig bleibt.« McIlwraith stieß einen Seufzer aus. Sein Blick wanderte an ihnen vorbei zu den sanften grünen Hügeln des Waldes. »Walpole ist ein trefflicher Jäger, habe ich mir sagen lassen. Und anscheinend fehlt es ihm weder an Füchsen noch an Hunden. Er züchtet das eine wie das andere. Was für ein Verständnis der Mann doch von der Wirtschaft hat. Sie haben natürlich Recht, Spandrel, ich liege mit dem Vater im Streit, nicht mit dem Sohn.«
    Mit einem Schlag keimte in Spandrel Hoffnung. »Sie lassen den Jungen gehen?«
    »Entweder das oder ihn töten. Und ich möchte lieber für die Ermordung des Schatzmeisters als für die seines Sohnes hängen. Sie können folglich davon ausgehen, dass...«
    »McIlwraith!«, drang Wagemakers sich überschlagende Stimme zu ihnen nach oben. »Wir sind entdeckt!«
    McIlwraith, Spandrel und Estelle wirbelten herum. Tatsächlich kam ein Trupp der Infanterie mit in der Sonne glitzernden Musketen den Weg heruntergestürmt. Sie waren entdeckt worden. Oder verraten.
    »Na gut«, knurrte McIlwraith. »Anscheinend hat mir jemand die Entscheidung abgenommen.«

40 Unter Belagerung
    »Stehen bleiben!«, brüllte jemand.
    Erst dachte Spandrel, er und die anderen im Turm seien damit gemeint, ehe er begriff, dass der Schrei Tiberius Wagemaker galt. Dieser war mit einer Pistole in der Hand zur Außentreppe gejagt und befand sich bereits auf halber Höhe. »Sie haben uns reingelegt, McIlwraith!«, schrie er, im Klettern unentwegt nach oben starrend. »Spandrel und diese Teufelin!« »Halt, oder wir schießen!«
    Doch Wagemaker blieb nicht stehen. Vielmehr kam es Spandrel so vor, als hätte er überhaupt nichts gehört. Auch konnte er im Gegensatz zu ihnen nicht sehen, wie die Musketiere auf ihn anlegten. »Halt, habe ich gesagt!«
    Wagemaker hob seine Pistole, spannte gleichzeitig den Hahn und richtete sie auf Spandrel. Im selben Moment wurde unten ein Befehl gebellt, und die Musketen explodierten.
    Mehrere Kugeln trafen Wagemaker in den Rücken. Er bog sich nach hinten und feuerte verzweifelt in die Luft. Das Donnern des Schusses schluckte den letzten Schrei aus seinem zur Grimasse verzerrten Mund. Dann fiel er, prallte mit dem Kopf zuerst auf der Steinstufe auf, überschlug sich und landete mit einem dumpfen Knall auf dem Boden wie ein schwerer Getreidesack.
    »Keine Bewegung«, sagte McIlwraith leise und ließ seine Pistole sinken, sodass man sie hinter der Brüstung nicht mehr sehen konnte. »Und kein Wort, solange ich Sie nicht dazu auffordere. Ich denke, Wagemaker hat uns gezeigt, was uns blüht, wenn wir übereilt handeln.«
    »Ihr drei auf dem Dach!« Hinter den sich auflösenden Rauchschwaden aus den Musketen kam die untersetzte Gestalt eines mit zahllosen Orden geschmückten Offiziers zum Vorschein. »Ich bin Colonel Negus, zweiter Kommandant von Windsor Castle. Ich habe Grund zu der Annahme, dass ein Zögling des Colleges von Eton, Master Edward Walpole, hier gegen seinen Willen festgehalten wird. Ich verlange seine sofortige und bedingungslose Freilassung!«
    »Sie werden den Jungen im unteren Raum antreffen!«, rief McIlwraith zurück. »Den Türschlüssel finden Sie in der Jackentasche des Burschen, den Ihre Männer soeben erschossen haben.«
    »Wie ist der Zustand des Jungen?«
    »Er ist am Leben und einigermaßen gesund, wenn auch

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